Auf die verbleibenden 7000 Lira wartete Sükrü A. allerdings vergeblich. Vor einigen Tagen stattete er dem Kellner deshalb einen Besuch ab und verlangte das Geld - doch Türk wollte nicht zahlen. Die beiden und weitere Verwandte beider Seiten gerieten sich so heftig in die Haare, dass die Polizei anrückte und die Streithähne auf die Wache brachte. Als sich dort herausstellte, was hinter der Schlägerei steckte, nahmen die Beamten sieben Verdächtige fest, darunter die Eltern von Kübra, den potenziellen Gatten Türk sowie die Eltern des ersten Ehemanns. Nach dem 29-Jährigen selbst wird noch gefahndet. Sükrü A. und Türk kamen wegen des Verdachts auf Kindesmisshandlung in Untersuchungshaft.
Dass so etwas im Jahr 2010 noch geschehen könne, sei eine "Schande", sagte Landrat Hulusi Sahin. Doch selten sind Schicksale wie das von Kübra nicht. Die bekannte türkische Sängerin Sezen Aksu hatte das Leid eines viel zu früh zwangsverheirateten Mädchens schon in den 1980er Jahren in dem Lied "Ünzile" beschrieben - "Ünzile" sei traurige Wirklichkeit geworden, kommentierten jetzt türkische Medien.
Seit Jahren bemühen sich Hilfsorganisationen und Behörden in der Türkei darum, den Mädchen auf dem türkischen Land zu helfen. Mehrere Zehntausend von ihnen werden von ihren Eltern nicht zur Schule geschickt. Schulbildung für Mädchen gilt als Luxus, weil sie ohnehin so früh wie möglich verheiratet werden sollen. Öffentliche Kampagnen sollen das ändern.
Der jüngste Fall verdeutlicht, wie schwer es ist, die Mentalität der Menschen zu ändern. Für viele Mädchen gibt es nach wie vor keine Perspektive außer der Aussicht auf eine frühe Eheschließung. Es ist nicht einmal sicher, ob Kübra auf eine bessere Zukunft hoffen darf, nach allem, was sie durchgemacht hat: Die Behörden haben entschieden, das Kind an seine Familie zurückzugeben.
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