Ein Kind liest in einem Buch. Wegen der gestiegenen Papierpreise sind die Kosten für Hefte und Blöcke gestiegen. (Symbolfoto) Foto: iravgustin/ Shutterstock

In wenigen Tagen beginnt für viele Schüler wieder der Ernst des Lebens, derzeit kaufen Eltern die dafür notwendigen Materialien. Laut Statistischem Bundesamt lag der Preisanstieg für Schulhefte und Zeichenblöcke im Juli 2022 bundesweit bei 13,6 Prozent. Wir haben uns umgehört, wie Fachgeschäfte in der Region damit umgehen.

"Alles wird teurer - ob Papierumschläge oder Hefte", sagt Janett Joel, Inhaberin des gleichnamigen Schreibwarengeschäfts  in Dobel. "Es gibt einen gewaltigen Preisanstieg." Verkaufte sie früher ein normales DIN-A4-Heft für 75 Cent, müsse sie heute 1,25 Euro verlangen. Alleine bei den Papp-Ordnern gab es einen Anstieg um 25 Cent. Bei der Einschulung könne sich das Material - gemeint sind vier Schnellhefter, ein Zeichen- und Malblock sowie ein Sortiment Wachsmalkreide - auf 80 bis 90 Euro belaufen, zählt Joel zusammen.

"Umweltschutz durch ökologische Schulsachen ist zwar schön und gut, es muss für den Otto-Normalverbraucher aber auch bezahlbar bleiben", findet sie. Eine Familie mit drei schulpflichtigen Kindern sei durch solche Kosten doch stark belastet. Die Lehrkräfte verlangten häufig Markenprodukte wie Pelikan, Faber-Castell oder Stabilo. Von der Qualität und Farbintensität sei dies zwar nachvollziehbar, jedoch hätte diese Auswahl eben auch ihren Preis, gibt Joel zu bedenken.

Günstige Preise weitergeben

In Freudenstadt ist  das Schreibwarengeschäft Ambiente Seeger von den aktuellen Preissteigerungen noch nicht betroffen. "Wir haben die Hefte für die Saison Anfang des Jahres noch günstiger eingekauft", sagt Ladeninhaberin Seeger. Die damaligen Preise würden auch so an die Kundschaft weitergeben, erklärt sie. Dieser Sachverhalt wie auch die intensive Beratung sei etwas, was von den Kunden sehr geschätzt werde. Man versuche, mit dem breiten Sortiment von Papier-, Karton- oder auch Plastikumschlägen das Meste für die jungen Interessenten zu ermöglichen. Vor allem Menschen mit geringen Deutschkenntnissen profitierten von den Gesprächen.

Allerdings sei der Umsatz rückläufig, vor allem wegen der starken Konkurrenz von großen Ketten. Dass sich manche Geschäfte gegenseitig mit Rabatt-Aktionen unterbieten, sei in ihren Augen der falsche Weg. Eine Service-Dienstleistung zur Kundenbindung stelle das Einbinden von Büchern dar. Das fachgerechte Einschweißen der Lernmittel werde auch von den Eltern sehr geschätzt, erläutert Seeger.

Seitens der Lehrkräfte wünscht sie sich, dass manche Pädagogen sich bei der Zusammenstellung ihrer Klassenliste besser informierten, was noch auf dem Markt sei. "Die Doppelhefte 'Lineartur  3 mit Rand' werden mittlerweile gar nicht mehr hergestellt", erklärt sie. Wenn aber Eltern mit der Liste vor ihr stünden, hieße es, das Fachgeschäft habe nicht die notwendigen Produkte. "Wir haben extra für Lehrkräfte eine Informationsveranstaltung mit Außenhandelsvertretern entsprechender Firmen organisiert", sagt sie. Doch die Resonanz bei den Lehrern sei gering gewesen.

