Der 86 Hektar große Bannwald Untereck bei Albstadt hat eine wertvolle Ergänzung erhalten. In Richtung Meßstetten wurde in direkter Nachbarschaft das Gebiet Untereck-Winkelgrad mit einer Fläche von 40 Hektar neu als Bannwald ausgewiesen.
Die Freude stand allen Anwesenden ins Gesicht geschrieben: Rund 40 Hektar des Gebietes Untereck-Winkelgrat zwischen Meßstetten und Laufen sind nun als Bannwald ausgewiesen. „Wir sind richtig stolz, dass es gelungen ist, diesen Bannwald auszuweisen“, so Landrat Günther-Martin Pauli.
Christian Beck, Leiter der Forstbehörde beim Landratsamt Balingen, betonte, dass es bisher einmalig sei, dass sich Kreis, Kommunen, der Bund Naturschutz Neckar-Alb (BNAN) und Privatbesitzer zusammentun, um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und damit eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Zwischen Tieringen und Laufen wächst „der Urwald von morgen“ heran
Klaus Richert, Leiter des Forstamtsbereichs Albstadt, steuerte Zahlen bei: Schon vor 100 Jahren sei die Keimzelle des Bannwalds Untereck entstanden, in einem vier Hektar großen Wasserloch, das als Wildruhezone diente.
Daraus entstand 1939 zwischen Laufen und Meßstetten der Bannwald „Untereck“, der 2010 von der Forstdirektion Tübingen ausgewiesen wurde. In diesem ist gar keine Bewirtschaftung erlaubt. So soll sich ein „Urwald von morgen“ entwickeln.
Der Plan, den Bannwald zu vergrößern, ruht laut Oberbürgermeister Roland Tralmer schon lange in der Schublade.
Im Februar 2022 beschloss der Albstädter Gemeinderat die Erweiterung des Bannwalds um 29 Hektar und beauftragte die Verwaltung, zusammen mit dem Forstamt die nötigen Schritte einzuleiten. Bereits im November 2021 hat die Stadt Meßstetten zugestimmt, neun Hektar zuzusteuern.
Die Hinweisschilder am Eingang zum Bannwald sollen ersetzt werden
Umfangreiche Beteiligungsverfahren waren notwendig, und so mancher Kampf musste mit den Naturschützern ausgetragen werden. Zusammen mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg wurde die fachliche Eignung der vorgeschlagenen Flächen mit positivem Ergebnis geprüft.
Am 6. August unterzeichnete Regierungspräsident Carsten Gabbert die Ausweisung des Bannwaldgebiets Untereck-Winkelgrad und veröffentlichte sie im Gesetzesblatt. Die alten Hinweisschilder am Eingangsbereich werden ersetzt; sie weisen darauf hin, dass das Betreten des Bannwaldes auf eigene Gefahr erfolgt.
Schroft sieht in den Ökopunkten eine klare Win-Win-Situation
Thema waren auch die Ökopunkte, die anteilig zu den beigesteuerten Hektar gutgeschrieben werden – Meßstetten erhält 360 000 Ökopunkte. Sie kommen zum Einsatz, wenn es um die Berechnung von Natureingriffen durch Bauprojekte und deren Ausgleich geht.
Klaus Richert sieht in den Ökopunkten eine Belohnung. An erster Stelle stehe der Natur- und Artenschutz; aber man wäre falsch beraten, diese Punkte nicht anzunehmen. Auch Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft sieht darin eine klare Win-Win-Situation.
Der Bund Naturschutz Alb-Neckar verzichtet ganz darauf, betonte Horst Geupel. Dessen Schwerpunkt liege in der Pflege und Erhaltung wertvoller Biotope, Wiesen, Heideflächen, Streuobstwiesen, Teiche und besonderer Waldstücke.
Info
Die Bannwald-Idee
hat im heutigen Bundesland Baden-Württemberg bereits eine lange Tradition: Schon im Jahr 1911 entstand der erste Bannwald „Wilder See“ bei Baiersbronn im Schwarzwald. Er geht auf eine Empfehlung von Christian Wagner, damals Professor für Forstwirtschaft, aus dem Jahre 1908 zurück, den zu jener Zeit schon recht unberührten Wald für die Zukunft zu erhalten.