Vor 25 Jahren starb Prinzessin Diana bei einem tragischen Autounfall in Paris. Auch ein Vierteljahrhundert nach ihrem Tod fasziniert ihr Schicksal die Welt bis heute.
Sie galt als "Königin der Herzen" und hat sich in ganz neuer Weise den Ausgestoßenen und Stigmatisierten zugewandt. Auch 25 Jahre nach ihrem Unfalltod werfen die damaligen Geschehnisse viele Fragen auf und lassen das ein oder andere Auge auch nach so langer Zeit nicht trocken. Unsere Redaktionsmitglieder erinnern sich, wie sie den emotionalen Tag um den Tod von Lady Di erlebt haben.
Jörg Braun: Späte Tränen in Prag
Es hat 25 Jahre gedauert, bis mich das Schicksal von Lady Di und ihrem Tod so richtig angefasst hat. Damals, nach ihrem Autounfall im Spätsommer 1997, konnte ich den Medienrummel nicht nachvollziehen. Auch wenn ich den Unfall menschlich natürlich tragisch und die Prinzessin ziemlich taff und für die völlig verstaubte britische Monarchie sehr wohltuend fand.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass bei meiner Mutter, einer begeisterten Leserin von Klatsch-Postillen, noch Monate später alle Titelseiten der gelben Hefte voll waren mit Lady-Di-Storys. Das fand ich einfach nur blöd. Dann, dieses Frühjahr, besuchte ich Prag, bei trüb-kaltem Wetter. Im Lucerna-Kino lief "Spencer", der halb-fiktive Film über Diana. Mittags, der prächtige Kinosaal bis auf eine ältere Dame und mich ganz leer. Nach dem Abspann blieben wir lange sitzen. Schweigen, Stille. Verheulte Augen.
Corinne Otto: Schock am Morgen
Wenn drei Freundinnen in ihren 20ern alle im Sommer Geburtstag haben – dann liegt nahe: Wir machen zusammen eine Riesen-Sause! So war es auch 1997. Unsere Party war legendär. Auf einem Bauernhof, mit mehr Menschen als vermutet – so etwas hat sich auch ohne Handy rumgesprochen – und viel Tequila. Für mich der Inbegriff der damaligen Unbeschwertheit. Am nächsten Morgen war das Haus voller Übernachtungsgäste.
Erst als jemand zum Auto ging und das Radio ansprang, traf uns die Nachricht wie ein Schlag: Lady Di ist gestorben. Unfassbar. Bis heute ist diese besondere Nacht und dieser morgendliche Schock im Freundeskreis immer wieder Thema. Das Bild von William und Harry, wie sie mit gesenktem Kopf hinter dem Sarg der Mutter hergehen, hat sich bei mir eingebrannt. Ihre Unbeschwertheit – falls es sie im Königshaus gab – war vor 25 Jahren vorbei.
Herbert Schabel: Trauer und Scham
Neben einer großen Traurigkeit über Dianas Tod empfand ich auch Scham – denn als Journalist übte ich im Prinzip denselben Beruf aus wie jene Menschen, die die Prinzessin angeblich in den Tod gehetzt hatten. Beim Versuch, Paparazzi abzuschütteln, hatte Dianas Fahrer die Gewalt über den Wagen verloren – diese Nachricht ging vor 25 Jahren um die Welt.
Ich bin Lokalredakteur, das ist etwas anderes als ein Fotoreporter, der die Regenbogenpresse beliefert. Trotzdem habe ich mich damals gefragt, ob ich Diana auch hinterhergejagt hätte. Ausschließen konnte ich es nicht. Jahre später zeigte dann ein Untersuchungsbericht, dass es ein normaler Unfall gewesen war, an dem keine Paparazzi schuld waren, sondern allein der betrunkene Fahrer, der doppelt so schnell wie erlaubt unterwegs war. Was den Tod der schönen Prinzessin nicht weniger tragisch macht.
