An der Supermarktkasse, beim Tanken oder im Restaurant: Die Krisen der Welt zeigen auch in Deutschland längst ihre Wirkung. Die gestiegenen Preise treffen besonders die Rentner – sie können sich von den gesetzlichen Rentenzahlungen immer weniger leisten.
Mehr als ein Drittel der Deutschen sorgt aufgrund der großen Preissteigerungen weniger fürs Alter vor. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Versicherungskonzerns Axa. Während bei einer Befragung im Vorjahr 32 Prozent angegeben hatten, wegen des starken Anstiegs der Inflation weniger für den Ruhestand vorzusorgen, waren es diesmal 37 Prozent. Befragt wurden im Juli 2053 Personen in Deutschland.
Die Umfrage ergab, dass 62 Prozent der Befragten jeden Monat Geld in eine private Altersvorsorge (ohne selbst genutztes Wohneigentum) investieren. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 56 Prozent.
Junge Menschen sorgen sich besonders
Die aufgewendeten Summen unterscheiden sich jedoch stark: So zahlen derzeit 14 Prozent der Befragten weniger als 100 Euro pro Monat in eine private Altersvorsorge ein. 17 Prozent sparen monatlich zwischen 100 und 200 Euro für den eigenen Ruhestand. 200 bis 300 Euro pro Monat investieren zwölf Prozent der Befragten. Acht Prozent der Deutschen sparen monatlich 300 bis 400 Euro. Elf Prozent investieren mehr als 400 Euro monatlich. Heraus kam auch, dass sich nur noch rund jeder Fünfte (21 Prozent) ausschließlich auf die gesetzliche Rente verlässt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 27 Prozent.
Das Bundessozialministerium empfiehlt vor allem Jüngeren eine zusätzliche Altersvorsorge. „Die Tatsache, dass die Menschen künftig länger leben und der Anteil älterer Menschen steigt, wird sich vor allem in der Zukunft auswirken. Die Folge ist, dass die gesetzliche Rentenversicherung langfristig nicht mehr das leisten kann, was sie heute leistet“, erklärt das Ministerium.
Problem wird sich verschärfen
Die Sorge, im Alter auf eine wachsende Rentenlücke zuzulaufen, ist gerade unter jungen Menschen weit verbreitet. In der aktuellen Metall-Rente-Jugendstudie haben sogar drei von vier jungen Menschen Angst vor Altersarmut.
„Ich kann künftigen Rentnern nur raten, sich sehr früh mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen“, sagt Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). „Schon jetzt fällt die gesetzliche Rente nicht üppig aus, aber in Zukunft wird sich das Problem noch verschärfen.“
Zwar seien die Renten in den vergangenen Jahren nominal gestiegen, doch die Rentenanpassungen hätten die Preissteigerungen nicht vollständig kompensieren können. Stattdessen sank die Kaufkraft bis zum Jahr 2024 um 3,5 Prozent – eine Lücke, die sich in die Zukunft fortschreiben dürfte.
Der Verlust an Kaufkraft falle dabei umso größer aus, je jünger die Rentenbeitragszahler in der Inflationsphase waren und je mehr sie in dieser Phase bereits verdienten. Für Frauen sei die Lücke zudem größer, weil ihre statistische Lebenserwartung höher sei und sie somit eine längere Zeit in Rente verbringen.
Faktor Zeit
Tipp für Spätstarter:
„Wer spät anfängt, muss klotzen statt kleckern.“ Das sagt Max Schmutzer von der Stiftung Warentest über den späten Einstieg in die private Altersvorsorge. Denn wer bereits mit dem Berufseinstieg regelmäßig Geld zu diesem Zweck auf die Seite legt, kann den Zinseszinseffekt länger für sich arbeiten lassen, also die regelmäßige Verzinsung der schon erhaltenen Zinserträge. Doch auch im fortgeschrittenen Berufsleben ist es noch nicht zu spät für private Altersvorsorge: Wer mindestens zehn, besser noch 15 Jahre Zeit für den Vermögensaufbau hat, dem legt Schmutzer einen Sparplan auf einen weltweit streuenden Indexfonds (ETF, Exchange Trade Funds) ans Herz. Der sei bei vielen Banken unkompliziert eingerichtet und habe niedrige laufende Kosten.