Krieg und Zerstörung: der Künstler Yadegar Asisi verarbeitet in seinem Panoramabild die Folgen der Luftangriffe auf Dresden. Foto: imago images / Hohlfeld

Der Schrecken des Zweiten Weltkriegs war der Welt lange Zeit ein warnendes Beispiel. Doch die Nachkriegswelt, die im Bann dieser Naherfahrung der Apokalypse stand, löst sich auf. Was kommt, ist ungewiss. Überlegungen zum 8. Mai, 80 Jahre nach Kriegsende.

Das Wort von der Zeitenwende hat Konjunktur. Es ist kein Modewort, kein Hype, keine mediale Phantasmagorie. Der Krieg ist zurück in Europa. Wir sehen Bilder von Städten und Dörfern in der Ukraine, die sich nicht von jenen unterscheiden, die Deutschland am Ende des Zweiten Weltkriegs darbot. Im Osten Europas herrscht Kriegsangst; in der Mitte, in Deutschland, weicht das Wohlleben der Bangigkeit. Die Welt rüstet auf. Russland besinnt sich auf alte, imperiale Träume. Die Vereinigten Staaten verwandeln sich vom wohlwollenden Hegemon zu einer dunklen, unberechenbaren Macht. Am 8. Mai jährt sich zum achtzigsten Mal jener Tag, von dem eine für uns glückliche Weltordnung ihren Ausgangspunkt nahm, die nun vergeht. Es ist der Tag der Kapitulation Deutschlands, das Ende des verheerendsten Krieges, den die Welt bis dahin durchlitten hatte, der Schlusspunkt des Zweiten Weltkrieges – zumindest in Europa; Japan streckte erst am 2. September 1945 nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki die Waffen.