Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2 auf. Laut Atomgesetz wird das Kraftwerk am 15. April abgeschaltet. Foto: Weigel//Armin Weigel

Mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke am 15. April ist der Atomausstieg in Deutschland vollzogen. Die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Emmendingen-Lahr haben dazu völlig gegensätzliche Meinungen.

Nachdem die Politik wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der daraus folgenden Energiekrise noch einmal einen Aufschub gewährt hatte, gehen am 15. April auch die letzten drei aktiven Meiler Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland vom Netz. Damit wird der Atomausstieg in Deutschland vollzogen. Den Beschluss hatte der Bundestag am 30. Juni 2011 gefasst. Auslöser war damals die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011. Die hiesigen Abgeordneten bewerten den Atomausstieg völlig gegensätzlich.

Ist das Abschalten der Atomkraftwerke kluge Energiepolitik oder ein Fehler?

Yannick Bury (CDU): „Die Atomkraftwerke ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt abzuschalten ist und bleibt falsch und kann sich noch bitter rächen. Wir sind noch immer inmitten einer akuten Energiekrise, in der es auf jede produzierte Kilowattstunde und damit auf pragmatische Politik ankommt. SPD und Grüne nehmen aus Ideologie in Kauf, dass die Strompreise für Verbraucher und Industrie teurer als nötig bleiben und es fraglich ist, ob wir ohne Versorgungsprobleme durch den nächsten Winter kommen. Der FDP fehlt die Kraft, diesen Kurs zu korrigieren.“

Johannes Fechner (SPD): „CDU und FDP haben 2011 das Abschalten der Atomkraftwerke bis 2022 beschlossen. Deren damalige Argumente überzeugen mich auch heute noch: Wir brauchen den Atomstrom nicht. 16 der vormals 19 deutschen Kernkraftwerke wurden ohne Probleme abgeschaltet. Der Neubau von Atomkraftwerken kostet Milliarden, nur vier Länder in der EU bauen deshalb derzeit noch Atomkraftwerke. Es gibt bis heute kein Endlager und wenn wir eines haben, wird dessen Bau und jahrtausendelanger Betrieb viele Milliarden kosten.“

 

Thomas Seitz (AfD): „Der Ausstieg aus der Kernkraft ist eine Katastrophe für Deutschland. Als Angela Merkel diese falsche Entscheidung traf, war mit dem günstigen Gas aus Russland wenigstens noch eine grundlastfähige Alternative vorhanden. Diese Alternative wird uns auf absehbare Zeit fehlen und trotzdem bleiben SPD, FDP und Grüne bei Ihrem Nein zu bezahlbarer Energie. Das ist ein vorsätzlicher Anschlag auf die deutsche Wirtschaft, zumal zusätzlich auch noch der Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant ist.“

Wo bekommen wir in Zukunft eigentlich unseren Strom her?

Yannick Bury (CDU): „Aus klimaschädlicher Kohlekraft, die nun verstärkt genutzt wird, und aus dem Ausland. Beides ist verantwortungslos. Die Kohlekraftwerke, die nun zur Kompensation der drei Kernkraftwerke gebraucht werden, stoßen jährlich 30 Millionen Tonnen zusätzliches CO2 aus. Zudem erhöhen SPD, FDP und Grüne sehenden Auges die Abhängigkeit von Energie aus dem Ausland. Wie die Energie im Ausland produziert wird, ist der Koalition übrigens egal.“

Johannes Fechner (SPD): „Erneuerbare Energien sind viel billiger, effektiver und vor allem viel einfacher auszubauen als Atomkraft. Solaranlagen, Windkraft vor allem an der Küste, Geothermie und Wasserkraft haben genügend Potenzial für unsere Stromversorgung. Wir brauchen die teure Atomkraft schlicht nicht mehr, weil die letzten drei Atomkraftwerke einen so geringen Anteil unseres Strombedarfs ausmachen, dass wir darauf verzichten können. Einseitig auf Atomkraft zu setzen hat Frankreich ins Energiedesaster geführt, als 2022 mangels Kühlwasser und Wartungskapazitäten die Hälfte aller Atomkraftwerke ausfielen. Die Atomkraftstrategie Frankreichs hat bei uns den Strom verteuert, weil Frankreich nach den AKW-Ausfällen viel Strom aus Deutschland nachfragen musste. Alle milliardenschweren Investitionen großer Konzerne in Deutschland waren zuletzt in Norddeutschland, wo es viel Wind- und Solarenergie gibt, darum brauchen wir erneuerbare Energien auch für unseren Wirtschaftsstandort.“

Thomas Seitz (AfD): „In Zukunft werden wir durchgehend auf Stromimporte angewiesen sein. Wir kaufen dann also mit einem ordentlichen Preisaufschlag französischen, tschechischen oder polnischen Atomstrom, sofern diese Länder gerade ausreichend Strom produzieren. Das Risiko eines Blackouts wird daher steigen.“