Der US-Rapper Coolio ist im Alter von 59 Jahren gestorben. Sein Welthit „Gangsta’s Paradise“ von 1995 bleibt über seinen Tod hinaus aktuell.
Selbstzweifel plagen den 23-Jährigen, aus dessen Sicht Coolio 1995 in „Gangsta’s Paradise“ rappte: „Ich kann kein normales Leben führen, die Straße hat mich erzogen“, „Ich bin ein durchgeknallter Gangster, eine wandelnde Sprengfalle.“ Er habe nie erlebt, dass es einer nicht verdient gehabt hätte, man solle besser aufpassen, warnt er – und fragt sich, ob er seinen nächsten Geburtstag erleben wird. Dann der Perspektivwechsel: „Tell me why are we, so blind to see, that the ones we hurt, are you and me?“ (auf Deutsch: „Sag mir, warum sind wir zu blind, zu erkennen, dass wir uns immer nur gegenseitig verletzen?“), flötet der Sänger L. V. alias Larry Sanders. Der hymnische Refrain erinnert an all jene, die ihr Dasein in einem „Gangster-Paradies“ fristen müssen.
Die Melodie ist eine umgedichtete Version von Stevie Wonders „Pastime Paradise“ aus dessen Album „Songs in the Key of Life“ (1976) . Wonder stimmte der Verwendung zu unter einer Bedingung: Coolio durfte keine Schimpfwörter verwenden. Der Rapper ließ sich darauf ein – und landete einen Welthit.
Ein früher Grammy
„Gangsta’s Paradise“ war auch im Film „Dangerous Minds“ (1995) zu hören. Michelle Pfeiffer spielt darin eine Ex-Soldatin, die als weiße Lehrerin in einer Klasse demotivierter Teenager mit latein- und afroamerikanischen Wurzeln landet, von denen einige in Gang-Aktivitäten und Drogenhandel verstrickt sind. Coolio bekam für „Gangsta’s Paradise“ einen Grammy und bald selbst viele Nebenrollen in Film und Fernsehen.
Geboren südlich von Pittsburgh in Pennsylvania, zog Artis Leon Ivey Jr. nach der Schule nach Compton, einen Teil von South Central Los Angeles. Er arbeitete als Feuerwehrmann und am Flughafen, eher er sich als Coolio der Gangster-Rap-Band WC and the Maad Circle anschloss. Sein Solo-Debüt „It takes a Thief“ (1994) wurde ein Erfolg, der Song „Fantastic Voyage“ sein erster Hit.
Ein Hit am Kipppunkt
Mit „Gangsta’s Paradise“ markierte Coolio dann ziemlich exakt den Kipppunkt, an dem der Gangster-Rap vom sorgsam gehegten Subkultur-Phänomen zum Mainstream wurde. Die Ermordungen der prominenten Rapper 2Pac (1996) und The Notorious B.I.G. (1997) sorgten für weiteres Aufsehen, Künstler wie Puff Daddy, Jay-Z und Nas und öffneten das Genre für breitere Hörerschichten. Häufig verwendeten sie bekannte R-’n’-B-Melodien – wie Coolio.
Der machte „Gangsta’s Paradise“ zum Titelsong eines Album mit weiteren Hits, „1, 2, 3, 4 (Sumpin’ New)“ und „Too Hot“. 1996 folgte „It’s all the Way live (now)“, ein Song zur Filmkomödie „Eddie“ mit Whoopi Goldberg. Im selben Jahr nahm Coolio mit B-Real, Method Man, LL Cool J, and Busta Rhymes „Hit ’em High“ auf für die Komödie „Space Jam“, in der der Basketball-Star Jordan auf den Animationshasen Bugs Bunny trifft.
Ein Auftritt vor Gericht in Böblingen
Ein letzter Hit folgte 1997 mit „C U When U Get There“, danach fiel Coolio eher durch andere Aktivitäten auf. 1998 wurde er nach einem illustren Auftritt im Amtsgericht Böblingen zu sechs Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt – er und seine Entourage hatten nach einer Autogrammstunde in einer Böblinger Boutique Kleider entwendet und die Besitzerin verletzt.
2004 trat Coolio in der Fernsehshow „Comeback – Die große Chance“ auf neben Kandidaten wie Chris Norman und Limahl. 2009 veröffentlichte er ein Kochbuch, in dem er für Fusionsküchen wie „Blasian“ (Black Asian) oder „Ghettalian“ (Ghetto Italian) warb. Danach war er in Kochshows zu sehen.
Am 28. September ist Coolio im Alter von 59 Jahren tot aufgefunden worden. Hinweise auf Gewalteinwirkung gibt es bislang nicht.