Abstand halten und kaum soziale Kontakte – so äußert sich die Corona-Pandemie im Alltag. Foto: © THP Creative - stock.adobe.com

Die Pandemie hält nun beinahe schon zwei Jahre an. Der erste dokumentierte Corona-Fall im Schwarzwald-Baar-Kreis war am 7. März 2020. Doch wie lebt es sich in diesen Zeiten? Wie hat sich der Alltag verändert?

Villingen-Schwenningen - Die Schwarzwälder Bote-Redaktion in Villingen-Schwenningen teilt ihre Gedanken über die Pandemie.

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Philipp Opitz: Mehr Zeit für Musik

So hatte ich noch vor zwei Jahren über den Lockdown geschrieben. Naiv komme ich mir heute vor – eigentlich hätte man kommen sehen können, welche schmerzlichen und existenzgefährdenden Konsequenzen die Kontaktbeschränkungen für viele der geliebten Bands und Künstler haben werden. Wiederum überhaupt nicht ließ sich erahnen, dass die Pandemie für derart gesellschaftliches Konfliktpotenzial beziehungsweise eine Verschärfung bestehender Probleme sorgt. Doch Geschichte lässt sich eben immer erst mit etwas Abstand so richtig begreifen. Und was die Zukunft angeht: Was wäre los, wenn nun alle Trübsal blasen? Ich für meinen Teil habe meine Konzerttickets, die zum Teil seit zwei Jahren hier herum liegen, weiter behalten. Auch die ganzen tollen Alben und Songs, die in der Zwischenzeit herauskamen, höre ich mit Anerkennung und Freude. Und selbst weiter Gitarre zu üben, kann ja auch nicht schaden – also, im Sinne von Bob Dylan: Keep on keepin’ up!

Uwe Klausner: Ein Auszug auf Zeit

Das Virus kommt näher. In Bayern gibt es die ersten Fälle. Kurz danach in Villingen-Schwenningen. Die Ansteckungsgefahr steigt. Corona-Schlagzeilen gibt es im Minutentakt. Unter anderem muss ein VS-Stadtrat Anfang März in Quarantäne. Und diese Meldungen verändern den Alltag. Am 17. März 2020 packe ich meinen Rechner und diverse Unterlagen und ziehe aus. Ich verlasse die Redaktion – auf Zeit. Verbunden mit der Hoffnung, bald wieder an meinen angestammten Arbeitsplatz am Benediktinerring in Villingen zurückkehren zu können. Das Redaktionsteam kann nicht zusammen bleiben. Zeitweise von Hause arbeiten? Warum nicht. Eine neue Erfahrung. Ein neuer Rhythmus. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Die Veränderungen im Arbeitsalltag, in der Medienbranche, nehmen zu. Doch die persönlichen Kontakte bleiben auf der Strecke. Telefon, E-Mail, WhatsApp, Teams und mehr werden zum Medium. Es funktioniert. Doch nicht auf Dauer. Das Virus verschwindet hoffentlich bald. Und ich kehre zurück.

Mareike Kratt: Erschreckend normal

"Wenn es Pflicht wird, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen, dann gehe ich nicht mehr nach draußen" – Ich erinnere mich noch sehr gut an den Satz, den ich ganz zu Beginn dieser verrückten Zeit gesagt habe, als meine Schwiegermutter eines Tages selbstgenähte Stoffmasken vor die Tür gestellt hat. Heute bin ich froh, dass ich mich im Supermarkt durch eine FFP-Maske schützen kann. Es ist in der Zwischenzeit einfach zur Gewohnheit geworden – wie vieles. Wer hätte also gedacht, dass es einmal ganz normal sein wird, sich mit einer Faust statt eines Handschlags oder einer Umarmung zu begrüßen? Wer hätte gedacht, dass es einmal zur Routine wird, sich und vor allem die Kinder nahezu tagtäglich am Morgen mit einem Stäbchen in der Nase zu testen? Wer hätte gedacht, dass man es in Kauf nimmt, sich mit Zertifikat und Ausweis vor dem Betreten eines normalen Modegeschäfts kontrollieren zu lassen? Wahrscheinlich keiner. Und das ist auch besser so.

