Im Raum "Ocean" gab es für die Veganer Algensalat, Ingwer-Dashi und Plankton sowie einen Cocktail mit Zitrus- und Rosengeschmack. Für die Fleischesser gab es Meeresfrüchte, für Alkoholliebhaber Champagner. Foto: Göpfert

Das Europa-Park-Restaurant "Eatrenalin" ist seit einer Woche für den Publikumsverkehr geöffnet. Und laut seinen Buchungszahlen scheint das "Restaurant der Zukunft" ein Erfolg zu werden.

Rust - Vier bis fünf Jahre haben Oliver Altherr, CEO von Marché International, und Europa-Park-Gesellschafter Thomas Mack an dem Konzept für "Eatrenalin" gebastelt und einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Nun scheint sich das auszuzahlen: Seit 4. November ist das Restaurant neben dem Hotel Kronasar und der Attraktion Yullbe geöffnet.

Bis zu zwölf Gruppen je 16 Personen können es pro geöffneten Abend ab 17.40 Uhr besuchen. Unsere Redaktion hat es getestet.  

Die Konzeption dahinter

"Eatrenalin" ist kein Restaurant im klassischen Sinne. Der Europa-Park verspricht nicht zu viel, wenn er sagt, dass es alle Sinne ansprechen soll. Die Gastgeberin des Abends ist die künstliche Intelligenz Nina. Sie entführt den Besucher in besondere (Geschmacks-)Welten, obwohl es ihr – als künstliches Wesen – selbst nicht vergönnt ist, etwas zu schmecken. So kommt man etwa an den Ozean, in die Galaxie oder in einen dunklen Raum, in dem man sich ganz auf die vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter und salzig konzentriert. Dabei stehen weniger Austausch und Gespräche, sondern vielmehr Staunen und Abwechslung im Vordergrund. Intensiver als das Essen selbst, nimmt man dessen Geschmack wahr. Und der ist äußerst eindringlich: Zum einen, weil es Kombinationen sind, die der deutsche Ottonormalgaumen so nicht kennt. Zum anderen ist es eine wahre Fülle an Aromen, mit denen man konfrontiert wird. Es ist ein bisschen wie bei Alice im Wunderland – man entdeckt und erschmeckt stets neue Welten. Eine Reise im Restaurant "Eatrenalin" dauert 100 Minuten, insgesamt sollte man jedoch mit den Aufenthalten in der Lounge davor und der Bar danach eher um die drei Stunden einplanen. 

Die Technik dahinter

Von einem Raum zum anderen bewegt man sich mittels sogenannter "Floating Chairs" (schwebender Stühle). Eine Technik, die Kreativschmiede "Mack Next" extra für "Eatrenalin" entwickelt hat. Die Stühle bringen den Besucher zielbestimmt in neue Räume und positionieren ihn dort perfekt, sorgen aber auch für bestimmte Effekte, etwa bei einem Flug durch den Sonnensturm. Wie genau das aus 1200 Teilen zusammengesetzte Gerät funktioniert, ist jedoch geheim.

Die Crew in der Küche

"Es war uns wirklich wichtig, dass die Kulinarik im Mittelpunkt steht", so Altherr. Die Menüs und die Getränke sind perfekt aufeinander abgestimmt. Die Crew dahinter mit Küchenchef Pablo Montora aus Alicante, dem holländischen Sous-Chef Ties van Oosten und der französische Chef-Patissière Juliana Clementz ist hochkarätig.

Das Essen

Wer "Eatrenalin" besucht, kann zwischen "Red Dimensions" für Fleischesser oder "Green Dimensions" für Veganer wählen. Die Berichterstatterin, die normalerweise durchaus Fleisch isst, hatte sich für die vegane Variante entschieden – und absolut nichts vermisst. Auch die alkoholfreien Getränke empfand sie als gute Wahl, sofern man wie sie Süßes mag: Sie warteten mit ungewöhnlichen intensiven Aromen, etwa Veilchen, Rosen oder Birnen, auf und passten perfekt zum Menü. Aber auch die Fleischesser und Weintrinker erklärten, zufrieden zu sein.

Wandelbarkeit

Speisen und Räume sind einander angepasst, um eine perfekte Kombination zu bieten. Dennoch ist das Ganze kein starres Konzept: "Es ist geplant, das Menü mehrfach im Jahr zu wechseln. Auch bei der Thematisierung der Genusswelten haben wir viel Spielraum", so erklärt Park- Pressesprecherin Corina Zanger. Das gilt auch für den Verkauf des Konzepts von "Eatrenalin" in andere Länder. So gibt es nach Park-Angaben etwa Anfragen aus Shanghai, London oder New York. Das Konzept könnte dabei den Vorlieben der jeweiligen Bevölkerung angepasst werden, gibt Zanger Auskunft: "In Asien könnte es dann zum Beispiel Raclette geben. Hier sind der Phantasie und den Wünschen der Kunden fast keine Grenzen gesetzt."

Rückmeldungen und Buchungen

In den ersten drei Stunden gab es für "Eatrenalin" 300 Buchungen. Auch nun, nachdem die Attraktion bereits eine Woche am Laufen ist, hält der Trend an. Der Europa-Park verzeichnet bereits mehreren Tausend Buchungen, gibt er Auskunft. "Wir freuen uns sehr über den Erfolg und haben uns natürlich gewünscht, dass es gut ankommt, da ›Eatrenalin‹ ein weltweit einzigartiges Konzept bietet. Unsere Gäste wissen diese Einzigartigkeit sehr zu schätzen", erklärt Zanger den Erfolg. Die Rückmeldungen der Gäste seien "außerordentlich gut". Auch die Buchungslage der Kronasar Boutique Suites mit dem Thema "Eatrenalin" (bis zu 950 Euro Aufpreis pro Nacht) sei "hervorragend". Die Kombination komme sehr gut an, berichtet Zanger.

Preise werden im Internet heftig diskutiert

Heftig in den sozialen Medien diskutiert wird der Preis für "Eatrenalin". 195 Euro pro Gast kostet eine Sinnesreise minimal – Essen und Getränke inklusive. Wer besonders exquisite alkoholische Getränke will, muss noch einmal 100 Euro drauf zahlen.

Aber es geht noch teurer: 445 Euro pro Gast kostet ein Champagner-Dinner, das ab dem 3. Dezember buchbar ist. Die teuerste Variante ist das Sommelier-Dinner für Weinkenner. Dieses ist nur exklusiv auf Anfrage für Gruppen ab zwölf Personen buchbar. Diese werden dann von einem Sommelier begleitet. Kostenpunkt: 645 Euro pro Person. Und es liegen bereits Buchungen dafür vor, gibt Pressesprecherin Corina Zanger Auskunft.

Ist das in Zeiten von Energiekrise und Sparen noch zeitgemäß, fragen sich viele? "Die Gegenleistung für den genannten Betrag ist sehr groß", erklärt Zanger auf Nachfrage unserer Redaktion und verweist etwa auf das Erlebnis-Restaurant "Sublimotion" auf Ibiza, wo man 3000 Euro pro Person zahle. "Gerade in diesen Zeiten ist die Sehnsucht nach unvergesslichen Momenten groß. Wir glauben an das Konzept", betont sie. Und die hohen Buchungszahlen scheinen dem Europa-Park Recht zu geben.