Die Stadt Lahr will das Krematorium auf dem Bergfriedhofkünftig selbst betreiben. Der Gemeinderat gab grünes Licht. Foto: Bender

Die Pläne der Stadt, die Einäscherungsanlage auf dem Bergfriedhof ab 2027 selbst zu betreiben, kamen im Lahrer Rat gut an. Die Fraktionen hoffen, durch die Übernahme pietätvolle Bestattungen sicherstellen zu können – und auch auf Einnahmen.

„Die Zustände auf dem Bergfriedhof sind nicht zu unserer Zufriedenheit. Wir wünschen uns einen pietätvolleren Umgang mit Bestattungen auf dem Krematorium“, begründete Bürgermeister Tilman Petters im Gemeinderat das Vorhaben der Verwaltung. Bereits von 1939 bis 1997 war die Einäscherungsanlage in städtischem Betrieb, anschließend wurde sie verpachtet. Wie bereits im September berichtet, will die Stadt den 2027 auslaufenden Vertrag nicht verlängern.

 

„Der Friedhof wird aufgrund der Denkmalstrukturen sehr geschätzt. Wir wollen, dass er so erhalten bleibt und wünschen uns einen Nutzungsvorgang in Gänze“, so Petters weiter. Das Ziel sei „Abschiednehmen in viel würdevollerem Umfang“. Dazu wolle man fortlaufend in die Unterhaltung der Anlage investieren und weitere Angebote wie ein Trauercafé für eine angemessene Begleitung der Angehörigen entwickeln. Zudem, heißt es in der Sitzungsvorlage, stelle sich eine Chance dar, „Einnahmen zu generieren und diese zielgerichtet im Sinne des Gemeinderates zu verwenden, insbesondere um die steigenden Kosten des städtischen im Friedhofswesen teilweise abzufangen“. Auch die Investitionen sollen über die Einnahmen finanziert werden. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebs hat sich die Stadt Lahr von einem Experten bestätigen lassen.

Urnenbestattung sind immer mehr gefragt

„Wir legen großen Wert auf eine pietätvolle Bestattungskultur. Hier haben wir direkte Einwirkmöglichkeiten und können eine hohe Qualität erreichen“, zeigte sich Eberhard Roth (Freie Wähler) vom Vorhaben überzeugt. Er wünschte sich, „detaillierte belastbare Zahlen“ auf den Weg zu bringen und den Gemeinderat in die weiteren Planungen eng einzubeziehen. „Es ist eine neue unternehmerische Tätigkeit. Chancen und Risiken wurden abgewägt, die Chancen sprechen deutlich für das Projekt“, erklärte Sven Haller (AfD).

Ilona Rompel (CDU) betonte, dass sich das Verhältnis von Erd- zu Urnenbestattungen „deutlich verlagert“ habe. Laut der Gütegemeinschaft Feuerbestattungsanlagen lag das Verhältnis von Urnen- und Sargbestattungen 2022 tatsächlich bundesweit bei 78 zu 22 Prozent – Tendenz steigend. Rompel erwähnte daher auch die „Chance, Einnahmen zu generieren. Es gibt keinen Grund, das nicht selbst zu machen“, erläuterte die Fraktionschefin.

Europaweite Ausschreibung nicht erstrebenswert

Würde man wieder einen Pächter suchen, müsse man eine europaweite Ausschreibung vornehmen. „Dann haben wir es nicht in der Hand“, so die CDU-Stadträtin, der Roland Hirsch (SPD) im Anschluss beipflichtete. Es hätte schon Interessenten aus Frankreich und der Schweiz gegeben, so der Fraktionschef. Die Investitionen, die die Stadt tätigen will, gehe man mit. Hirsch erkundigte sich, wie weit die Planungen seien, Räume für die Abschiedsnahme ins Gebäude zu integrieren. Petters erklärte daraufhin, dass es noch „keine vertieften Planungsüberlegungen gebe“, das Vorhaben aber geprüft und mit dem Rat abgestimmt werde.

Sven Täubert mahnte an, bei möglichen Umbaumaßnahmen nicht nur die Technik zu erneuern, sondern auch die Rahmenbedingungen zu verbessern. „Ein Trauercafé und offene, helle Räume“, forderte er. In Sachen Umwelt- und Emissionsschutz gelte es, die höchsten Standards einzuhalten. „Es ist der richtige Standort für alle“, fasste er zusammen. Regina Sittler (FDP) hatte den Stellungnahmen nichts mehr hinzuzufügen. „Wir freuen uns auf weitere Informationen“, sagte sie.

Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung einstimmig, die Übernahmepläne voranzutreiben.

Betreibergesellschaft

Im Rahmen der Übernahme des Krematoriums soll eine stadteigene Gesellschaft gegründet werden. Diese soll den Betrieb am Standort Bergfriedhof zukunftssicher im Sinne des Gemeinderats fortentwickeln, heißt es in der Sitzungsvorlage. Es werde besonderes Augenmerk auf die Ansprüche der Angehörigen, des Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit sowie auf die Vorgaben des Emissionsschutzes gelegt.