Viele wandern nach der Ausbildung ab
Vor allem drei „Wellen“ hat der Hauptgeschäftsführer bei der Abwanderung ausgemacht: „Das ist nach dem Abschluss der Lehre, in der Phase von Familiengründung und Häuslebauen und wenn die Beschäftigten etwas über 50 Jahre alt sind und sich die Frage stellen, ob ihr Handwerksberuf nicht zu einem gesundheitlichen Risiko führt“. Löhne wie in der Industrie könne das Handwerk zwar „nicht zahlen“, aber die Einstiegsgehälter seien etwa bei einem Handwerksmeister nicht geringer als bei einem Sozialwissenschaftler.
Auch die Digitalisierung kann nach Meinung von Vogel helfen, das Handwerk attraktiver zu machen. So könnten etwa Geräte so eingestellt werden, dass ein Bäcker nicht schon nachts um zwei Uhr, sondern erst zwei Stunden später in der Backstube erscheinen müsse.
Digital-Werkstatt für Esslingen
Zu den Maßnahmen von Handwerkstag und Landesregierung gehört auch eine bessere Vorbereitung auf die Digitalisierung im Handwerk. Dazu soll zunächst in Esslingen eine Digital-Werkstatt eingerichtet werden. Nach den Worten der Ministerin sollen sich Auszubildende dort nicht nur über die Arbeit automatisierter Anlagen informieren, sondern auch selbst an diesen tätig werden können. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ gibt es landesweit bereits mehr als ein Dutzend ähnlicher Anlagen.
Südwesten hat bundesweite Vorreiterrolle
Ein dritter Bestandteil der Maßnahmen unter dem Thema „Handwerk 2025“ ist eine sogenannte Strategieoffensive. Dabei geht es nach Angaben von Hoffmeister-Kraut darum, die Handwerker bei der zu erwartenden Veränderung von Märkten und Geschäftsmodellen zu beraten. Dazu soll beim Handwerkstag eine Stabsstelle eingerichtet werden. Die Strategiemaßnahmen werden vom Wirtschaftsministerium ebenfalls mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Bei ihrem Programm wollen Handwerkstag und Ministerium nicht warten bis Anfragen kommen, sondern „aktiv auf die Betriebe zugehen“, wie Hoffmeister-Kraut sagte. „Bisher war unsere Beratung oft erst gefragt, wenn es gebrannt hat, jetzt wollen wir vorbeugend beraten“, erklärte Vogel. Mit der geplanten Breite des Programms habe Baden-Württemberg bundesweit eine Vorreiterrolle, so die Ministerin.
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