Experte Ingo Wessel sieht auch im Außenbereich rund um die Villa Junghans großes Potenzial. Foto: Leinemann

Nach dem Vortrag zu den künftigen Nutzungsalternativen der Villa Junghans haben die Räte einen Vorgeschmack auf das geliefert, was da wohl in den kommenden Jahren ansteht: eine lebhafte Diskussion.

Schramberg - Fachmann Ingo Wessel hatte dem Gemeinderat einen umfassenden Überblick geliefert – darüber, was an Optionen zur Verfügung steht inklusive dessen, was bedacht werden muss, sollte die Kommune Schramberg sich für einen der vorgeschlagenen Wege entscheiden. Die Räte nahmen in der Folge ausgiebig die Möglichkeit wahr, Wessel zu befragen.

Clemens Maurer (CDU) zählte einige "Eckpfeiler" zur Villa Junghans auf: Ein Verkauf komme nicht infrage; dieses "einmalige Kulturdenkmal" müsse weiter als Gastronomie der Bevölkerung offen stehen – die Solidarität der Schramberger zeige sich allein durch das Bilden eines Bürger-Stammtischs. Zu dessen zweiter Sitzung hat inzwischen Initiator Jochen Buhr auf Dienstag, 18. Oktober, 19 Uhr, in die Villa eingeladen.

Vertrauensverhältnis schaffen

Maurer erinnerte, das in den vergangenen Jahren rund 800 000 Euro in die Sanierung gesteckt, Gelder regelmäßig freigegeben worden seien. Das Gebäude jetzt systematisch schlecht zu machen habe die Villa nicht verdient. Er zollte der unternehmerischen Leistung des Pächterpaares nach 16 erfolgreichen Jahren Respekt, deren Kündigung man akzeptieren müsse. Mit den Vertragspartnern brauche es ein enges Vertrauensverhältnis, betonte er. Das sei mit dem Pächter-Ehepaar "nicht immer ideal gelaufen". Die Informationen des Experten seien nun eine gute Basis, um ans Planen zu gehen – es brauche aber auch eine kurzfristige Lösung. "Das Haus hat Zukunft. Für diese müssen wir nun loslegen", so Maurer.

Neukonzession wie bisher nicht möglich

Einen Leerstand ab Januar zu verhindern sei auch ein wichtiges Anliegen der Stadt, pflichtete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bei. Einzelne Interessenten-Anfragen habe es bereits gegeben. Auch mit der Konzessionsbehörde sei man in Kontakt, sprach Eisenlohr eine akute Herausforderung an. "Eine umfangreiche Neukonzession wird erst mal nicht möglich", sagte sie. Davor müsse die Stadt in "einige Dinge" investieren. Die kurzfristige Lösung sei wohl eher eine "kleinere" Nutzung.

Was bringt die Erbpacht?

Auch Udo Neudeck (Freie Liste) war wichtig, dass ein "kollektives Schlechtreden" ausbleibe, was potenzielle Pächter abschrecke. "Wir verpachten hier keine Ruine", betonte er, dass Geld in die Hand genommen wurde, wenn auch "in den letzten Jahren etwas schleppender". Fest stehe: "Wir brauchen die Villa Junghans. Das ist unsere gute Stube."

Neudeck sprach die von Wessel erläuterten Investitions-Pakete beziehungsweise deren Refinanzierungs-Möglichkeiten an: Wenn nur der nutzungsspezifische Ausbau, aber nicht die Gebäude-Grundsanierung durch eine Pacht refinanzierbar seien, inwiefern mache ein Erbpachtvertrag dann Sinn? "Man übernimmt doch nichts, von dem man nicht alles refinanziert bekommt?" Wessel erläuterte, mögliche Erbpächter hätten bessere Bedingungen bei Folge-Investitionen wie etwa einem Bettenhaus. Er verwies, unterstützt von Eisenlohr, auf ein ähnliches Projekt in Rottweil, ebenfalls eine Villa, gab aber zu: "Die Erbpacht ist kein Heilsbringer."

Krux mit der Nachnutzung

Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) betonte ebenso: "Ein Verkauf ist kein Thema." Das sei Konsens, auch wenn "da viel auf uns zukommt". Sie fragte nach der Priorisierung von Maßnahmen für eine Übergangslösung und wann das Thema wieder in den Rat kommt. Die Oberbürgermeisterinmeinte, "möglichst schnell" – spätestens solle die Villa Junghans in acht Wochen wieder auf der Tagesordnung stehen. Wessel riet, während der "Übergangslösung" nur "Sicherheitsreparaturen" umzusetzen – Maßnahmen, die Probleme machen, sich aber auch rechneten. Greife man zu sehr ein, beeinflusse das die Entscheidung zur Nachnutzung.

Denkmalschutz ins Boot holen

Da setzten auch die Fragen von Jürgen Reuter (Aktive Bürger) an: Die Villa Junghans sei als Denkmal identitätsstiftend und viel in ihre Substanz zu investieren sei eine "Pflichtaufgabe" für die Stadt. "Was aber passiert, wenn’s nicht läuft?", etwa, wenn ein Erbpächter überfordert sei. Er bevorzuge die Lösungen, bei der die Stadt möglichst viel steuern könne – seiner Meinung nach beispielsweise die klassische Pacht. "Das ist aus Denkmalschutz-Sicht eines der wertvollsten Gebäude Baden-Württembergs. Da sind wir möglicherweise sehr eingeschränkt in baulichen Veränderungen", bat Reuter zudem, die Denkmalschutzbehörden stets mit ins Boot zu holen.

In der Tat seien bei Erbpachten die Diskussionen um den sogenannten Heimfall zum ursprünglichen Rechtsinhaber oft kompliziert, so Wessel. Die Stadt müsste, um ein flexibles Nutzungskonzept offen zu halten, für eine multifunktionale Ausstattung sorgen, baulich sozusagen den "größtmöglichen Nenner" finden – oder diesen eben vorgeben.

Was tun für eine Außengastro?

Dominik Dieterle (CDU) fragte, was hinsichtlich einer künftigen Außengastronomie zu tun sei. Dort sei es wichtig, erläuterte Wessel, jeden unnötigen Trage-Weg zu vermeiden. Für eine Außengastronomie im Park der Zeiten sehe er "sehr großes Potenzial", sie sollte zudem personell unabhängig vom Restaurant innen möglich sein. Dafür brauche es eine "Ausgabestation", die an Strom, Wasser und Abwasser abgeschlossen ist.

Thomas Koch (ÖDP) fand es spannend, dass Wessel laufend neue Aspekte in die Diskussion einbringen könne und hoffte, dass dieser den Prozess weiter begleitet. Noch lägen die Zahlen, die künftige Entscheidungen beeinflussen, nicht vor, sagte Wessel zu, weiter unterstützend da zu sein.