Martina Meuth und Bernd „Moritz“ Neuner-Duttenhofer haben mit dem Apfelgut ein Paradies geschaffen. Jetzt steht es zum Verkauf. Foto: Otto

Es ist ein Abschied mit Wehmut – aber wohlüberlegt. Wir haben mit den Fernsehköchen Martina und Moritz gesprochen, warum sie ihr Apfelgut verkaufen und welche Pläne sie jetzt haben.

Wer das Apfelgut von Martina Meuth und Bernd „Moritz“ Neuner-Duttenhofer in Sulz-Hopfau betritt, der fühlt sich sogleich wie in einer anderen Welt. Es ist ein Paradies, was sich die beiden beliebten Fernsehköche da geschaffen haben.

 

Schon der Weg durch den großen Garten ist ein Erlebnis. Ein Feigenbaum trägt bereits schwere Früchte, ein Meer von Rosen blüht, Kräuter duften und die Zitronen im Garten leuchten mit den kleinen Zitronen an Martinas Halskette um die Wette.

Ganz ausruhen wollen sie sich nicht

Moritz serviert auf der Terrasse mit Blick auf Hopfau, den großen Park des Guts und die vielen Apfelbäume einen hervorragenden Espresso. Und inmitten dieser malerischen Kulisse – insgesamt gehören 478 000 Quadratmeter zum Anwesen – wird klar, dass ihnen der Entschluss, all dies nun zu verkaufen, alles andere als leicht gefallen sein dürfte.

„Es ist ein komisches Gefühl. Wir wissen ja nicht, wie sich die Dinge nun entwickeln“, sagt Martina. Doch der Entschluss ist lange gereift. Auch wenn beide sich künftig keineswegs „im Schaukelstuhl ausruhen“ wollen, so schwinden doch langsam die Kräfte.

Fernsehköche und Autoren

„Mein Mann kann keine Minute still sitzen, muss immer im Garten werkeln“, schmunzelt Martina. Doch inzwischen überwiege auch die Erschöpfung. Martina ist 76 Jahre alt, Moritz wird 82 – „ zum Glück sind wir gesund“, freuen sie sich. „Auch wenn mir im Internet dauernd Krankheiten angedichtet werden“, schmunzelt Moritz.

Seit seinem Achtzigsten hätten sie die Dinge etwas zurückgefahren, so wie sie es schon vorab geplant hatten. Früher fand hier ein Kochkurs nach dem anderen statt – und das neben allen anderen Projekten, die die Fernsehköche und Autoren noch so stemmen.

Drehort für Jahrzehnte

Für ihre vielfältige Arbeit sei das Apfelgut all die Jahrzehnte einfach optimal gewesen, blicken beide dankbar zurück. In der großen Küche im Haus wurden von 1988 an bis 2013 die Kochsendungen gedreht, später dann in der neuen Kochschule in einem anderen Gebäude. Im Garten wuchsen das passende Gemüse und die Kräuter heran – „und der Park bot für Außendrehs die perfekte Kulisse“, erinnert sich Martina.

Jetzt wünschen sie sich, dass all dies einen neuen Nutzen findet. „Wie schmerzhaft der Abschied wird, das wird sich zeigen, je nachdem wie es hier weitergeht“, sagt Moritz. Er ist in diesem Haus geboren und aufgewachsen. Sein Urgroßvater Max Duttenhofer, Pulverfabrikant in Rottweil und europaweit tätiger Unternehmer, hatte das ehemalige Rittergut Neunthausen gegen Ende des 19. Jahrhunderts gekauft und ausgebaut.

Er war, wie Moritz berichtet, an der Landwirtschaft interessiert und hat hier den Obstanbau intensiviert, vor allem Tafel- anstelle von Mostobst gepflanzt. „Der Erfolg gab ihm recht.“ Seither hätten „mehrere Generationen hier Zeug reingeschafft“, wie der heutige Hausherr schmunzelnd meint.

Ein wahrer Schatz

Das Haus ist in der Tat eine wahre Schatzkiste. In der Halle zeugt die Ahnengalerie von der reichen Geschichte. Der prächtige Tisch im Esszimmer – eher ein Saal – kann für bis zu 45 Personen ausgezogen werden. Wenn die Fernsehköche daran denken, wie viele Gäste und Kochschüler hier schon gesessen haben, geraten sie ins Schwärmen. „Es sind viele Freundschaften entstanden“, sagt Martina.

Küche mit besonderem Charme

Und unten im Keller fühlt man sich plötzlich doch selbst ein bisschen wie im Fernsehen: Die Küche versprüht besonderen Charme mit viel Liebe zum Detail. Allein an der „Sammlung zum Kurbeln“ mit Dutzenden Mühlen und Kurbelschälern könnte man lange verweilen und Moritz’ Fachwissen lauschen.

Jetzt aber ist klar: All dies ist bald Vergangenheit. Oder vielleicht kann es doch zum Teil erhalten werden? Einige Anfragen zum Verkauf hätte es schon gegeben, verrät Martina. Sie könnte sich gut vorstellen, dass das das Apfelgut weiterhin als Gästehaus oder Eventhaus eines großen Unternehmens dienen könnte – für Austausch, Schulungen, Inspiration. „Max Duttenhofer war ja ein Mitbegründer von Daimler – unter anderem“, nennt sie einen historischen Kontext, der den Kreis schließen würde.

Martina und Moritz – ein Paar seit fast 50 Jahren

Klar ist bereits, wie es für sie persönlich weitergeht. „Wir werden wieder nach München ziehen, dahin,wo unsere Geschichte angefangen hat“, verrät Martina mit einem liebevollen Blick zu ihrem Mann. 1976 haben sie sich kennengelernt, beide waren damals beim Burda-Verlag tätig, sie für die „Freundin“, er für „Meine Familie und ich“.

Jetzt wünschen Sie sich, dass ihr Lebenswerk, das Apfelgut in Hopfau, an jemand weitergegeben werden kann, „der gut damit umgeht“. Es ist ihnen und der Region zu wünschen.