Zahlreiche Autos stauen sich zu den Pendlerzeiten – hier morgens um 7 Uhr – an der neu installierten Ampel bei der Autobahnbrücke zwischen Schuttern und Kürzell. Foto: Bohnert-Seidel

Chaotische Zustände wurden mit der Ampelschaltung an der Brücke zwischen Schuttern und Kürzell ausgelöst. Das Regierungspräsidium reagiert sofort: Die Sperrung der Ein- und Ausfahrt zum Flugplatzgelände über die Landstraße soll entlasten.

Kürzell/Schuttern - Zahlreiche Beschwerden über die Ampelanlage sind beim Landratsamt eingegangen. Auch bei der Redaktion gingen Anrufe über "katastrophale Zustände" ein. Autofahrer stünden zu lange an der Ampel vor der Autobahnbrücke zwischen Kürzell und Schuttern. Der Rückstau rage zu Stoßzeiten bis in die Dörfer hinein.

Die Autobahnbrücke ist zu eng für eine gesicherte Verkehrsführung für Radfahrer. Aus diesem Grund hat das Regierungspräsidium Freiburg, nach einstimmigem Votum aus den Ortschaftsräten Kürzell und Schuttern für einen Verkehrsversuch, eine Ampelregelung eingeführt. Seit Dienstagmittag, 12 Uhr, regelt die Ampelanlage den Verkehr über die Brücke. Bis zu acht Minuten mussten die Autofahrer in Kauf nehmen – und waren genervt.

Schnell haben Behörde und Gemeinde reagiert. Am Mittwoch kam es zu einem Vor-Ort-Termin mit dem Regierungspräsidium Freiburg, dem Planungsbüro, dem Landratsamt und Ortsvorsteher Hugo Wingert. Die Konsequenz: Die Ein- und Ausfahrt zum Flugplatzgelände über die Landstraße 118 wird ab dem heutigen Donnerstag gesperrt und soll das Verkehrsaufkommen entlasten. Der Werksverkehr soll künftig über den Autobahnzubringer ins Gewerbegebiet führen, teilte Wingert auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Außerdem werde an den Zeiten der Ampel nachjustiert.

Unsere Redaktion war am Mittwoch ebenfalls vor Ort und hat sich zur Pendlerzeit ein Bild gemacht. Stoßstange an Stoßstange zog sich am Mittwochmorgen um 7 Uhr die Auto-Karawane von der Bahnhofstraße in Friesenheim in Richtung Kürzell. Bei Schuttern beginnen die Nadelöhre. Vier bis fünf Autos bogen in die Straße "Im Oberdorf" ab, vermutlich um die Umleitungsstrecke über Kürzell an die Autobahn zu umfahren. Weitere drei Fahrzeuge bogen in die Unterdorfstraße ab. Auf der Strecke Richtung Schuttern bleiben noch sechs Fahrzeuge, die dort am östlichen Fuß der Brücke vor der Ampel stehen.

Dem Radfahrer steht auf der Brücke die gesamte südliche Fahrspur zur Verfügung. Absperrungen aus Beton sind aufgestellt worden. Dazwischen gibt es große Lücken für Pkw-Fahrer, die vielleicht noch bei Rot über die Ampel gefahren sind, um dem Gegenverkehr auszuweichen. Mit 60 Stundenkilometer, statt der bisherigen 50 Stundenkilometer, sind die Autofahrer unterwegs. Unten am Fuß der Brücke, auf Höhe des Sportplatzes in Kürzell, ist eine Ampel für Fußgänger und Radfahrer eingerichtet. Ist die Ampel auf Rot geschaltet, fordert sie auch vom Radfahrer ganz schön viel Geduld. 80 Sekunden sollte der Radfahrer warten.

Am Sportplatz in Kürzell misst am Mittwochmorgen ein Mitarbeiter des Unternehmens "Road Traffic Systems", das die Verkehrssicherungsleistung auf der Brücke erbringt, die Taktung der Ampel und den Verkehrsfluss von A nach B. Tatsächlich dauerte es acht Minuten bis sich die Autoschlange von Kürzell kommend in Gang setzen durfte und die Ampel auf Grün schaltete. "Wahrscheinlich wurde in Schuttern nicht bis an die Linie gefahren", begründete der Mitarbeiter die Verzögerung.

Dass bei vielen Autofahrern nach "einmal Warten" die Geduld am Ende ist, zeigte sich gleich am Mittwochmorgen: Vier Fahrzeuge rauschten noch bei Rot über die Ampel. Solche Aktionen könnten zu brenzligen Momenten auf der Brücke führen.

Zwischen 7 und 8 Uhr passierten zwei Radfahrer von Kürzell kommend und ein Radfahrer von Schuttern kommend die Brücke – es regnete in Strömen. Gegen 11 Uhr waren es 15 Fahrradfahrer, die im Verlauf einer guten Stunde, die Strecke passierten. "Diese Zahl hat auch die Leute vom Regierungspräsidium und Landratsamt erstaunt", so Wingert.

Belastung durch B3-Sanierung

Durch die derzeitigen Sanierungsarbeiten auf der Bundesstraße 3 folgt zwar eine weiträumige Umfahrung über Niederschopfheim und Ichenheim, aber wer sich auskennt, fährt auch über die Bahnhofstraße in Friesenheim Richtung Schuttern in die Straße "Im Oberdorf", um nach Lahr ins Industriegebiet zu gelangen. Extrem ist der Verkehr vor allem beim Schichtwechsel von Zalando, erklärte Schutterns Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kopf. Das konnte man auch anhand der Rückstaus an der Ampelschaltung zwischen Kürzell und Schuttern erkennen. Mit der Sperrung der Straße zum Flugplatzgelände könnte dies nun entzerrt werden. Ortsvorsteher Kopf gab aber auch zu bedenken, dass es diese Verhältnisse hinsichtlich des Verkehrs auch in Lahr gebe, beispielsweise beim Schichtwechsel bei den Großunternehmen INA und Grohe. "Dann geht auch dort am Kreisel nichts mehr", so Kopf.