Uwe und Nicole Neufeld sind mehr als erleichtert: Nach dem Schicksalsschlag im April 2023 steht der Neubau und es kann weitergehen. Das wird gemeinsam mit der Bevölkerung gefeiert.
Diesen Anblick werden die Neufelds nie mehr vergessen: Am 13. April, um die Mittagszeit, schlagen 20 bis 25 Meter hohe Flammen aus dem Gebäude der Schreinerei im Simmozheimer Mönchgraben, der hintere Teil des Bauwerks steht im Vollbrand. Zu retten gibt es nichts mehr. Die Feuerwehr kann nur noch dafür sorgen, dass das Feuer sich nicht auf umliegende Gebäude ausbreitet. Etwa 100 Feuerwehrleute aus Simmozheim, Althengstett, Ostelsheim, Gechingen und Calw sind mit 17 Fahrzeugen vor Ort, um Schlimmeres zu verhindern.
Aufgeben war keine Option
„Das waren zwei harte Jahre“, blicken Uwe und Nicole Neufeld im Gespräch mit unserer Redaktion zurück. „Das erste Jahr war ein Kopfjahr“, beschreibt der Schreinermeister die erste Zeit nach dem verheerenden Feuer. Das Geschehene musste verdaut und überlegt werden, wie es mit dem Betrieb weitergehen kann; abgewartet werden, wie viel Geld von der Versicherung zu erwarten sein würde. Schließlich stand der Entschluss für den Wiederaufbau. „Der ein oder andere hat uns gefragt, warum wir uns das noch mal antun“, berichtet das Ehepaar. Sich unterkriegen lassen oder aufgeben war für die beiden aber keine Option – auch wenn die vergangenen zwölf Monate „sehr arbeitsintensiv waren“, sagt Uwe Neufeld.
Mehr Platz für Produktion
Die Bauzeit für die neue Halle lag bei rund einem Jahr. Im Januar 2024 war Spatenstich, im Sommer die Halle fertig. Die Aufteilung des Neubaus gleicht stark dem Grundriss des abgebrannten Betriebs. „Das jetzige Gebäude ist zwei Meter breiter. Das Büro war vorher in der Halle, jetzt ist es davor“, berichtet Uwe Neufeld. Jetzt habe man mehr Platz für die Produktion. Auf dem Dach ist eine Photvoltaikanlage installiert worden. Der Betrieb wird außerdem mit selbst hergestellten Pellets aus Holzabfällen beheizt. Was von der Vorderseite des Gebäudes aus nicht zu erkennen ist: Der Betrieb verfügt über eine hochmoderne Absauganlage für Holzspäne und -staub.
Millionen-Investition
Firmen aus der Region, die schon mit der ersten Halle beauftragt gewesen seien, hätten den Wiederaufbau übernommen: „Das hat sich bewährt. Man kennt sich“. Beim Kauf der Maschinen habe man nach Möglichkeit auf deutsche Firmen wie Homag gesetzt. „Das war zum Teil aber auch eine Frage des Preises und der Lieferverfügbarkeit.“ Für den Wiederaufbau inklusive Maschinenkauf wurden laut Neufeld insgesamt drei Millionen Euro investiert.
„Im Herbst haben wir unsere neue Maschinen bekommen, die mussten digital ans Büro angebunden werden“, berichtet der Betriebsinhaber von den zahlreichen weiteren Arbeiten, die noch nicht abgeschlossen sind. Im Büro ist noch nicht alles an seinem Platz, es fehlen noch einige Schranktüren, im Großen und Ganzen „läuft aber schon vieles nicht schlecht“, sagt der Schreinermeister.
Das Einarbeiten an den Maschinen brauche seine Zeit. Außer den Neufelds sind zwei Gesellen und ab Herbst wieder ein Lehrling in dem Betrieb beschäftigt. „Bei uns macht jeder alles, vom Zuschneiden bis zum Lackieren. Alle Mitarbeiter müssen und dürfen an alle Maschinen. Es funktioniert alles, alles ist wie gehabt“, so Neufeld.
Auftragslage recht gut
Die Auftragslage sei, dafür, dass man „zwei Jahre weg war“, nicht schlecht. Allerdings mache sich die allgemeine wirtschaftliche Lage, die momentan eher schwierig sei, bemerkbar: „Privatkunden sind mit Aufträgen derzeit eher zurückhaltend“.
Fest am 12. und 13. April
Der Wiederaufbau und Neustart soll gemeinsam mit der Bevölkerung am Samstag und Sonntag, 12. und 13. April, also auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Unglück, gefeiert werden. Von 11 bis 18 Uhr ist an beiden Tagen ein Programm für die ganze Familie geboten. Dazu gehören Betriebsbesichtigungen, eine Hüpfburg und eine Bastelecke für die jungen Besucher. Ein Foodtruck wird beim Betrieb Station machen. Außerdem gibt es Kaffee, Kuchen, Popcorn und Crêpes. Am Sonntag, gegen 13.30 oder 14 Uhr, tritt eine Guggenmusik auf und sorgt für Stimmung. „Alle sollen sehen, dass wir wieder da sind“, sagen Uwe und Nicole Neufeld voller Vorfreude auf das Festwochenende.