Zurück in der Mercedes-Benz-Arena: Sami Khedira, Philipp Lahm, Christian Gentner (v.li.) Foto: Baumann

Sami Khedira, Philipp Lahm und Christian Gentner melden sich beim VfB zurück. Doch was treibt das Trio an? Und vor allem: Was genau hat es vor?

Es herrschte großer Auftrieb in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena: Sami Khedira, Philipp Lahm und Christian Gentner sprachen am Montag erstmals über ihre neue Rolle beim VfB Stuttgart. Zumindest in Umrissen zeichnet sich nun ab, was die Drei vorhaben.

 

Sami Khedira: Der Herzensverein als Karriere-Sprungbrett

Sami Khedira hat wohl die genauesten Vorstellungen von seiner künftigen Aufgabe beim VfB. Der 35-Jährige weiß genau, was er will – und was nicht. Ihm gehe es nicht darum, einen Posten zu erhaschen oder „sich selbst zu inszenieren“. Und schon gar nicht darum, „über Spieler zu sprechen“ – öffentlich. Intern schon. Schließlich gehe es darum, „den Alex zu beraten“. Seine Sichtweise auf die Mannschaft gegenüber dem obersten VfB-Boss kundzutun ist ein wichtiger Teil der Stellenbeschreibung.

Dazu will Khedira „so oft wie möglich“ vor Ort sein. Der Weg vom Familiensitz in Oeffingen ist schließlich nicht weit. Ansonsten ist der vielfach mit Titeln dekorierte Ex-Fußballer überall auf der Welt zu Hause. Nebenbei absolviert er einen Management-Lehrgang der Uefa. Seine Masterarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Fußballs. Er selbst steht mit dem Aufbau seiner Funktionärskarriere am Anfang. Khedira ist noch ein Lernender, ähnlich wie damals Thomas Hitzlsperger. Erste Angebote für das Amt eines Sportchefs habe er abgelehnt. „Ich hätte eine solche Aufgabe noch nicht mit 100 Prozent ausfüllen können.“ Das erforderliche Know-how will er sich nun beim VfB holen, um damit „den nächsten Step in meiner Karriere zu machen“.

Philipp Lahm: Zeit für etwas Neues

19 Jahre ist es inzwischen her, dass Philipp Lahm in Stuttgart seine Weltkarriere als Spieler begann. Nun kehrt er zurück, wenn auch nur für wenige Termine wie bei seiner Vorstellung am Montag. Ansonsten weilt der 38-Jährige in München und ist als Organisationschef der Europameisterschaft 2024 anderweitig ausgelastet. Den VfB wird er deshalb anders als Khedira eher aus der Ferne beobachten, aber nicht weniger intensiv.

„Wenn ich die Spiele nicht schaue, kann ich schlecht den Vorstand beraten“, sagte Lahm mit seinem spitzbübischen Lächeln. Ansonsten kreist die Tätigkeit nach den Worten von Alexander Wehrle um die Themen Kaderplanung, Nachwuchsarbeit und den Blick aufs große Ganze. Genügend Expertise dürfte vorhanden sein. Lahm sagt, ihn reize es, einen Verein wie den VfB, in dem noch viel Potenzial stecke, voranzubringen. Einfach ausgedrückt: „Unser Ziel muss es sein, dass der VfB wieder mehr Spiele gewinnt, als er verliert.“ Ebenso reizvoll findet er das Konstrukt, mit seinem Weltmeisterkollegen von 2014, mit dem es seither kaum Berührungspunkte gab, einem Vorstand zur Seite zu stehen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten glaubt Lahm einen anderen Blick auf das Geschehen zu haben als Khedira. „Heute“, sagt er, „beginnt beim VfB etwas Neues.“

Christian Gentner: Start ins Ungewisse

Seine Personalie ist wohl die umstrittenste der dreien. Was unter anderem in der jüngeren sportlichen Geschichte des VfB begründet liegt. Christian Gentner (37) wird von vielen Fans kaum mit der VfB-Meisterschaft 2007 in Verbindung gebracht, dafür vielmehr mit dem schleichenden Niedergang und den zwei Abstiegen 2016 und 2019.

Hinzu kommt, dass viele nicht verstehen, welche Rolle der künftige „Leiter Lizenzspielerabteilung“ ab Januar einnehmen soll. Genauen Aufschluss gab auch die Vorstellung am Montag nicht. Der Zuschnitt soll erst noch erfolgen. Immerhin eines konnte der Nürtinger entkräften: Dass die damalige Nicht-Verlängerung seines Vertrags durch Sportdirektor Sven Mislintat die denkbar schlechteste Voraussetzung für eine künftige Zusammenarbeit sei. „Da ist überhaupt nichts hängen geblieben“, versicherte der Routinier, der bis Ende des Jahres noch für den FC Luzern seine Knochen hinhält.

Danach ist Schluss mit der aktiven Karriere. 18 Monate lang hat sich Gentner zuletzt bei Manager-Lehrgängen von DFB und DFL fit gemacht und das theoretische Rüstzeug für das künftige Geschäft geholt. Jetzt will er die letzten Monate als Fußballer genießen – und danach sein neu erworbenes Wissen dem Praxistest unterziehen.