Unser Leser Adolf Vees aus Hechingen äußert sich zum Tod von Heinz Peter Schetter. Foto: SB

Unser Leser Adolf Vees aus Hechingen äußert sich zum Tod von Heinz Peter Schetter.

Am vergangenen Mittwoch trugen wir auf Heiligkreuz den Architekten H. P. Schetter zu Grabe. In Hechingen ging eine Ära zu Ende. H. P. Schetter oder auch nur Peter Schetter, wie man ihn in der Stadt nannte, wurde 89 Jahre alt, ein biblisches, gesegnetes Alter, wie man gerne sagt, das zur Ordnung und zum Gesetz der Welt gehöre und doch: Bei diesem Tod ergreift uns gleichzeitig ein anderes Gefühl, ja eine Klage.

 

„Er träumte und hoffte“

Die Stadt verlor mit Heinz Peter Schetter einen Mark- und Felsstein, eine Wegmarke unseres städtischen Bewusstseins, die uns über Jahrzehnte Halt und Sicherheit zu geben wusste. H. P. Schetter war ein Baumeister aus Leidenschaft. Er wusste von Schicksal und Prägung des Menschen, die er erfährt von den Häusern, in denen er lebt, von den Straßen, durch die er geht und von der Zwiesprache, die er hält mit Landschaft und Geschichte. Das war die Welt, in der er lebte, träumte und hoffte.

In der Tradition alter Baumeister

Daraus sind viele schöne Werke hervorgegangen, Wohn- und Geschäftshäuser, bis hin zu technischen Gebäuden, wie dem Parkdeck an der Münzgasse, das uns mit seiner Einbindung in die alte Stadtmauer den Blick auf unsere mittelalterliche Stadtstruktur und auf die klassizistische Stiftskirche nicht geraubt hat.

Er sah sich mit seinem Freund und Partner Werner Wild in der Tradition der Hechinger Baumeister Paul Schmitthenner, Hermann Selig, Hannes Rosenkranz, Julius Wachendorfer und nicht zuletzt seines so früh gestorbenen Vaters Max Schetter: Die zollerische Geschichte einer aus dem frühen Mittelalter stammenden Residenzstadt zu erhalten, ebenso wie die Jahrhunderte währende Prägung durch eine jüdische Gemeinde, nicht zuletzt die preußische Zeit mit ihrem Untergang nach 1933 und 1945.

Epochen hinterlassen architektonische Zeugnisse in der Stadt

Alle diese Epochen haben in unserer Stadt Zeugnisse hinterlassen, deren Erhalt und Pflege unseren Hechinger Architekten Verpflichtung und Herausforderung war.

Man muss es mit Bedauern sagen: Von dieser sittlichen Verpflichtung sind wir nicht mehr geprägt, vielleicht haben wir auch nicht mehr die Kraft, uns dieser Aufgabe zu stellen. Hilflose, arbeitslose Baukräne verwaister Baustellen, drohende Zwangsversteigerungen, am Obertorplatz und auch anderswo, liegen wie dunkle Schatten auf unserem städtischen Bewusstsein.

H. P. Schetter, du hast dein Bestes gegeben. Habe Dank!

Adolf Vees, Hechingen

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