Es sieht so aus, als ob einer aus diesem Duo neuer DFB-Präsident werden würde: Erwin Staudt (links) oder Wolfgang Niersbach.

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Wer wird DFB-Präsident? Funktionäre schwanken zwischen Staudt und Niersbach.

Frankfurt/Main - Im Machtkampf um die Nachfolge von Präsident Theo Zwanziger stehen die Landesfürsten des Deutschen Fußball-Bundes vor einer Zerreißprobe. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa schwanken die Funktionäre zwischen DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und dem früheren Präsidenten des VfB Stuttgart und IBM-Manager, Erwin Staudt.

Einerseits genießt vor allem Niersbach bei allen hohes Ansehen, andererseits hätten die Landesverbandspräsidenten, die die Stimmenmehrheit beim DFB-Bundestag haben, wie bisher in der 111-jährigen Geschichte des größten Sportfachverbandes der Welt gerne wieder einen Vertreter aus dem Amateurlager.

DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher, zugleich Fußball-Chef in Westfalen, hält sowohl Niersbach als auch Ligavorstands-Mitglied Staudt für „respektable und kompetente Anwärter“. Für Staudt spreche allerdings, dass er aus dem Ehrenamt komme. „Das ist seine große Stärke und sicherlich für viele Landesverbände ein Pro. Hinzu kommt, dass er das Scharnier zwischen Liga und Amateurfußball verkörpert“, meinte er am Montag. Niersbach müsse unterdessen zwischen Pflicht und Verantwortung seinem Hauptamt gegenüber abwägen.

"So einen brauchen wir an der Spitze des DFB"

„Aus meiner Sicht gibt es nur einen vernünftigen Kandidaten und der heißt Wolfgang Niersbach. Er hat ein hohes Entrée bei der Liga und bei den Verbänden“, sagte Schleswig-Holsteins Spitzenfunktionär Hans-Ludwig Meyer. „Das ist ein Mann, zu dem man hochschauen kann. So einen brauchen wir an der Spitze des DFB.“

Dass Staudt als Zwanzigers Wunschkandidat gilt, hat auch die Landesverbandspräsidenten überrascht. „Ich halte Herrn Staudt für einen absolut kompetenten Menschen und Sportfunktionär. Er hat immer versucht, den Amateurfußball und den bezahlten Fußball zusammenzuhalten“, sagte Rolf Hocke (Hessen), der allerdings ebenso wie Rainer Milkoreit vom Nordostdeutschen Verband Niersbach „einen geeigneten Kandidaten“ nennt. Auch Herbert Rösch (Württemberg) findet sowohl Staudt als auch Niersbach für „außergewöhnlich befähigt und wählbar“.

Das Problem, gab Karl Rothmund (Niedersachsen) zu bedenken, „ist die Bezahlung: Er ist 61 Jahre alt und als Generalsekretär bekommt er ein Gehalt, als Präsident nur eine Aufwandsentschädigung, die aber in keinem Verhältnis zu seinem jetzigen Gehalt steht.“ Korfmacher geht nicht davon aus, dass es künftig einen hauptamtlichen Präsidenten geben wird - „das wäre ein Paradigmenwechsel“, erklärte er.

Die Vertreter aus den 21 Landesverbänden entscheiden bei einem außerordentlichen DFB-Bundestag: Die Amateure haben bei der Wahl 172 Stimmen, die Vertreter des Profifußballs nur 74. „Der künftige Präsident muss auf jeden Fall die Belange des Amateurfußballs zu seiner Sache machen“, forderte Rösch.

"Der DFB ist top-intakt"

Die Landesfürsten loben Zwanziger für seine Verdienste. „Er hat wie alle Menschen nicht alles richtig gemacht, aber er hat den Fußball weit gebracht. Der DFB ist top-intakt“, sagte Rothmund. Alfred Vianden (Mittelrhein) betonte: „Es ist schade, einen so hochintelligenten Menschen zu verlieren.“

Es gibt aber auch Kritik am Zeitpunkt und an der Art von Zwanzigers angekündigtem Abschied bei der DFB-Jahresabschlussfeier am vergangenen Freitag in einem Hotel bei Frankfurt/Main. „Generell verdient dieser Mann meinen hohen Respekt, aber von seinem Entschluss bin ich doch sehr enttäuscht. Er ist gewählt bis 2013, da kann er nicht sagen, er wolle nicht mehr und könne im deutschen Fußball nichts mehr bewegen - das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, sagte Meyer. „Das ist ein Schlag ins Gesicht - auch für uns in den Landesverbänden.“

Hessens Verbandschef Hocke, gleichzeitig neuer DFB-Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen, wunderte sich: „Wir hatten ein, zwei Stunden vorher eine lange Präsidiumssitzung, das wäre der passendere Rahmen gewesen.“