Marcel Dorer: Mit Zuversicht nach vorne blicken

Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ein Virus unser Leben dermaßen durcheinander bringen könnte. Anfangs habe ich noch gedacht: Ist ja nicht so schlimm, so schlecht ist ein Lockdown auch mal nicht. Endlich einmal zwei, drei Wochen Zeit ohne Termine, endlich mal durchatmen. Doch damals konnte noch keiner ahnen, dass das Ganze mehr als zwei Jahre dauern wird. Hut ab vor dem medizinischen Personal, ohne dessen Einsatz noch mehr Tote zu beklagen gewesen wären. Am meisten tun mir die Kinder und Jugendlichen leid, die auf so vieles verzichten mussten: Treffen mit Freunden, Partys, die große Feier des Schulabschlusses. Doch Jammern hilft nicht. Mit Zuversicht nach vorne blicken, lautet die Devise. Viele sind geimpft, Omikron scheint eher mildere Krankheitsverläufe hervorzubringen. Ich freue mich auf den Sommer und denke, man darf auch mit Blick auf die vergangene warme Jahreszeit guter Hoffnung sein, dass die Krankheitsfälle und die damit verbundenen Einschränkungen deutlich weniger werden.

Wilfried Strohmeier: Gewöhnt. Leider.

Die Fastnacht war noch keine vier Wochen vorbei, als die Coronapandemie 2020 begann. Und die Frage, die ich mir damals stellte war: Ist es nicht doch nur eine stärkere Grippe? Ich hatte 2018 oder 19 eine Reportage gesehen, in der die Wissenschaftler sagten: Es ist keine Frage, ob die nächste Pandemie kommt, sondern wann. Sie rechneten mit einem Ausbruch in Südostasien und drei Monate, bis das Virus um die Welt ist. Wäre ich ein Verschwörungstheoretiker... Wir wissen heute etwas mit dem Begriff Herdendurchseuchung anzufangen, haben uns an Mundschutz, Homeoffice, Homeschooling gewöhnt und mussten Kontakte herunterschrauben. Leider. Dies war für einige Personengruppen das schlimmste. Menschen, die sowieso schon einsam waren; Kinder, die ihre Freunde nicht sehen durften und Senioren, zu denen niemand ins Heim kommen durfte. Und so bin ich doch ziemlich froh, dass meine Eltern, beide über 80, zu Hause wohnen und dort versorgt werden können. Wir Kinder können sie besuchen, wann wir wollen, und die zwei jüngsten Enkel wohnen auch gerade mal ein Haus weiter.

Cornelia Spitz: Ja, wir schaffen das

Ich gebe es offen zu: Als eine Freundin mir vor zwei Jahren prophezeit hat, dass uns "dieses Coronavirus" sicherlich noch zwei bis drei Jahre beschäftigen würde, habe ich ihr den Vogel gezeigt. Nie im Leben! Heute muss ich mich – noch immer etwas fassungslos – korrigieren. Doch bei aller Ungläubigkeit und all dem Frust über immer wieder kurzfristig geplatzte Pläne und Reisen, die lästigen Stofffetzen im Gesicht oder den so notwendig gewordenen Abstand selbst zu lieben Menschen in meinem Umfeld, versuche ich meinem Naturell entsprechend dieser unwirklichen Zeit etwas Gutes abzugewinnen: Noch nie habe ich so rasend schnell so vieles gelernt – die Digitalisierung hat auch in meinem Leben einen Riesensprung nach vorne gemacht. Digitale Konferenzen, Pressegespräche und Recherchen sind an der Tagesordnung. Und immer wieder der nahtlose Übergang von der analogen in die digitale Welt und andersherum. Ja, sogar die Rolle als Lehrerin im Homeschooling habe ich neben meinem Redaktionsalltag halbwegs passabel gemeistert. Es bleibt also die Erkenntnis: Jawohl, wir schaffen das!