Bad Wildbad ist als Wanderort bereits seit Langem bekannt. (Symbolfoto) Foto: Touristik Bad Wildbad

Bad Wildbad ist als Ausflugsziel schon lange bekannt. Beim Tourismusdialog ging es nun um die aktuellen Entwicklungen. Eine Erkenntnis: „Sitzen ist das neue Rauchen“.

Bereits zum dritten Mal fand in Bad Wildbad der Tourismusdialog statt und erwies sich erneut als lebendige Plattform für Austausch, Ideen und Inspiration.

 

Bürgermeister Marco Gauger eröffnete den Nachmittag mit einem positiven Rückblick und einem klaren Blick nach vorn. „Aller guten Dinge sind drei“, sagte er mit einem Schmunzeln, „doch wir stehen erst am Anfang“. Ziel sei es, den Dialog fortzuführen, zu vertiefen und um immer neue Themen zu erweitern.

Hotellerie und Gastronomie im Fokus

Auf der Agenda standen in diesem Jahr gleich mehrere zukunftsweisende Schwerpunkte: künstliche Intelligenz, Fachkräftegewinnung aus Nicht-EU-Ländern und die Frage, welche Rolle Kurorte heute und künftig einnehmen können. Themen, die, so Gauger, insbesondere für Hotellerie, Gastronomie und das gesamte Gastgewerbe von großer Bedeutung sind, um wichtige Impulse für die Zukunft zu setzen.

Im Anschluss präsentierte Stefanie Bott, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, ihren Sachstandsbericht und konnte erfreuliche Zahlen vorlegen.

Zehntausende Follower auf Facebook

Von der Stadt erhielt die Touristik in diesem Jahr einen Marketingzuschuss in Höhe von 100 000 Euro, der überwiegend in das Online-Marketing floss. Rund 64 000 Euro wurden in Google-Kampagnen, Social Media, Spots und Click-basierte Maßnahmen investiert.

Und das mit sichtbarem Erfolg: Zum 22. September verzeichnete die Touristik 20 599 Follower auf Facebook und 6683 auf Instagram, Tendenz weiter steigend. Auch abseits der digitalen Welt wird auf Sichtbarkeit gesetzt.

Für Gäste, die sich am Counter informieren oder Flyer mitnehmen möchten, wurden neue Druckmaterialien aufgelegt, etwa zu Trauungen und Feiern, zum Grünhütte-Shuttle, zu Genusstouren, Pauschalangeboten, Gästeführungen und zur Fair-Trade-Town Bad Wildbad.

Mit gezielten Marketingkampagnen werden Gäste nach Bad Wildbad gelockt. Damit der Funke überspringt, braucht es aber vor allem eines: Menschen, die mit Herz und Engagement für das Wohl der Gäste sorgen. Und genau hier beginnt der zweite Teil des Tourismusdialogs mit dem Blick auf das Gastgewerbe, die Hotellerie und die Menschen, die hinter dem Service stehen.

Bürokratische Hürden im Tourismus

Einen tiefen Einblick in die Praxis der Fachkräftegewinnung im Gastgewerbe gab Stephanie Christ von der Dehoga- Akademie. Sie berichtete von einem Zuwachs von 11,9 Prozent in den gewerblichen Ausbildungsberufen und aktuell 11 074 Auszubildenden in der Gastronomie in Baden-Württemberg, das ist ein Plus von 28,9 Prozent. Mehr als 50 Prozent davon stammen aus dem Ausland, insbesondere aus Vietnam (20 Prozent), Marokko (6,5 Prozent) und Indonesien (1,9 Prozent).

Ziel sei es, diese jungen Menschen langfristig zu integrieren und im Land zu halten. Christ sprach offen über bürokratische Hürden, aber auch über Lösungsansätze: feste Ansprechpartner, klare Abläufe und Online-Interviews könnten den Prozess deutlich erleichtern. „Nie allein durch den Behördendschungel“, lautete ihr Appell.

Chancen für Kurorte – Katharina Kimmich von der Heilbäder und Kurorte Marketing GmbH beleuchtete die Bedeutung von Wellness und Prävention als Zukunftsfaktor für die Branche Foto: Zoller

Ebenso wichtig seien Teambildung, Unterkünfte und Sprachförderung. „Sprache ist der Schlüssel“, betonte sie und empfahl, Symbole und Icons zur Verständigung zu nutzen. Im ländlichen Raum komme es zudem darauf an, soziale Anbindung aktiv zu fördern.

