Bereits im Jahr 2020 hatte die Musikkapelle ihr 200-jähriges Bestehen. In diesem Jahr feierten die Musiker mit einigen Aktionen das Jubiläum nach. Beim Jahreskonzert war der befreundete Musikverein aus Niederhausen als Bühnengast dabei.
Kappel - Erst dieses Jahr konnte die Musikkapelle Kappel (MKK) ihr Gründungsjubiläum zum 200-Jährigem konzertant nachfeiern. Ab 2020 musste das coronabedingt lange ausfallen. Doch jetzt setzte am vorigen Samstag die MKK mit ihrem Jahreskonzert in der voll besetzten Kappeler Halle noch ein musikalisches Jubiläumskrönchen obendrauf. Und das gemeinsam mit dem befreundeten Musikverein Niederhausen als Bühnengast. Dieser hatte dann auch den Programm-Vortritt.
Der Auftakt gebührt den Gästen aus Niederhausen
Zur Eröffnung führten sich die Niederhausener mit einer virtuos trompetenstarken "Glory Fanfare" ein und begeisterten sogleich mit dem der Kaiserin Sisi gewidmeten fröhlichen Marsch von Timo Dellweg samt volkstümlichem Einschlag. Nicht minder gut kam die Konzertpolka "Die Perlen" von Henri Kling an. Dabei glänzten Jana Stephan und Nico Hödle solistisch als makelloses Trompeten-Duo mit rasanten Passagen.
Mit "Ross Roy" hatte Komponisten-Altmeister Jacob de Haan an eine australische Schulvilla erinnert, von martialischen Passagen bis hin zu romantisch-verspielten. Es folgte nicht minder konzertant ☺"Red Rock Mountain" von Rossano Galante als romantisches Bild der traumhaften Berglandschaft in Pennsylvania zwischen Monumentalität und zarten Naturtönen. All dies hatten die Niederhausener unter ihrem Dirigenten Thomas Hertweck schon vorige Woche auf dem eigenen Jahreskonzert erfolgreich präsentiert – inklusive der abschließenden "The Phil Collins Collection" als rhythmisches Medley des schlagzeug- und stimmstarken Weltstars.
Nach der Pause hielt die MKK mit ihrer Dirigentin Angela Pace, gleich mit "Game of Thrones" als Fernsehserien-Soundtrack symphonisch einsteigend, den musikalischen Spannungsbogen mühelos aufrecht. Bei Enrico Morricones unaufgeregter Filmmelodie zu "The Mission" glänzte Thomas Horn als einfühlsamer und souveräner Oboen-Solist, nicht minder Julia Feller an der Trompete. "The Great Locomotive Chas"“ erinnerte an eine militärische Lokomotiven-Entführung im amerikanischen Bürgerkrieg- auch in Buster Keatons Stummfilm "The General" verewigt.
Weihnachtliche Klänge zum Abschluss
Von gleichmäßig stampfendem Dampf-Rhythmus bis zu Pfeifen und Bimmeln fehlte tonal nichts im dramatischen Verfolgungsgeschehen. Weitere Filmmusik gab es mit der Titelmelodie "Conquest of Paradise" des griechischen Komponisten Vangelis. Dort glänzten zu perfekter orchestraler Begleitung mit Marius Bührle, Dominik Binning, Katharina Eckel, Konrad Konzack und Heinrich Waldmann gleich fünf Sänger aus den eigenen Reihen. Michael Holms einstiger Schlagerhit "Lucille" bot dann Bührle Gelegenheit, erneut stimmstark zu brillieren.
Besonders mitreißend geriet das "Colonel Bogey", besser bekannt als "River-Quai March". Auch dabei war den Instrumentalisten nicht nur anzuhören, sondern auch anzusehen, dass sie mit Begeisterung, Ausdruck und Energie in die anspruchsvolle Musikwelt eintauchen. Beim abschließenden "Nena-Potpourri" überzeugte Katharina Eckel beim Hit "99 Luftballons" als Sängerin.
Schließlich endete das fulminante Doppelkonzert nach dem rauschenden Schlussapplaus mit dem von Bührle gesungenen "Feliz Navidad" als vorweihnachtlicher Zugabe sowie mit Dankesworten an die beiden Dirigenten. Deren Bekanntschaft, und damit auch die der beiden Kapellen, ist nicht zufällig. Angela Pace hat Niederhausener "Musik-Wurzeln" – und nicht nur sie.
Älteste Kapelle im Verband
Schon 1820 war die Musikkapelle Kappel am Rhein gegründet worden – und ist damit die Älteste im heutigen Blasmusikverband Ortenau. Dafür erhielt die Musikkapelle im vergangenen Jahr von der Landesregierung auch die "Conradin-Kreutzer-Tafel" verliehen. Nach genau zwei Jahrhunderten Geschichte ist übrigens nun Angela Pace die erste weibliche Dirigentin der Kapelle.