Bauvorhaben: Evangelisches Gemeindehaus wird denkmalgerecht saniert / 330 000 Euro: Kostenrahmen wird eingehalten
Das alte evangelische Pfarrhaus in der Oberndorfer Straße ist gerettet, wie von vielen Menschen in Schramberg gewünscht. Doch die Rettung ist noch nicht vollständig finanziert.
Das alte evangelische Pfarrhaus in der Oberndorfer Straße ist gerettet, wie von vielen Menschen in Schramberg gewünscht. Doch die Rettung ist noch nicht vollständig finanziert.
Schramberg. Corona hat zwar die von der evangelischen Gemeinde initiierte Spendenaktion "Altes Pfarrhaus retten" ausgebremst – nicht aber die Restaurateure und die Handwerker, die das Baudenkmal mit viel Aufwand und Können restauriert haben.
Rechtzeitig zum 150-jährigen Baujubiläum im kommenden Jahr erstrahlt das alte Pfarrhaus als eines der wenigen erhaltenen Baudenkmäler in Schramberg aus spätklassizistischer Epoche im Glanz seiner Entstehungszeit um 1872.
Damals hatte Bäckermeister Johannes Storz ("Brunnenbäck") das repräsentative Wohnhaus an der "Neuen Straße" (heute Oberndorfer Straße) errichten lassen. Erst 1889 wurde das Gebäude unterhalb der im Jahr 1874 errichteten evangelischen Kirche von der Kirchengemeinde gekauft und zu ihrem Pfarrhaus. Mit wechselnden Bewohnern und Nutzern änderte sich auch immer wieder einiges in der Gestaltung des Gebäudes, aber auch der Zahn der Zeit nagte an Fassade und Sandstein. Nicht nur diese Schäden sollten ausgebessert werden: Das Haus sollte sein ursprüngliches Aussehen weitgehend wieder erhalten.
Übergabefest im Herbst eingeplant
Nach dem historischen Befund aus spärlichen Dokumenten und Fotos plante Architekt Roland Hess in Absprache mit Restaurateur Peter Volkmer eine denkmalgerechte Sanierung des historischen Gebäudes in der Stadtmitte.
So wurden im Sockel später eingesetzte Betonsteine entfernt und durch Sandsteine ersetzt. Diese Sandsteine kommen wie die ursprünglichen aus dem Steinbruch von Michael Roth in Sulgen, sodass die neuen Quader in Struktur und Farbe identisch sind und sich nur durch die Bearbeitung etwas unterscheiden. Auch der Sandstein um die hohen Fenster und die umlaufenden Friese wurde gereinigt, Löcher und Risse ausgebessert, so dass die neuen Füllungen nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sind. Aber auch das wird der Zahn der Zeit wieder anpassen.
Ringsum wurde von der Fassade der gesamte Oberputz entfernt und in Material und Struktur nach dem historischen Befund möglichst dem Original entsprechend wieder aufgetragen und weiß gestrichen. Die gegossenen Terrakotta-Elemente unter den Fenstern wurden gebürstet und im Ton der Sandstein-Fensterbänke beschichtet.
Nachdem die Anlage um das Haus mit Grün und Bäumen wieder angelegt ist, hofft die Gemeinde im Herbst auf ein Übergabefest, weil das übliche Gemeindefest um Peter und Paul wohl nicht stattfinden kann.
Die Sanierung liegt mit 330 000 Euro im Kostenplan. Neben einem Zuschuss vom Denkmalamt muss die Gemeinde die Sanierung selbst finanzieren, weil das Gebäude nicht mehr kirchlich genutzt wird, sondern von der diakonischen Jugendhilfe "Mutpol – Schule des Lebens". Bei der Spendenaktion kann weiterhin jeder mit einer Spende dabei sein.