Die Freudenstädter Innenstadt nach den verheerenden Angriffen Foto: Heimat- und Museumsverein/Stadtarchiv

Freudenstadt gedenkt eines schmerzlichen Einschnitts und Wendepunkts in der jüngeren Stadtgeschichte: der vollständigen Zerstörung des Zentrums vor 80 Jahren, am 16. April 1945, nur wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Dazu hat die Stadtverwaltung zusammen mit Partnern, Kirchen und Freunden der Stadt eine Gedenkwoche mit zahlreichen Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Über die Gedenkwoche informiert die Stadt in einer Mitteilung.

 

„Es ist genau die richtige Zeit, dass wir uns jetzt an dieses schicksalhafte Ereignis erinnern, das Trauma und Aufbruch in eine neue Zukunft gleichermaßen ist. Es passt ganz hervorragend in die momentane Zeit mit ihren politischen Umwälzungen, die wir in Europa aktuell erleben müssen. Das umfassende wie würdige Programm macht mich stolz. Es freut mich, dass Zeitzeugen von damals genauso zur Gedenkwoche beitragen wie unsere engen Freunde aus der französischen Partnerstadt Courbevoie“, wird Oberbürgermeister Adrian Sonder zitiert.

Die Veranstaltungswoche hat einerseits einen Fokus auf die Zerstörung und das Leid, die über Freudenstadt hereingebrochen sind. Zum Auftakt wird der Opfer gedacht. Auf der anderen Seite geht es um Versöhnung, den Dank an die Generationen, die den Wiederaufbau der Stadt und das „Wunder von Freudenstadt“ vollbracht haben, jedoch auch um die Erkenntnisse und Lehren für die Gegenwart und die Zukunft sowie das Vermächtnis für kommende Generationen.

Versöhnung als Teil des Vermächtnisses

„Ein Teil dieses Vermächtnisses ist die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Aus dieser Versöhnung heraus sind Freundschaften entstanden. Ein beeindruckendes Beispiel ist unsere Städtepartnerschaft mit Courbevoie“, so Sonder. Auch dies soll in der Gedenkwoche zum Ausdruck kommen.

Die brennende Stadtkirche Foto: Heimat- und Museumsverein/Stadtarchiv

Fabienne Janz, die für die Stadt die Gedenkwoche organisiert, freut sich über das Ergebnis: „Ich glaube, es ist uns gelungen, ein sehr würdevolles Programm zu gestalten. Besonders anrührend waren die Zeitzeugen-Interviews, die wir führen durften. Eine geschnittene Version soll im ökumenischen Gedenkgottesdienst gezeigt werden.“

Ausstellung und Führungen durch Luftschutzbunker

Die Gedenkwoche mit dem Titel „Gemeinsam für Freudenstadt – Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen“ wird am Montag, 14. April, um 12 Uhr durch Sonder vor der Stadtkirche eingeläutet.

Die handgeschriebene Notiz macht das Foto noch eindrücklicher. Foto: Heimat- und Museumsverein/Stadtarchiv

Am Dienstag, 15. April, eröffnen die Stadt Freudenstadt sowie der Heimat- und Museumsverein um 15 Uhr vor dem Rathaus die Ausstellung „80 Jahre Zerstörung Freudenstadts“ mit Erklärtafeln in der Innenstadt sowie einer Dokumentation im Stadthaus. Der Verein bietet in der Gedenkwoche auch mehrere Führungen durch den ehemaligen Luftschutzbunker in der Straßburger Straße an.

Am Mittwoch, 16. April, dem Jahrestag der Zerstörung, läutet die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ab 14.30 Uhr alle Kirchenglocken im Stadtgebiet. Um diese Uhrzeit hatte seinerzeit das Trommelfeuer auf Freudenstadt begonnen.

Um 18 Uhr folgt die Gedenk-Kundgebung des „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“ auf dem Unteren Marktplatz am Fuß der „Venus“-Statue, die von David Fahrner als Zeichen des Neubeginns nach dem Weltkrieg geschaffen wurde.

Gedenkgottesdienst und Diskussionsveranstaltung

Um 19 Uhr schließen sich ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Stadtkirche und die Diskussionsveranstaltung „Erinnerung für die Zukunft“ an. Daran nehmen Adrian Sonder, Jacques Kossowski, Bürgermeister von Courbevoie, Michel Gérard-Deprez aus Courbevoie, Sohn des damaligen Bürgermeisters Charles Deprez, der französische Generalkonsul in Baden-Württemberg, Gaël de Maisonneuve, und Anaïs Petit-Vassort teil. Sie war Volontärin der Stadt Courbevoie im Rathaus Freudenstadt und studiert momentan in Tübingen.

Kranzniederlegung im Park Courbevoie

Am Donnerstag, 17. April, folgt um 10 Uhr die Kranzniederlegung am Gefallenen-Denkmal im Park Courbevoie durch Oberbürgermeister Adrian Sonder und Bürgermeister Jacques Kossowski. Um 11 Uhr wird auf dem Unteren Marktplatz das Beet mit Rosen „Friedenslicht“ übergeben. Ab 19.30 Uhr gestalten Stadt und Jugendzentrum F23 zusammen mit Jugendlichen, Volontären, Falkenrealschule sowie der Musik- und Kunstschule die Feierstunde „Lichtermeer und junge Stimmen“ vor der Stadtkirche.

Die traurigen Reste der Arkaden Foto: Heimat- und Museumsverein/Stadtarchi

Das komplette Programm der Gedenkwoche von Montag, 14. April, bis Sonntag, 20. April, ist auf der Internetseite der Stadt unter der Adresse www.freudenstadt.de abrufbar.

Blick in die Geschichte

Die Stunde Null
 Am 16. April 2025 jährt sich die Zerstörung Freudenstadts zum 80. Mal. Artilleriegranaten legten das Zentrum innerhalb weniger Stunden in Schutt und Asche. Durch den Beschuss und in den Tagen des Einmarschs der französischen Armee verloren rund 60 Menschen ihr Leben. Dieses einschneidende Ereignis markiert die „Stunde Null“ in der jüngeren Stadtgeschichte.

Der Wiederaufbau
Der Zerstörung folgte jedoch der beeindruckende Wiederaufbau nach historischem Vorbild in Rekordzeit. Diese Leistung der Einwohner ging als „Wunder von Freudenstadt“ in die Annalen ein.

Die Städtepartnerschaft
1961 folgte die Begründung der Städtepartnerschaft mit Courbevoie, die damit nicht nur eine der ältesten Partnerschaften in beiden Ländern ist, sondern auch eine sehr aktive, die von Verwaltung, Gemeinderat, Vereinen und Bürgerschaft gleichermaßen gelebt wird.