Zuschauer im Ballettsaal: das gibt es in der Ballettschule von Armin Weiss einmal pro Jahr, in der Zuschauerwoche. Foto: Jannis Jäger

Die Albstädter Ballett-Schule von Armin Weiss lädt in dieser Woche interessierte Zuschauer ein, beim Training zuzuschauen. Klein und Groß übten sich in dieser alten Kunstform. Doch nicht jeder bringt langfristig die notwendigen Tugenden mit.

Im Studio der Ballettschule von Armin Weiss herrscht – ungewöhnlich für einen Wochentagsabend – andächtige Stille – trotz gut besetzter Zuschauerbänke. Handykameras sind gezückt. Unterbrochen wird alles nur von den Rufen und Anweisungen des Lehrers.

 

Täglich trainieren in der Ballett-Schule von Armin Weiss die Ballerinas der Zukunft – und in dieser Woche sogar vor Publikum. Denn der Maestro lädt einmal mehr Verwandte, Freunde und Interessierte ein, die Anstrengungen seiner Schützlinge zu bestaunen.

Armin Weiss hat einen neuen Boden im Ballettsaal verlegen lassen. Foto: Jäger

Schon mit vier Jahren dürfen die Kinder für die tänzerische Früherziehung angemeldet werden, das klassische Ballett lehrt Weiss dann circa ab der zweiten Klasse. Viele sprängen nach und nach ab, sagt Weiss. Das Ballett nötigt den Tänzerinnen einiges an Durchhaltevermögen ab. Viele verlören die Motivation, weiter zu machen. Es brauche ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz. Doch die übrigen blieben dem Sport, der Kunst und nicht selten sogar ihrer Ballettschule über viele Jahre treu.

Eine Schülerin hat ins Profi-Fach gewechselt

Um halb sechs Uhr abends tritt die Ballettleistungsklasse zum öffentlichen Training an. Die jungen Ballerinas trainieren seit vielen Jahren mehrmals die Woche. „Für Perfektion und Ästhetik“, heißt es von einer. Auf die Frage, ob es denn schon einmal eine seiner Schülerinnen geschafft habe, professionell Ballett zu tanzen muss Weiss lächeln: „Genau eine.“

Da haben die stolzen Eltern und Großeltern etwas zu sehen: Die Zuschauerwoche ist für sie der Ersatz für die früher sehr aufwendigen Aufführungen. Foto: Jäger

Der Albstädter Ballett-Trainer ist mit seiner Schule in der Bühlstraße seit 1996 aktiv. Nachdem er mit Ski-Ballett begonnen hatte, sei er schnell dem klassischen Ballett verfallen. Weiss berichtet, so populär wie früher sei das Ballett nicht mehr. Heute beobachte er bei vielen seiner jungen Schülerinnen Schwierigkeiten in puncto Aufmerksamkeit und Konzentration. Die Fernsehserie „Anna“ und der anschließende Kinofilm hätten Ende der 1980er-Jahre einen wahren Boom ausgelöst. Doch das ist lange her.

Die Elevinnen von Armin Weiss lernen nicht nur für Auftritte, sondern auch fürs Leben in der Ballettschule am Ebinger Ziegelplatz. Foto: Jäger

Dabei: „Man lernt mehr als bloß Ballett“, sagt Weiss. Seine Schülerinnen nicken. Natürlich erfordere das Tanzen eine gewisse Disziplin und körperliche Leistungsfähigkeit, doch nicht unterschätzen dürfe man das enorme Selbstbewusstsein, das man mitnehme in sein ganzes übriges Leben. Das Ballett ist seine Mission. Die meisten Kombinationen stammen von Weiss selbst. Er habe genug anderes gesehen, meint Weiss, jetzt will er nichts anderes mehr machen.

Betriebswirtschaftlich nicht die beste Idee – aber gut für die Elevinnen

Jetzt geht es für ihn langsam auf den Ruhestand zu, doch für seine Ballett-Schule hat er vor Kurzem noch einen neuen Boden angeschafft. „Betriebswirtschaftlich eine dumme Idee“, sagt Weiss, doch es brauche einfach einen anständigen Untergrund um zu tanzen.

Am Ende der Stunde drehen sich vier erschöpfte Ballerinas zu den Bänken der Zuschauer. „Hier ist euer Publikum“, tönt der Lehrer. Entgegen der Ränge präsentieren sie sich noch ein letztes Mal, dann ist es Zeit, sich auszuruhen.