Zwei meterhohe Graffiti schmücken seit wenigen Wochen die umfassend sanierten Häuser der Wbg in der Freiburger Straße. Die Kunst am Bau könnte dabei erst der Anfang sein – denn das Projekt wird rundum positiv aufgenommen.
VS-Villingen - Nur von einem Hingucker zu sprechen, wäre angesichts der ausdrucksstarken und farbgewaltigen Graffiti an den beiden Fassaden der erst jüngst fertiggestellten Häuser der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (Wbg) in der Freiburger Straße fast schon untertrieben.
Und nicht nur das: Die Resonanz auf die Werke des Künstlers Jonas Fehlinger ist überwältigend. Wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner erzählt: "Es gab keine Diskussionen – nur positive Rückmeldung!" Für ihn ein klares Zeichen, dass die Gesellschaft offen für solche Kunst ist. "Wir können in VS also durchaus ein bisschen urbaner auftreten", macht der Wbg-Geschäftsführer deutlich. Es habe sich deshalb gelohnt, mutig zu sein und eine neue Fassade auf diese Weise gestalten zu lassen.
Bewusst kein Abrisshaus
Den Eindruck bestätigt auch der junge Künstler: Auf dem Saba-Gelände, welches für die Kunst genutzt werden konnte nun aber zurückgebaut wird, hätten sich viele ältere Mitbürger begeistert von den Graffiti gezeigt.
Doch wie kam die Aktion zustande? Als Fasnetbegeisterter sei der Wbg-Geschäftsführer über die Graffiti-Aktion in der Goldgrubengasse auf Fehlinger aufmerksam geworden und hätte direkt Kontakt geknüpft. Müldner: "Wir haben gesagt: Lass uns einfach mal was raushauen, was es bisher noch nicht gegeben hat!" Denn während auf dem Saba-Gelände zum Abriss freigegebene Häuser als Fläche freigegeben wurden, habe man bewusst zwei Häuser gewählt, "die mindestens noch 50 Jahre stehen".
Die beiden Wohnblöcke, die trotz Corona – wie Müldner betont – "in Rekordzeit" innerhalb von 13 Monaten umfassend grunderneuert wurden, hätten sich deshalb angeboten. Aus den in die Jahre gekommenen Wohnblocks französischer Streitkräfte seien dadurch KfW 55-Effizienzhäuser mit 30 energetisch saniert Einheiten geworden, wie Peter Fürderer, Leiter Bau & Technik, erklärt. Und genau hier gab es auch den Anknüpfungspunkt zu den Kunstwerken.
Müldner: "Als Wohnungsbauunternehmen beschäftigen wir uns mit dem Klimawandel und der Reduzierung von CO2 für die weiteren Generationen." Dieses Thema hätte man in einer gemeinsamen Besprechung mit dem Künstler erörtert. Fehlinger: "Den Klimawandel auf den Punkt zu bringen ist nicht einfach." Eine umfassende Recherche und Suche nach passenden Bildern und Motiven sei deshalb angestanden, wobei ein gemeinsamer Mittelweg gefunden werden sollte. "Es sollte nicht zu sehr ins Negative abrutschen", macht Müldner deutlich.
Bild wurde geteilt
Und auch Fehlinger weiß: Immer mehr Künstler würden brutale Graffiti kreieren, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Angesichts der nahegelegenen Kirche hätte man darauf aber verzichten wollen. Das eine Bild, welches Fehlinger schließlich als Entwurf präsentierte, wurde auf die zwei Fassaden verteilt. Die obere Hälfte verdeutliche dabei die Problematik, wie es sich darstelle, wenn dem Klimawandel nichts entgegengesetzt wird, "das andere Bild soll Hoffnung ausstrahlen", macht Müldner deutlich.
Nach drei Wochen und mehreren Zwangspausen wegen des Regens sei das Werk schließlich fertiggestellt worden. "Meine Erwartungen sind übertroffen worden", erklärt der Wbg-Geschäftsführer freudestrahlend – und zur Zufriedenheit des Künstlers, dem trotz der Vorgaben freie Hand gelassen wurde. Für Müldner ist klar: "Das war ein ›Versucherle‹". Es sei deshalb nicht ausgeschlossen, dass weitere Häuser folgen werden. "Ich kann mir das an noch mehr Gebäuden vorstellen", so der Geschäftsführer.