Schulranzen sind Zugpferd

Bei blass Erlebniswelt in Sulz sind die Preiserhöhungen immer eine Abwägungssache. "Von den Herstellern gab es dieses Jahr zwei Erhöhungen", erklärt Geschäftsführerin Inga Elsayed. Für Uhu-Kleber, Malkästen von Pelikan oder Wachsmalfarben gebe es Sonderpreise, auch Hefte seien im Angebot. "Ordner, Sammelmappen und Hefte sind bei uns nicht teurer geworden", fasst sie zusammen. Es stelle sich nämlich immer die Frage, ob man die höheren Preise einfach an die Kunden weitergeben wolle oder die Teuerung selbst schlucke.

Auch bei den Schulranzen sähe es momentan noch günstig aus. "Die Ranzen haben wir im Frühjahr eingekauft, als es noch keinen Preisanstieg gab", sagt Elsayed. Für das Jahr 2023 werde die Erhöhung wahrscheinlich bis zu 10 Euro pro Ranzen betragen, so ihre Vermutung. Der Schulranzen-Verkauf erweise sich immer noch als ein Standbein. "Wegen der ergonomischen Form und der individuellen Rückenhaltung gibt es meist ein Beratungsgespräch von bis zu 45 Minuten", erläutert sie. Als Vergleich zieht sie ihren Online-Shop heran, in dem man die Produkte auch bestellen könne. Doch würden 90 Prozent der Ranzen weiterhin direkt im Laden vor Ort verkauft, sagt sie.

100 Euro für Erstklässler

Olivier Thomas von Thomas Bastelkunst in Villingen-Schwenningen hat eine klare Haltung zu den aktuellen Preisen. "Die Erhöhungen sind erschrecken", sagt er. Der Preis für herkömmliches Kopierpapier hätte sich verdoppelt, bei anderen Artikeln läge der Anstieg bei bis zu 30 Prozent. Hatte er anfangs des Jahres für 16 Blatt 80 Cent verlangt, seien es mittlerweile 1,50 Euro.

Auch bei den jungen ABC-Schützen summierten sich die Kosten deutlich. "Früher bezahlte man für Grundschulmaterialen rund 70 Euro, jetzt sind es bis zu 100", rechnet Thomas vor.

Das liege auch daran, dass die Lehrer, etwa bei Buntstiften, auf Markenqualität setzten. Dass sich die Leute bei solchen Preisen bei Großhandelsketten günstiger eindeckten, ist für ihn verständlich. Zwei Jahre Corona-Pandemie und die aktuellen Energiepreise machten es dem Einzelhandel sehr schwer. "Die Krise wird viel kaputt machen", sagt er.

"Es macht schon Bauchweh", beschreibt er das sinkende Kaufverhalten. Ein Versuch, selbst Kosten zu sparen, seien die geänderten Öffnungszeiten. "Wir machen eine halbe Stunde später auf und eine halbe Stunde früher zu, um so 60 Minuten Heizkosten zu sparen", erklärt er das aktuelle Vorgehen.

Schnellhefter aus Pappe im Trend

Eine geringere Teuerungsrate hat Petra Huber von der Papier-Ecke in Oberndorf. "Bei mir sind Schulhefte fünf Cent teurer geworden, Blöcke um rund 50 Cent", sagt sie. Das entspräche einer Steigerung von etwa 5 Prozent. Es sei alles lieferbar, nur zeitweise sind Artikel, wie etwa Papp-Schnellhefter, vergriffen, wenn Lehrer die umweltfreundliche Variante anstatt der Plastikversion wünschten. Sie merke schon, dass vermehrt auf Nachhaltigkeit gesetzt werde, alle anderen "Trends" seien stets lehrerspezifisch und wechselten auch von Jahr zu Jahr.

Die komplette Ausstattung für einen Schüler der ersten Klasse beziffert sie auf 60 bis 70 Euro. Da vieles davon in der nachfolgenden Jahrgangsstufe weiter genutzt werden könne, seien im Folgejahr die Kosten mit 15 bis 20 Euro spürbar geringer. Einen weiteren Preissprung stelle der Übertritt auf eine weiterführende Schule dar, wenn in der fünften Klasse jeder Lehrer spezielle Vorgaben zu Anzahl der Hefte mache. Dann könne man ihrer Einschätzung zufolge mit 50 oder 60 Euro rechnen.