Zum großen Gemeindejubiläum bringen die Gäste aus Mainz sakrale und weltliche Musik in die Festhalle – und begeistern das Publikum restlos.
Der Mainzer Mädchenchor am Dom und St. Quintin singt in Kathedralen wie Notre Dame in Paris und dem Wiener Stephansdom – zum 750-jährigen Bestehen der Gemeinde Gutach gab der Chor in der Festhalle am Freitag ein Jubiläumskonzert. Das Ensemble bescherte unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach einem begeisterten Publikum ein zauberhaftes Hörerlebnis.
Bürgermeister Siegfried Eckert bezeichnete es als „himmlische Fügung“, Erzbischof Stephan Burger und Musica sacra vom Mainzer Dom willkommen heißen zu dürfen. War der erste Teil des zweistündigen Konzerts hauptsächlich kirchenmusikalischen Werken und Spirituals gewidmet, erklang nach der Pause weltliche Musik.
Den Mainzer Mädchenchor gibt es seit 30 Jahren
In kristallklarem Gesang verband der Chor lichte Klangfarben mit Ausdrucksstärke. Zuversicht klang jubilierend auf in der Motette „Jubilate Deo“ des ungarischen Komponisten Lajos Bárdos, die Auftakt und Credo des Konzerts bildete.
Bevor die einfühlsam dargebrachten Kyrie und Agnus Dei der Missa Brevis des polnischen Komponisten Józef Swider erklangen, stellte sich der Chor vor. In Gutach traten 60 der insgesamt 140 Sängerinnen im Alter von acht bis 21 Jahren auf. Der Mädchenchor ist ein fester Bestandteil der Musica sacra am Mainzer Dom und feierte letztes Jahr sein 30-jähriges Bestehen.
Seit zehn Jahren wird das Ensemble von Domkantor Michael Kaltenbach geleitet, der damit am längsten im Amt ist. Kaltenbach ist eng mit dem Kinzigtal verbunden. Von 2005 bis 2012 leitete der gebürtige Hornberger den Kirchenchor Wolfach. 2008 gründete er den Chor „Astrágalos“, aus dem der gemischte Chor, der Kinderchor und der Männerchor hervorgingen.
Von 2019 bis 2022 war Kaltenbach musikalischer Leiter der Gutacher Chorakademie. Das Repertoire des Konzerts umfasste wunderbare Chorwerke aus der Epoche der Romantik und Literatur der neueren Zeit wie „ De profundis clamavi“ von Piotr Janczak und „Ubi caritas“ von Ola Gjeilo.
Feinfühlige Aufführung mit bekannten Volksliedern
Berührend und mit großer Strahlkraft sang sich das Vokalensemble des Chors mit „ Auf Gott allein will hoffen ich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Spiritual „Joshua fought the battle of Jericho“ in die Herzen der Zuhörer - letzteres in einer Bearbeitung von Michael Kaltenbach. Ebenfalls von ihm arrangiert wurde die emotional anrührende Pilgerweise „Barka“, dem Lieblingslied von Papst Johannes Paul II.
Bei Robert Schumanns melancholischem „Wenn ich ein Vöglein wär“ und „Abschiedslied der Zugvögel“ von Felix Mendelssohn Bartholdy überzeugte das Vokalensemble noch einmal mit Wohlklang und Stimmgewalt. Die Stücke wurden begleitet von Inessa Schwidder am Klavier, die bei insgesamt fünf Kompositionen feinfühlig und lebendig den passenden Klangteppich bereitete.
Den Schlussakkord sollte „Abends will ich schlafen gehen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck bilden, doch das restlos begeisterte Publikum wollte mehr und bekam eine musikalische Kraftquelle zum Eintauchen geschenkt.
Die Sängerinnen verteilten sich im Saal und umringten die Zuhörer, Michael Kaltenbach dirigierend inmitten des Publikums, wurde „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn angestimmt. Das als Engelsterzett aus seinem Elias-Oratorium berühmt gewordene Werk ergriff mit seinen Klängen wie aus einer anderen Welt die Konzertbesucher. Gewaltiger Applaus und stehende Ovationen verabschiedeten die Mädchen.
Eintrag ins Goldene Buch
Erzbischof Stephan Burger erfüllte mit Freude die Bitte von Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert, sich in das Goldene Buch der Gemeinde einzutragen. Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche, Heike Springhart, tat dies bereits an Pfingsten. Der Besuch der Würdenträger beider Konfessionen in Gutach anlässlich des 750-jährige Jubiläums bezeichnete Bürgermeister Siegfried Eckert als „ein besonderes Zeichen der Wertschätzung.“