Autofahren ist schlecht fürs Klima, Bahnfahren ist gut – das denken viele. So einfach ist es aber nicht. Unter gewissen Umständen kann eine Autofahrt weniger Emissionen erzeugen als der Zug. Doch der Gewinner ist ein ganz anderes Fahrzeug.
Durch CO2-Rechner erhält man sekundenschnell eine Auskunft, wie viele Emissionen die eigene Lebensweise erzeugen. Das funktioniert auch für Reisen. Und dabei erlebt man durchaus Überraschungen – etwa dass Bahnfahren nicht immer besser ist als Autofahrten.
Auslastung ist entscheidend
Das zeigt sich, wenn man den CO2-Rechner, der mit Daten des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) arbeitet, eine Fahrt von vier Personen über 1600 Kilometer Strecke auswerten lässt. Das entspricht etwa der Strecke von Freiburg nach Hamburg und zurück. Für eine Zugfahrt werden 57 Kilo Kohlenstoffdioxid-Äquivalente angegeben – allerdings nur, wenn die Gruppe ICE oder IC fährt, die nur mit grünem Strom angetrieben werden. Bei Nahverkehrszügen, wo es noch Dieselloks gibt, sind es 102 Kilo CO2-Äquivalente. Mit einem mittelalten Benziner-Auto wären es 80 Kilo CO2-Äquivalente. Und mit dem Elektroauto kommt man auf 55 Kilo CO2-Äquivalente.
„Die entscheidende Stellschraube ist jedoch die Auslastung“, sagt Volker Blees, Professor für Verkehrswesen an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. In einem voll besetzten Auto oder Zug seien die Emissionen pro Person niedriger als in einem fast leeren Fahrzeug. „Bei gleichem Füllungsgrad kommt die Bahn immer besser weg als der Pkw“, stellt Blees klar.
Fernbusse sind die Gewinner
Laut dem CO2-Rechner erzeugt man am wenigsten CO2 und andere Schadstoffe wie Methan und Lachgas, wenn man mit dem Fernbus fährt: 37 Kilo CO2-Äquivalente für vier Personen und 1600 Kilometer. Das liegt laut einer Ifeu-Studie an den meist recht neuen Fahrzeugen und niedrigen Abgaswerten sowie der durchschnittlich hohen Auslastung. Und Fernbusse seien recht effizient, weil sie selten schneller als 100 Kilometer pro Stunde fahren, erklärt Blees. Völlig abgeschlagen ist das Flugzeug; dafür werden 338 Kilo CO2-Äquivalente angegeben.
Übrigens: Der CO2-Rechner berücksichtigt neben den Emissionen durch Abgase auch die durch Strom- oder Kraftstoffbereitstellung, nicht aber jene, die bei der Herstellung und Entsorgung des Fahrzeugs sowie der nötigen Infrastruktur anfallen; etwa Straßen und Bahnstrecken. „Bei der Bahn-Neubaustrecke von Stuttgart nach Ulm stecken schon im Bau sehr hohe Emissionen, die man eigentlich umlegen müsste auf die Betriebsdauer“, meint Volker Blees. Und bevor ein E-Auto nur einen Kilometer gefahren ist, sei der „ökologische Rucksack“ rund doppelt so groß wie bei einem Verbrenner. Die bessere Klimabilanz ergebe sich erst nach Tausenden gefahrenen Kilometer.