Der US-Schauspieler Ned Beatty hat viele ausgeprägte Charaktere verkörpert. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.
Stuttgart - Ned Beatty gehörte zu der Kategorie Schauspieler, deren Gesicht man nicht so leicht vergisst, wenn man sie einmal gesehen hat. Der US-amerikanische Schauspieler hat vielen Hollywood-Produktionen und TV-Serien seinen Stempel aufgedrückt – obwohl er fast immer Nebenrollen spielte.
In Robert Altmans Kunstfilm „Nashville“ (1975) verkörpert er einen Anwalt in einer Ehekrise mit einer Sängin (Lily Tomlin), der in seinem politischen Spezl-Netzwerk laviert. In Alan J. Pakulas Polit-Drama „Die Unbestechlichen“ (1976) spielt er die Rolle des Informanten Martin F. Dardis, der dem „Washington Post“-Reporter Carl Bernstein (Dustin Hoffman) einen entscheidenden Hinweis zum Watergate-Skandal gibt.
Er mit Mitte 30 kam er zum Film
Geboren 1937 in Louisville, Kentucky, sang Ned Beatty zunächst in Gospel- und Barbershop-Quartetten. Das brachte ihm ein Stipendium an der Transylvania University in Lexington ein. Dort sang er im Chor, machte aber keinen akademischen Abschluss. Mit 19 stand er erstmals auf der Bühne und spielte dann zehn Jahre lang an Theatern in Kentucky und Virginia, unter anderem 1966 die Rolle des Willy Loman in „Tod eines Handlungsreisenden“. 1972 gab er neben Jon Voight and Burt Reynolds sein Leinwanddebüt in „Beim Sterben ist jeder der Erste“. Eine Kanutrip von vier Männern verrutscht da gründlich – und Beattys Figur fällt unter anderem durch die ausgeprägte Arroganz des Städters gegenüber der Provinzbevölkerung auf.
Bald wurde Beatty zum Spezialisten für besondere Typen. In Sidney Lumets Mediensatire „Network“ (1976) ist Ned Beatty als Fernseh-Mogul zu sehen, der dem vom aufsässigen Weltuntergangs-Prediger zum Moderator mutierten Howard Beale (Peter Finch) in einem bravourösen Auftritt die großen Zusammenhänge der kapitalistischen Welt erklärt. Das ist zum Brüllen komisch und dabei todernst – dafür bekam er eine Oscar-Nominierung.
Genial als manipulativer Teddy
Im frühen Superheldenfilm „Superman“ (1978) brilliert er als Otis, der skurrilen rechten Hand des Bösewichts Lex Luthor (Gene Hackman). Eine Slapstick-Einlage mit einem Lampenschirm deutet er um und behauptet, er habe „katzengleiche Reflexe“. In der Eisenbahn-Krimi „Trans Amerika Express“ (1978) verkörpert Beatty einen FBI-Agenten, der sich als Vitamin-Vertreter ausgibt. In beiden Rollen ist er überzeugend, seine Figur aber eher glücklos.
Ob ernsthaft oder komödiantisch: Ned Beatty, der nun im Alter von 83 Jahren gestorben ist, haben viele gerne zugeschaut. Er war bis in die Zehnerjahre aktiv, spielte in der Polit-Dramödie „Charlie Wilson’s War“ (2007) einen Kongressabgeordneten neben Tom Hanks und Julia Roberts. In „Toy Story 3“ (2010) lieh er seine Stimme dem diktatorischen Teddybären Lotso, der die Spielzeuge im Kindergarten unter ein unbarmherziges Regime zwingt. Wie Beatty den bösen Bären anfangs manipulativ flöten lässt, lohnt sich im englischen Original anzuhören.