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Tatverdächtige kommen aus dem Sicherheitsgewerbe. Fremdenfeindlicher Hintergrund kann ausgeschlossen werden.

Villingen-Schwenningen - Mitarbeiter aus dem Sicherheitsgewerbe sollen den Handgranatenanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen begangen haben. Vier Tatverdächtige wurden vorläufig festgenommen. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund wird ausgeschlossen.

Während die Villinger Narren noch in Schunkellaune waren, hatte die Polizei gestern Abend erklärt, wer für den Granatenwurf auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft am 29. Januar verantwortlich ist.

Vorausgegangen war dieser Erfolgsmeldung eine akribische Arbeit der Polizei: Die 75 Ermittler der Sonderkommission "Container" hatten seit zwölf Tagen mehr als 100 Personen vernommen und eine große Zahl von Spuren ausgewertet und abgearbeitet – nun konnte am Fasnetsdienstag der große Durchbruch in den Ermittlungen vermeldet werden.

"Am Montagnachmittag und Dienstagvormittag konnten durch die Ermittler der Sonderkommission insgesamt vier tatverdächtige Männer im Alter zwischen 22 und 37 Jahren – überwiegend mit osteuropäischem Migrationshintergrund – vorläufig festgenommen werden", so Thomas Sebold, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Drei der vier vorläufig festgenommen Tatverdächtigen im Alter von 23, 27 und 37 Jahren wurden gestern Nachmittag dem zuständigen Haftrichter vorgeführt.

Gegen die drei Beschuldigten seien Haftbefehle wegen eines Verbrechens gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erlassen worden. Sie seien in Justizvollzugsanstalten eingeliefert worden. Bei den Festnahmen und den richterlich angeordneten Durchsuchungen seien teilweise auch Spezialkräfte der Polizei beteiligt gewesen.

In den zurückliegenden Tagen sei es der Sonderkommission gelungen, Hinweise auf die im Sicherheitsgewerbe arbeitenden Tatverdächtigen zu erhalten und einen Tatverdacht zu konkretisieren. Die aus dem Landkreis Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis stammenden Männer stehen im Verdacht, am Geschehen, das zum Handgranatenwurf am 29. Januar bei der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Villingen geführt hat, beteiligt gewesen zu sein.

"Zu den Hintergründen der Tat in der Dattenbergstraße beziehungsweise zur Motivation der vier Tatverdächtigen kann derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen, auch in den kommenden Tagen, nicht im Detail berichtet werden", so Sebold. Allerdings dürften nach Aussagen der Polizei Konflikte, die zwischen den im Schwarzwald-Baar-Kreis tätigen Sicherheitsunternehmen bestehen, die Ursache sein.

Vor dem Hintergrund der bisherigen Ermittlungen und den umfangreichen Überprüfungen von Personen die anderweitig bereits, ohne Zusammenhang mit der Tat, durch fremdenfeindliche Aktionen aufgefallen sind oder entsprechenden rechtsradikalen Organisationen zugeordnet werden, ergaben sich laut Angaben der Polizei keine Anhaltspunkte für eine fremdenfeindliche Tat.

Vermutungen, wonach die Tat beispielsweise ein Racheakt auf die Festnahme des Altermedia-Administrators Ralph Thomas K. hätte sein können, sind nun seit gestern hinfällig.

Bei den Ermittlungen wurde die Sonderkommission Container durch Spezialisten des Bundeskriminalamtes, des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg und den Ämtern des Verfassungsschutzes unterstützt.

Die Arbeit der Sonderkommission ist mit den Festnahme- und Durchsuchungsaktionen noch nicht abgeschlossen, denn laut Polizei müssen noch weitere Ermittlungsansätze beziehungsweise Spuren ausgewertet und weiterverfolgt werden, um den Sachverhalt abschließend zu klären.