Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg † Foto: Melle Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg ist im Alter von 84 Jahren gestorben

Albstadt-Lautlingen. Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg, ein überzeugter "Alt-Lautlinger", ist plötzlich und unerwartet im Alter von 84 Jahren an seinem Wohnort Zürich gestorben. Um ihn trauern seine Schwester Kon-stanze von Schulthess und seine Brüder Berthold und Franz Ludwig – die Schwester Valerie ist 1966 gestorben – und darüber hinaus die ganze Familie Schenk von Stauffenberg: Sie ließ verlauten, sie habe ein von allen geliebtes und nicht zuletzt wegen seines großen Engagements für die Familie hoch angesehenes Mitglied verloren.

Heimeran wurde am 9. Juli 1936 in Bamberg als zweites von fünf Kindern des damaligen Oberleutnants Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Nina, geborene Freiin von Lerchenfeld, geboren. Dienst- und Wohnort war damals Hannover, kurz danach Berlin und zwei Jahre später Wuppertal, wo Heimeran 1939 den Kriegsausbruch erlebte und danach seinen Vater nur noch in dessen Urlauben sah. Im Herbst 1943, nach der schweren Verwundung des Vaters, zog die Familie zu den Großeltern Lerchenfeld nach Bamberg. Zuvor war sie seit dem Frühjahr 1942 wegen der Luftkriegsgefahr zur Großmutter Stauffenberg in Lautlingen ausgewichen. Dort wurde Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg auch eingeschult.

Die Sommerferien 1944 verbrachte er in Lautlingen. Am 20. Juli veränderte das Attentat des Vaters auf Adolf Hitler das Schicksal der Familie nachhaltig. Die schwangere Mutter wurde verhaftet und sah ihre Kinder erst im Juli 1945 wieder. Heimeran wurde mit seinen Geschwistern, Vetter und Cousine in einem Kinderheim in Bad Sachsa interniert, wo die Kinder keinen Kontakt zu anderen Familienmitgliedern hatten und auch keinen Schulunterricht erhielten. Sie erlebten dort das Kriegsende und kehrten erst im Juni 1945 nach Lautlingen zurück.

Dort wohnte die Familie bis 1953; erst als im Bamberger Haus die Kriegsschäden behoben waren, konnte sie dorthin umsiedeln. Zwei Jahre wurden Heimeran und sein ältester Bruder in Lautlingen von einem Hauslehrer unterrichtet und holten dabei auch das verlorene Schuljahr nach. Danach besuchte Heimeran die Oberschule in Ebingen und folgte dann seinem Bruder ins Internat in Schloss Salem. Dort blieb er, abgesehen von einem Austauschjahr in den USA, bis zum Abitur im Jahr 1956.

Von Amerika über Brüssel nach Zürich

Anschließend absolvierte er in Bremen und Hamburg eine Lehre als Reedereikaufmann und arbeitete als solcher 18 Monate in Kuba, wo er den Umsturz und Fidel Castros Machtübernahme erlebte. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in München und Lausanne fand er eine Anstellung bei einer Unternehmensberatung in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts und unternahm Dienstreisen in die ganze Welt. Später arbeitete er in Brüssel; dort wechselte er zu einer US-Firma für Sanitärbedarf und Ventilatoren und wurde Repräsentant ihrer europäischen Tochterfirmen. 1973 wurde Zürich sein Dienstsitz; dort wohnte er bis zu seinem Tode. 1978 machte er sich selbstständig und übernahm schließlich eine Firma für Metall-Präzisionsbearbeitung in Wuppertal, die er bis zuletzt mit Erfolg leitete, auch in der Corona-Krise.

Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg blieb unverheiratet und kinderlos; seine Freizeit widmete er dem Sport – er war ein leidenschaftlicher und brillanter Skiläufer und pflegte einen großen Teil des Winters in Zürs zu verbringen. Vor zwei Jahren wäre er fast an einer Legionelleninfektion gestorben – er wurde erst nach zwei Tagen Bewusstlosigkeit durch Zufall gefunden – , erholte sich aber wieder. Im Frühjahr 2020 erlitt er erst einen Oberschenkelbruch und erhielt dann am anderen Bein ein neues Kniegelenk. Auch von dieser Operation erholte er sich gut und trainierte bereits fleißig für die Skisaison.

Umso mehr hat die Familie sein plötzlicher Tod erschüttert. "Heimeran Schenk Graf von Stauffenberg war ein liebenswürdiger und stets hilfsbereiter Mensch, der von der Familie, besonders von seinen Geschwistern und auch von der jungen Generation, geliebt wurde", teilt sie mit. Stets habe er Lautlingen als seine Heimat betrachtet; oft sei er zu Veranstaltungen gekommen, besonders zum Gedenken an den 20. Juli 1944.