„Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich aufwache“: der Theologe Jürgen Moltmann in seinem Lesezimmer. Foto: Andreas Reiner

Seine „Theologie der Hoffnung“ hat Jürgen Moltmann einst weltberühmt gemacht. Nun wird der Tübinger Gelehrte 95 Jahre alt. Er blickt auf ein Leben zurück, das vom Krieg geprägt und von Gott bestimmt wurde.

Tübingen - Im Sommer 1929 sagen Herbert und Gerda Moltmann Hamburg Tschüss und ziehen aufs Land. Das Ehepaar kauft in einer Siedlung, die „Im Berge“ heißt, obwohl die Gegend topfeben ist, ein Klinkerhäuschen. Die Nachbarn sind Lehrer, Künstler, Sozialisten oder alles auf einmal. Jürgen, der jüngste Moltmann-Spross, kommt in den Kindergarten, wo es vier weitere Jürgen gibt – der Name liegt seinerzeit voll im Trend. Die Jungs streifen durch die Wälder, springen über das Osterfeuer und verstecken sich in den Kornfeldern. Sonntags hilft Jürgen mit seinen Geschwistern in Haus und Garten, pflanzt Bohnen, erntet Stachelbeeren, schält Kartoffeln.