Der Skelettfund im Wald bei Furtwangen gibt Rätsel auf. (Symbolbild) Foto: dpa

Jäger stolpert über menschliche Überreste. Todesursache unklar. Kriminalpolizei Villingen ermittelt.

Furtwangen-Oberkatzensteig - Was manche Furtwanger nur gerüchteweise gehört haben, hat die Polizei auf Nachfrage nun offiziell bestätigt: Im Wald bei Oberkatzensteig lag eine Leiche im Unterholz. Übrig waren nur die Knochen. Die Todesumstände sind rätselhaft.

Nur der Zufall wollte, dass die Leiche gefunden wird. Eine Drückjagd mit Hunden in einem ausgedehnten Waldstück bei Oberkatzensteig brachte ans Licht, was womöglich schon jahrelang dort gelegen hat: eine menschliche Leiche, von der nur noch Knochen übrig waren. Einer der Jäger stolperte über den Fuß des Toten.

Ein Teilnehmer der Jagd, der lieber anonym bleiben möchte, erzählt: "Ein Jagdkollege kam zu mir und sagte: ›Ich habe eine Leiche gefunden‹. Da schaut man schon mal ungläubig. Das kommt nicht alle Tage vor."

Danach riefen die Jäger die Polizei, die mit einem Zivilfahrzeug ausrückte. Sie hätten, so schildert der Augenzeuge weiter, die Knochen aufgesammelt und mitgenommen. "Ich habe einen Beckenknochen, die Arme und die Beine gesehen. Sie waren total blank und vom Moos überwachsen", erzählt er. "Es war nichts mehr da, außer die Knochen."

Später sei ein Bestatter in den Wald gekommen, der die Reste aufgesammelt hätte. "Da sieht man jetzt nichts mehr", sagt der Augenzeuge. "Da muss man gar nicht erst suchen", appelliert er an Sensationslustige.

Geschlecht steht noch nicht fest

Was der Augenzeuge beschreibt, ereignete sich bereits am vergangenen Samstag. Weil es zum jetzigen Zeitpunkt kaum belastbare Tatsachen gebe, habe die Polizei den Fall bislang nicht veröffentlicht. In den vergangenen Tagen brodelte deshalb die Gerüchteküche in Furtwangen: Wurde wirklich eine Leiche gefunden, oder ist es ein Märchen? Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten bestätigt Harri Frank, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Tuttlingen, nun offiziell: "Wir gehen davon aus, dass es sich um Menschenknochen handelt." Die Ermittler der Kriminalpolizei Villingen haben derweil ihre Arbeit aufgenommen.

Doch bislang stehen sie vor einem Rätsel: Weil die Leiche nur aus Knochen besteht, konnten sie bislang nicht einmal mit endgültiger Sicherheit das Geschlecht der Leiche feststellen. Wie Frank weiter berichtet, sei unklar, wie alt der Tote war und wie lange er schon in dem Waldstück lag. Aufgrund des Zustands der Leiche schätzt er: "Vermutlich deutlich länger als ein Jahr."

Die sterblichen Überreste würden die Gerichtsmediziner am Universitätsklinikum in Freiburg untersucht. Bis es Ergebnisse gibt, könne es Wochen dauern. Mehr stehe zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht fest, berichtet der Polizeipressesprecher.

Informierte Polizeikreise gingen gegenüber des Schwarzwälder Boten dagegen ins Detail. So sei die Leiche "50 Meter" entfernt von einem Waldweg gelegen. Zudem sei der rechte Fuß abgetrennt gewesen – er lag einige Meter neben dem Fundort. Zudem fanden die Ermittler vor Ort einen roten Rucksack, ein rot-weiß-braunkariertes Hemd, mehrere flache Schnapsflaschen und das Schmerzmittel Ibuprophen. Der Augenzeuge vermutet deshalb: "Vielleicht war es ein Selbstmord?"

Ein interessantes Fundstück seien die Schuhe: "Größe 45", "aus Leder", so heißt es aus informierten Kreisen weiter. Es liege deshalb nahe: "Die Knochen gehören eher zu einem Mann. Frauen haben wahrscheinlich keine so großen Füße."

Tiere unterscheiden Fleisch von Menschen nicht von Aas

Ein bestimmtes Detail verrät Polizeipressesprecher Frank im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten doch noch: "Es wurden vereinzelte Knochen gefunden, wir sprechen nicht von einem Skelett." Diese Information könnte in den nächsten Wochen, wenn das rechtsmedizinische Gutachten vorliegt, brisant werden: Wurde die Leiche zerstückelt und nur Teile von ihr im Wald in Oberkatzenbach abgelegt?

Der Augenzeuge, selbst Teilnehmer an der Drückjagd, erklärt: Die Tiere unterscheiden nicht zwischen Aas und Menschenfleisch. Daher könne es auch "schon sein", dass ein Fuchs sich am Leichnam zu schaffen machte und einzelne Teile verschleppte. Doch der versierte Jäger, der den Toten mit eigenen Augen aus kurzer Distanz betrachten konnte, sagte im Gespräch auch: "Die Knochen waren nicht von Wild verzogen."

Ob der Anblick schlimm für ihn war? "Nein, eine Wiederbelebung muss man ja nicht machen. Die Leute lassen einen Schrei ab, weil sie es in Krimis sehen."

War die Leiche im Wald in Oberkatzensteig das Opfer eines kaltblütigen Verbrechens? Zerstückelte der Mörder die Leiche? Die Ermittler sind dabei, Licht ins Dunkel zu bringen. Die Ermittlungen dauern an.