Während im Gastgewerbe die Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte im Fokus stand, rückte im Anschluss ein weiteres Kernthema des Tourismus in den Mittelpunkt: die Gesundheit. Katharina Kimmich von der Heilbäder und Kurorte Marketing GmbH beleuchtete die Bedeutung von Wellness und Prävention als Zukunftsfaktor für die Branche.

Rund 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung fühlen sich laut Studien mittel oder stark gestresst und fast 40 Prozent der gesetzlich Versicherten leiden unter psychischen Belastungen. Hinzu kommt Bewegungsmangel. „Sitzen ist das neue Rauchen“, betont Kimmich, die dazu für Heil- und Kurorte enorme Chancen sieht: „Sie könnten sich als Gesundheitsdestinationen positionieren.“

Bad Wildbader Gäste in den Mittelpunkt

Allerdings gebe es Aufholbedarf. 30 Prozent der Bevölkerung empfinden Kurorte noch immer als altmodisch. „Wir müssen den Gast wieder in den Mittelpunkt stellen“, forderte Kimmich. Positive Begriffe wie Wohlfühlen, Genuss, Kraft tanken oder Loslassen seien dabei entscheidend für die Ansprache.

Auch die Bildsprache spiele eine Rolle: Landschaften mit Wasser, Licht und Weite wirken besonders einladend. Trends wie Coolcation, Work-Life- und Sleep-Balance, Workation oder Natururlaub zeigten, wohin die Reise gehe: „Die Gäste bestimmen, was Erholung für sie bedeutet“, fasste sie zusammen.

Gesundheit und Wohlbefinden sind zentrale Werte, doch zunehmend entscheiden digitale Kompetenz und Innovationsgeist über den Erfolg einer Destination.

Wie sich der Tourismus in einer Welt im Wandel behaupten kann, erläuterte anschließend Stefan Möhler von der netzvitamine GmbH. Seit mehr als 30 Jahren berät er Betriebe und Destinationen und machte deutlich: „Transformation ist kein Projekt, sie ist einfach da und bewegt sich weiter.“ Die digitale Entwicklung sei kein technisches, sondern ein soziokulturelles Thema, das Offenheit und Mut erfordere.

„Generation Z“ sucht nach Erlebnissen

Wichtig seien digitale Kompetenz, Kundenorientierung und der Wille, Neues auszuprobieren. Sein Credo: „Mobile First“, denn „die Geschäfte werden heute auf dem Handy gemacht“. Plattformen wie booking.com seien Pflicht, Direktbuchungen müssten aber gestärkt werden. Gleichzeitig verändere sich das Zahlungsverhalten massiv: Nur noch 25 Prozent der Verbraucher zahlen bar, 2023 waren es noch 54 Prozent. Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie stark sich das Buchungs- und Konsumverhalten verändert hat.

Besonders die „Generation Z“ sucht online nach Erlebnissen und Inspiration: 83 Prozent der 18- bis 27-Jährigen und zudem 25 Prozent der Traditionalisten von 79 bis 96 Jahren buchen ihre Erlebnisse digital. „Von High-Tech zu High-Touch“, so Möhler, müsse die Devise lauten. Eine starke Marke, technische Kompetenz und eine klare Strategie seien heute Pflicht. „Man muss kein Ingenieur sein, aber offen für Neues.“

Aktuelle Trends verfolgen

Nach diesen zukunftsweisenden Impulsen richtete sich der Blick auf das Fazit des Nachmittags. Corinna David, Marketingleiterin der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, sprach von einem „kurzweiligen, intensiven und informativen Nachmittag“, der mit dem Vortrag von netzvitamine einen echten Höhepunkt gefunden habe.

Auch Bott, zog ein positives Resümee. „Wir wollen Impulse setzen, Perspektiven bieten und aktuelle Trends aufzeigen. Wichtig ist, dass wir immer wieder über den Tellerrand hinausschauen“, betonte sie. René Skiba, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, unterstrich die Bedeutung des Austauschs.