Im Schopfheimer Rathaus wird am geplanten Umbau des Freibads in ein Naturbad festgehalten. Foto: Werner Müller

Bürgermeister und Beigeordneten lehnen Forderung der IG Sport- und Familienbad ab – und strecken zugleich die Hand zur Mitarbeit aus.

Schlechte Nachrichten für die Naturbad-Gegner: Die Stadt hält am Grundsatzbeschluss des Gemeinderats fest und lehnt die Forderung der „IG Sport- und Familienbad Schopfheim“, die Pläne für ein Naturbad vorerst auf Eis zu legen (wir berichteten), strikt ab.

 

„Es gibt kein Moratorium“, erteilte Bürgermeister Dirk Harscher am Freitag anlässlich eines Pressegesprächs im Rathaus derartigen Überlegungen eine Absage. Er wies statt dessen darauf hin, dass sich der Gemeinderat mit „sehr großer Mehrheit“ dafür ausgesprochen habe, die konkreten Planungen für ein Naturbad in Angriff zu nehmen.

„Wir sind von dieser Lösung überzeugt“, betonte Harscher und zeigte sich überzeugt, dass ein Naturbad tatsächlich einen „Mehrwert für die Schopfheim darstellen“ könne.

Limit bei sieben Millionen Euro

Grundsätzlich gehe es darum, dass die Stadt für die Sanierung des Freibads nicht mehr als sieben Millionen Euro ausgeben könne – und für diese Summe eben „möglichst viel“ bekommen wolle.

„Ein Naturbad funktioniert“, erklärte das Stadtoberhaupt unter Berufung auf „viele gute Beispiele“. Deutschlandweit gebe es mittlerweile 200 Bäder dieser Art, „Tendenz steigend“. Trotzdem existierten immer noch „viele Vorurteile“ gegen Naturbäder. Dass der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats auf Widerstand stoßen würde, sei zu erwarten gewesen, so der Bürgermeister. Andererseits habe die Stadt aber auch viele „positive Rückmeldungen“ erhalten, von Familien sowie von Vereinen wie der DLRG-Ortsgruppe Schopfheim oder den Triathleten der Turnerschaft Langenau.

Der Technische Beigeordnete Thomas Schmitz erinnerte daran, dass die dringend notwendige Sanierung des Freibads im Oberfeld seit dem Jahr 2017 ein Thema sei. 2024 habe sich herausgestellt, dass für die Kostenobergrenze von sieben Millionen Euro zwar eine Sanierung des bestehende (technischen) Freibads möglich wäre – aber zu einem hohen Preis.

Denn unter Beibehaltung der jetzigen Wasserfläche von 1500 Quadratmetern seien für ein neues Filtergebäude samt der erforderlichen Leitungen sowie der Sanierung des Kinderbeckens und des Hallenbads mehr als zehn Millionen Euro vonnöten. Die ebenfalls sanierungsbedürftigen Duschen, WC, Umkleideräume und das Flachdach seien damit noch gar nicht inbegriffen. Allein für das neue Filtergebäude und die Leitungssystems seien vier Millionen Euro fällig.

„Das sind klare Zahlen“, so der Beigeordnete. Für vier Millionen Euro bekomme die Stadt nicht nur ein neues Naturbad mit sogar 2100 Quadratmeter Wasserfläche und einem zusätzlichen Sprungbecken, sondern habe dabei sogar noch Reserven genug – drei Millionen Euro - für die Instandsetzung von Hallenbad, Kinderbecken, Sanitär- und Umkleideräumen.

50-Meter-Bahn ist sicher

Er widersprach auch der Behauptung der IG Familien- und Sportbad, die für Schwimmwettkämpfe notwendige Beckenlänge von 50 Meter sei beim Naturbad nicht gegeben oder nur mit zusätzlichem Aufwand erreichbar. Ganz im Gegenteil: „50 Meter sind beim Naturbad gesichert“, betonte er. Da man das jetzige Bad bei einer herkömmlichen Sanierung mit einer Edelstahlwanne auskleiden müsste, wären dann die Becken tatsächlich zu kurz und müssten durch zusätzlichen baulichen Aufwand verlängert werden.

25 Grad Wassertemperatur sind möglich

Der Beigeordnete wies auch Befürchtungen, im Naturbad übersteige die Wassertemperatur nie oder nur selten die 20 Grad-Marke, ins Reich der Fabel. „25 Grad Celsius sind möglich“, versicherte er. Im Übrigen bleibe die solarbetriebene Absorberanlage auf dem Dach, die das Wasser schon seit vielen Jahren auf Badetemperatur aufheizt, auch bei einem Naturbad in Betrieb.

Natürlich seien beim Thema Freibadsanierung „viele Emotionen im Spiel“, waren sich Bürgermeister und Beigeordneter einig – und plädierten im gleichen Atemzug für eine sachliche Diskussion.

Die IG habe bei zwei „konstruktiven Gesprächen“ im Rathaus tatsächlich einige Punkte vorgebracht, die man jetzt genauer prüfen werde, so Bürgermeister Dirk Harscher. Natürlich sei bei einem Naturbad beispielsweise der Reinigungsbedarf höher als bei einem herkömmlichen Bad. Aber technisch sei heutzutage „alles möglich“. In diesem Zusammenhang wischte er auch Bedenken, dass in einem Naturbad kein Frühschwimmen mehr möglich sei, vom Tisch: „Wir wollen dieses Angebot auf jeden Fall erhalten.“

Dass die IG mit dem Zaunpfahl eines Bürgerbegehrens winkt, falls Stadt und Gemeinderat den Grundsatzbeschluss fürs Naturbad nicht revidieren, nehmen Bürgermeister und Beigeordneter zur Kenntnis – und strecken gleichzeitig die Hand aus. „Wir wollen alle Bürger an den weiteren konkreten Planungen beteiligen“, verspricht Dirk Harscher. Die Einladung gelte auch für die IG Familien- und Sportbad Schopfheim. Eins müsse aber klar sein: „Es geht nur noch um ein Naturbad.“