Neues Kapitel in der Stadtmühlen-Geschichte. Unter Aufsicht des Juristen Richard Furrer (von links) geben sich Ihsan Kocubey und der bisherige Eigentümer die Hand, um zu dokumentieren, dass sie sich über den Verkauf des Gebäudekomplexes einig sind. Der Sohn der Familie Kocubey ist auch mit im Boot. Foto: Stopper

Die für Donnerstag terminierte Zwangsversteigerung der Hechinger Stadtmühle ist erneut geplatzt. Trotzdem gibt es mit der Familie Kocubey wohl neue Eigentümer. Und die hat Sanierungspläne, die sie demnächst öffentlich vorstellen will.

Hechingen - Schon im November war ein Zwangsversteigerungstermin für die Stadtmühle geplatzt. Fast 20 Interessenten waren teilweise von weither gekommen, um mitzubieten. Darunter auch Vertreter der Stadt. Aber zur Versteigerung kam es nicht, weil der Eigentümer zunächst lebhaft im Gerichtssaal mit Vertretern der Familie Kocubey, von der Angehörige in der Stadtmühle wohnen, über interne Miet- und Eigentumsfragen verhandelte, dann Schecks vorlegte, die die über 90 000 Euro Schulden für Strom und Wasser bei den Stadtwerken begleichen sollten und damit die Versteigerung obsolet machten. Die Einlösung der SChecks muss dann aber irgendwie gescheitert sein, jedenfalls stand nun am Donnerstag wieder eine Zwangsversteigerung an.

 

Diesmal allerdings hatte der bisherige Eigentümer nach eigenen Angaben bereits am Montag das Geld überwiesen und durch Sicherheitsleistungen der Eltern die Zahlung auch garantiert, erzählte er. Aber die Stadt habe die Gültigkeit der Überweisung angezweifelt. Deshalb sei die Zwangsversteigerung nicht schon vorher abgesagt worden.

Termin wird erst kurz vor knapp gelöscht

Tatsache ist jedenfalls, dass in einem Online-Immobilienportal die Zwangsversteigerung erst genau zum Sitzungstermin am Donnerstag gelöscht wurde. Ärgerlich für einige mögliche Biet-Interessenten, die auch diesmal wieder gekommen waren. Die Stadt war allerdings diesmal nicht dabei. Offenbar war man bereits informiert, dass die Schulden bezahlt sind.

Weniger gut informiert war ein Immobilienhändler aus Villingen-Schwennigen. Bis etwa 45 000 Euro wäre er dabei gewesen, erklärte er hinterher freimütig. Konkrete Pläne für die Verwertung der Mühle habe er nicht gehabt. "Wenn der Preis stimmt, schlägt man zu und schaut sich das Objekt hinterher genau an". Es sei nun etwas ärgerlich, dass er umsonst nach Hechingen gereist sei. Dafür habe er eine Zwangsversteigerung in Baden-Baden schleifen lassen. Aber die Liste interessanter Objekte sei noch lang. Mittags wahrscheinlich was in Stuttgart meinte er. Oder was anderes Interessantes in Baden-Baden.

Interessant war, dass wieder Vertreter der Familie Kocobey vor Ort waren. Sie haben sich mit dem bisherigen Eigentümer schon heftig zerstritten, immer wieder versöhnt, und möglicherweise im Bezug auf Eigentumsfragen an der Mühle auch gründlich missverstanden.

Familie Kocubey soll neuer Eigentümer werden

Diesmal hatten sie mit Richard Furrer, Anwalt aus Baden-Baden, nun einen Juristen dabei. Und nach erregter und kontroverser Debatte mit dem Schwabo-Vertreter über die Frage, wie man die bisherigen Geschehnisse und die entsprechende Berichterstattung in der Zeitung rund um die Stadtmühle einschätzt, dann die Nachricht: Die Familie Kocubey soll nun neuer Eigentümer der Stadtmühle werden. Beim Notar war die Sache allerdings noch nicht, räumte der bisherige Eigentümer ein.

Dafür versicherte Ihsan Kocubey, der vor allem gemeinsam mit seinem Sohn hier nach außen auftritt (der mit Vornamen nicht genannt werden möchte), dass die Familie die Stadtmühle gründlich sanieren will, und dass sich im Innern des Gebäudes bereits hervorragend sanierte Wohnungen befinden, die von seiner Familie schon seit vielen Jahren auch bewohnt würden.

Vertrauen in die Pläne schafft nun, dass mit Richard Furrer ein extra für diese Aufgabe engagierter Jurist dabei war, der ein Auge darauf haben wird, die Verhandlungen zwischen bisherigem und neuen Eigentümern so zu moderieren und dokumentieren, dass hinterher alles auch rechtlich klar geregelt ist.