Jenischer Wanderhändler aus Wildenstein, 1918. Foto: Archiv Jakob Kronenwetter Foto: Schwarzwälder Bote

Vortragsreihe: Anja Joos gibt Einblicke in Vergangenheit und Gegenwart

Baiersbronn. Der vierte Vortrag in der aktuellen Reihe "Baiersbronner Geschichte(n)" steht unter dem Titel "Jenische – die ›unbekannte Minderheit‹". Der Vortrag findet am Mittwoch, 31. Januar, ab 19 Uhr im Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium, Hintergebäude, Raum B 1.2, in Baiersbronn statt. Der Eintritt ist frei.

Der Vortrag, zu dem der Heimat- und Kulturverein der Gesamtgemeinde Baiersbronn einlädt, widmet sich einer Minderheit, die auch im Landkreis Freudenstadt lebt und arbeitet, deren Geschichte aber weitgehend unbekannt ist und auch kaum erforscht, heißt es in der Ankündigung. Die Angehörigen der jenischen Minderheit leben vor allem in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und dem Elsass. Aufgrund ihrer mobilen Arbeits- und Lebensarrangements wurden sie in der Vergangenheit auch oft "Landfahrer" genannt, heute sind die meisten Jenischen jedoch sesshaft. Früher zogen sie über das Land, um den Bauern und Stadtbewohnern ihre Arbeitskraft anzubieten. Sie verdienten ihr Geld zum Beispiel als Messerschleifer, Bürstenbinder, Korbflechter, Schausteller oder Schirmflicker.

Die Jenischen verfügen über eine reiche Kultur mit langer Tradition und eigener Sprache. So gibt es auch Wörterbücher zur jenischen Sprache. Ihre Geschichte ist gekennzeichnet von Ausgrenzung und Diskriminierung. Im Nationalsozialismus wurden sie verfolgt und ermordet.

In jüngerer Zeit gibt es vermehrt Initiativen, wodurch die "unbekannte Minderheit" in der Öffentlichkeit wieder stärker wahrgenommen wird. So ist in Singen am Hohentwiel ein jenisches Kulturzentrum geplant. In der Schweiz sind die Jenischen seit Jahren als Minderheit anerkannt. Der Vortrag soll einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart der jenischen Minderheit geben.

Die Referentin, Anja Joos, studierte Soziologie und Gender Studies an der Universität Konstanz. Zurzeit ist sie Doktorandin am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und assoziiertes Mitglied der Forschergruppe "Cultures of Mobility in Europe".