Immer mehr E-Scooter sind auf den Straßen unterwegs – auch in der Lahrer Innenstadt. Foto: Adobe Stock

Seit Juni 2019 sind E-Scooter auf den Straßen zugelassen, auch in Lahr sind immer mehr unterwegs. An den Flitzern scheiden sich die Geister.

Lahr – Wie viele E-Scooter in Lahr unterwegs sind, ist unklar. "Sie müssen bei uns ja nicht angemeldet werden, erklärt Marion Haid von der Pressestelle der Stadt Lahr auf Anfrage der Lahrer Zeitung. "In Lahr ist kein Verleihsystem für E-Scooter vorhanden und wird von der Stadt auch nicht planerisch verfolgt – auch nicht im Zusammenhang mit den geplanten Mobilitätsstationen", so Haid weiter. Für die Verkehrsplanung der Stadt sei es wichtiger, sich auf den Fußweg und Radweg Ausbau sowie auf die ÖPNV-Förderung zu konzentrieren. Eine spätere Ergänzung um zusätzliche Angebote sei jedoch möglich.

Jana Schwab, die Kreisvorsitzende des Fahrradclubs ADFC, findet auch, dass man den Fokus auf einen besseren Radwegausbau setzen sollte. E-Scooter seien im Straßenverkehr kein Problem, solange die Radwege groß genug seien. "Man benötigt breite Radwege, damit die schnelleren Verkehrsteilnehmer überholen können", erklärt Schwab. Sie befürchtet, dass die E-Scooter-Fahrer, falls die Radwege nicht ausgebaut werden, auf Gehwege ausweichen. Dies sei für die Fußgänger gefährlich.

"60 Prozent des Verkehrssystems sind für Autofahrer gemacht, das muss sich dringend ändern", fordert Schwab. Der E-Scooter könnte für manche eine Alternative zum Fahrrad sein. "Es ist nicht sehr groß und man kann es leicht mitnehmen." Schwab selbst bevorzugt ein Klappfahrrad.

Dem ehemaligen ADFC-Vorsitzenden Helmut Schönberger geht der Ausbau des Radwegsystems in Lahr zu schleppend voran. "Seit acht Jahren schon hat Lahr einen engagierten Radverkehrsplaner, der aber nur kleine Maßnahmen umsetzen darf. Für Leuchtturmprojekte wie zum Beispiel eine Radvorrangroute von Ost nach West oder eine Radstation im alten Dinglinger Bahnhof fehlt der Mut", sagt Schönberger. Radfahren sei in den vergangenen Jahren gefährlicher geworden, nicht jedoch durch die E-Scooter, sondern durch die drastische Zunahme überproportionierter Autos.

"Im Ortenaukreis gab es im Jahr 2021 insgesamt 21 Unfälle in Verbindung mit E-Scootern, darunter zwei in Lahr", teilte Karen Stürzel vom Polizeipräsidium mit. Die Tendenz der Unfälle mit E-Scootern für Lahr sei für 2022 leicht steigend. Genaue Zahlen könne und dürfe sie noch nicht nennen. Vereinzelt mussten auch schon frisierte E-Scooter von der Polizei aus dem Verkehr gezogen werden. Das Frisieren von E-Scootern sei eine Straftat, so Stürzel weiter. In Deutschland dürfen E-Scooter nicht schneller als 20 Stundenkilometer fahren. Durch das "Frisieren" der E-Scooter ändern sich die technischen Voraussetzungen, dadurch wird das Gefährt führerscheinpflichtig. "Wir ziehen sie im Rahmen der normalen Verkehrskontrolle raus", sagt Stürzel. Auch unter 14-Jährige seien schon aus dem Straßenverkehr gezogen worden, so Stürzel. Einen E-Scooter darf man erst ab 14 Jahren fahren. Wer sich unerlaubt nach einem Unfall entfernt, begehe eine Straftat, so die Polizeisprecherin.

Die meisten E-Scooter auf den Lahrer Straßen werden vermutlich online gekauft, denn Fahrradhändler wie "2-Rad-Willi", "Kollmer Bikes" und "Die Rad-Klinik" bieten keine E-Scooter zum Verkauf an. Michael Flick von der "Rad-Klinik" erklärt, dass sich das Geschäft nicht lohne. "Die kann man gleich in die Tonne treten. Sie finden niemanden, der die Dinger repariert", betont Flick.