Zum Abschluss der Schwenninger Gesichtswoche führte der Heimatverein die Zuhörer in ein ernstes Thema ein. Die Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, Annemarie Conradt-Mach, informierte über die Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs.
Insgesamt 2000 Männer, Frauen, Kriegsgefangene, ausgewählte Arbeitshilfen oder Schutzbedürftige gab es damals, die unfreiwillig in ihre Arbeit gedrängt wurden.
Von „regulär“ 54 Arbeitsstunden pro Woche verdonnerte sie das Nazi-Regime gegen Kriegsende zu 77 Stunden bei mickriger Bezahlung. Sie mussten dazu beitragen, dass Produkte wie Kopf- und Zeitzünder, Seeminen, Abwurfmunition oder Funkgeräte für Panzer zeitnah und in großer Anzahl hergestellt werden konnten. Annemarie Conradt-Mach berichtete von mindestens sieben Zwangsarbeiterlagern in und um Schwenningen, deren Insassen dort unter unwürdigen Bedingungen leben mussten. Arbeit und Terror lagen nahe zusammen.
Die Zwangsarbeit gab es in diesem Ausmaß, da sich die Uhrenindustrie zunehmend in eine Rüstungsindustrie wandelte. Das feintechnische Wissen war vorhanden – hinzu kam, dass in Villingen und in Schwenningen wechselweise ein Rüstungsamt stationiert war, dem die Rüstungskontrolle oblag.
Conradt-Mach griff für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangsarbeit auf unzählige literarische Quellen zurück und legte Gespräche von Zeitzeugen zugrunde. Im Anschluss an den Vortrag erläuterte sie den Besuchern auf dem Waldfriedhof die Gräber der Zwangsarbeiter.
Heimatverein zieht Resonanz
Die erste Schwenninger Geschichtswoche war für den Heimatverein ein großer Erfolg. Cheforganisator und stellvertretender Vorsitzender Hans Martin Weber war überrascht von der Resonanz auf die Veranstaltungen. Abgesehen vom Wetter, das den Führungen wohl den ein oder anderen Besucher kostete, zeigte er sich Weber zufrieden. Weber hält es für realistisch, dass die Geschichtswoche unter Berücksichtigung neuer Angebote im kommenden Jahr erneut stattfindet.