Die Aktion "Stadtradeln" bringt bei ihrer Premiere im Kreis bislang 1225 Einwohner auf Touren. Foto: Landratsamt

Zum ersten Mal nimmt der Landkreis Freudenstadt in diesem Jahr an der bundesweiten Aktion "Stadtradeln" vom Netzwerk "Klimabündnis" teil. Nach der ersten Woche zieht die Tourismus-Beauftragte des Landkreises, Monika Krämer, eine erste Zwischenbilanz.

Kreis Freudenstadt - Knapp 1500 registrierte Fahrer, eine zurückgelegte Gesamtstrecke von bislang rund 146 000 Kilometern und eine rechnerische CO2-Einsparung von 21 Tonnen. Das sind auf den ersten Blick eindrucksvolle Zahlen. Doch in welcher Relation sind diese zu betrachten? Die Menge des vermiedenen Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes entspricht in etwa der eines Hin- und Rückflugs eines Ferienfliegers von Frankfurt nach Palma de Mallorca mit einer Besetzung von 40 Personen, so Monika Krämer. Der Einspareffekt träfe in dem Maß jedoch nur zu, wenn die Teilnehmer nicht nur aus sportlichem Ehrgeiz Kilometer sammeln, sondern Fahrten durch das Rad ersetzen, die sie sonst mit dem Auto zurückgelegt hätten.

Anstoß durch eine Kollegin

Entstanden sei die Idee, kreisweit zur Teilnahme an der bundesweiten Aktion aufzurufen, durch den Anstoß einer Kollegin. "Die Idee fand ich schon lange gut, aber die Umsetzung war immer etwas schwierig", sagt Krämer. Die Aktion dauert drei Wochen und wird seit 2008 jährlich vom Netzwerk "Klimabündnis" organisiert. Die Stadt Horb hatte in den vergangenen Jahren bereits alleine teilgenommen.

Wo bleiben die Stadträte?

Aufgrund der Erfahrungen aus Horb hatte die Tourismusbeauftragte auf eine Teilnehmerzahl von 1200 gehofft. Und die Rechnung ging auf: Aktuell hätten sich 1500 Radler angemeldet, von denen 1225 bereits gefahrene Strecken eingereicht hätten. Es sei geplant, die kreisweite Aktion nächstes Jahr zu wiederholen. Dann sei, was die Teilnehmerzahlen betrifft, aber noch "Luft nach oben", so Krämer.

Besonders von der Kommunalpolitik erhofft sie sich mehr Teilnahmen. 37 Ratsmitglieder seien angemeldet. "Das Kriterium Sportlichkeit war zwar noch nie ausschlaggebend für die Wahl zum Stadtrat." Doch in den drei Wochen gehe es nicht ausschließlich um den sportlichen Wettkampf, sondern um Vorbildfunktion und das gemeinschaftliche Gefühl beim Radfahren.

Auch ein möglicher Image-Gewinn für die Gemeinden sei dabei wichtig. Ginge es doch darum, den Bürgern zu vermitteln: "Hier passiert was." Der gemeinsame Auftritt als Landkreis lohne sich auch finanziell. Bei einer Einzelteilnahme müsste jede Stadt oder Gemeinde eine Antrittsgebühr von bis zu 1200 Euro bezahlen. Durch die Teilnahme des gesamten Landkreises Freudenstadt würden diese Gebühren vom Land Baden-Württemberg bezuschusst.

App ist noch fehlerhaft

Trotz der zufriedenstellenden Zwischenbilanz sieht Monika Krämer bei den Organisation des "Klimabündnisses" einen wesentlichen Kritikpunkt. Die App zum Aufzeichnen der Radtouren sei fehlerhaft, und das trotz ausreichender Vorlaufzeit.

Am Ende der Aktion kürt der Landkreis die eifrigste Kommune sowie das Team, das die meisten Kilometer geradelt ist. Dabei werde jedoch die Kilometerzahl pro Kopf herangezogen, um Unterschiede der Mannschaftsgrößen auszugleichen. Bei allem sportlichen Ehrgeiz gehe es darum, die Leute zu überzeugen, öfter mal das Auto stehen zu lassen und stattdessen aufs Rad umzusatteln. Wenngleich nicht jede Kilometermeldung penibel kontrolliert wird, will Tourismusbeauftragte Monika Krämer offensichtliche Fehler oder Schummeleien nicht durchgehen lassen. "Eine grundlegende Überprüfung nehm’ ich schon vor", sagt sie. So habe sie einen Kommunalpolitiker aus dem Teilnehmerfeld entfernt – die Altersangabe von 14 Jahren passte nicht.