Daniel Schneider: Schreie im Urlaub
An den Tod von Lady Di erinnere ich mich als "Spätgeborener" trotz meines damalig jungen Alters von sechs Jahren noch gut. Meine Eltern waren mit meiner Schwester und mir in den Sommerferien auf einen Campingplatz nach Kroatien gefahren. Wir saßen gerade beim Mittagessen vor unserem Zelt, als herzzerreißende Schreie über den ruhigen Platz gellten. Unsere Zeltnachbarn, mit denen wir seit einer Woche Seite an Seite lebten, waren nämlich eine mehrköpfige Familie aus Großbritannien.
Seither ist für mich Dianas Tod immer mit diesem tiefen inneren Schmerz unserer damaligen Zeltgenossen verbunden. Und als es nach den Ferien wieder nach Hause ging und die Aufnahmen der Unglücksstelle über den Bildschirm flimmerten, sah ich meine Mutter zum ersten Mal seit Langem weinen. Das war sinnbildlich für die Trauer rund um die Welt.
Anneliese Pardo: Nach-Urlaubs-Tränen
Der 25. Todestag Lady Dianas? Herrje, wie die Zeit vergeht. Ich war gerade aus dem Urlaub zurück. Zwei Wochen Strandurlaub an der Adria-Küste in Italien. Jeden Tag lief ich zum Kiosk und las in den Boulevard-Zeitungen Neues über die Liebesgeschichte zwischen Lady Di und Dodi Al-Fayed. Die zwei machten gerade auch Urlaub – auf der Yacht der Al-Fayeds an der Küste Sardiniens. Ich habe von Anfang an Lady Dianas Leben verfolgt.
Nach all den schweren Jahren mit den Royals fand die "Königin der Herzen" endlich ihre große Liebe. Es war Sonntagmorgen, als ich gerade aufwachte und aus dem Wohnzimmer-Fernseher die Nachricht hörte: Lady Di ist tot. Sofort lief ich zum Fernseher und sah die schrecklichen Bilder. Die Tränen kullerten meine noch gebräunten Wangen herunter. Sie waren doch gerade erst so verliebt.
Marcel Dorer: Schon nachts informiert
Ich erinnere mich noch gut an den Abend und die Nacht zum 31. August 1997. Ich war mit einigen guten Freunden auf einer Party in St. Georgen, die bis in die späte Nacht dauerte. Nachrichten verbreiteten sich vor 25 Jahren üblicherweise noch nicht so schnell wie heutzutage, Smartphones gab es schließlich noch nicht. Trotzdem machte die Info zu Dianas Tod bei uns relativ schnell die Runde.
Ein Besucher, der in der späten Nacht noch zum Fest dazustieß, hatte auf der Fahrt im Autoradio von Dianas Tod gehört – und ruckzuck war es Thema bei nahezu allen Party-Gästen. Der Informant wurde umringt und zu Details befragt, wobei er noch nichts zu den näheren Umständen wusste. Auch wenn mich der Tod eines Menschen natürlich immer berührt, konnte ich den Hype um das Thema – auch noch Monate und Jahre später – nicht nachvollziehen.
Wolfgang Krokauer: Untrennbar verbunden
Den Morgen des 1. September 1997 und die Tage danach werde ich nicht vergessen. Ich kann mich gut daran erinnern, wie im Radio der Unfalltod von Lady Diana Spencer gemeldet wurde. Mich interessieren die Klatschgeschichten aus den Adelshäusern kaum, doch der Tod der "Königin der Herzen" hat mich berührt. Sehr gut kann ich mich an die Trauerfeier am darauffolgenden Samstag in London erinnern.
Untrennbar mit den Erinnerungen an den Tod der 36-jährigen Lady Di verbunden sind bei mir die Erinnerungen an eine Frau mit einem ganz anderen Leben. Am 5. September 1997 und damit nur ein paar Tage später starb Mutter Teresa, der "Engel der Armen", 87-jährig in Kalkutta. Auch für sie gab es ein Staatsbegräbnis. Die beiden so unterschiedlichen Frauen waren schon zu Lebzeiten ein Mythos und wurden es im Tod erst recht.