Lothar Ginader (rechts), Dietrich Pfeilsticker (Dritter von rechts) sowie Viola Behrens (Fünfte von rechts) gemeinsam mit Mednos-Ärzten und Casemanagern Foto: Roland Stöß

Arzt Lothar Ginader ist ins Stammheimer Feld umgezogen. Zusammen mit anderen bietet er im Medizinischen Versorgungszentrum künftig seine Dienste an. Die Praxis gehört der Genossenschaft Mednos an, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet sieht.

In Calw machte es zuletzt die Runde: Der Arzt Lothar Ginader, der seit Jahren gemeinsam mit Dietrich Pfeilsticker großen Patienten-Zulauf in seiner Praxis in der Bahnhofstraße hatte, ist nicht mehr dort angesiedelt.

 

Die Auflösung ist einfach: Ginader bietet gemeinsam mit seinen Ärzte-Kolleginnen Johanna Lang, Sigrid Eberle und Stefanie Schanz am neuen Standort „Campus – Haus der Gesundheit“ als Medizinisches Versorgungszentrum seine Dienste an.

Pfeilsticker wird weiterhin am gewohnten Standort behandeln.

Viel mehr als ein gewöhnlicher Praxiswechsel

Beide, Pfeilsticker und Ginader fungieren als ärztliche Leiter der „Mednos e.G.“. Lothar Ginader ist gemeinsam mit Frank Wiehe, erster Landesbeamter des Landkreises Calw, Vorstand der Genossenschaft.

Hinter der Verlagerung des Standortes von Ginader und Co. steht viel mehr als ein gewöhnlicher Praxiswechsel. Bei der feierlichen Eröffnung der Praxis im Campus, also im „neuen Krankenhaus“ in der Mildred-Scheel-Straße 2, sagte der Gast Ingo Jakschies aus Soest: „Diese neue Rechtsform setzt Maßstäbe.“ Das sei eine der ersten Genossenschaften, die ihren Namen zurecht trage. Und sie komme einer interessanten Entwicklung entgegen.

Das Geheimnis

Denn es gebe so viele Ärzte wie nie. Doch es gebe ein Zeitproblem, weil 80 Prozent der Studienabgänger Frauen sind. Hier könne die Genossenschaft kompensieren, weil sie Teilzeitkräfte anstellt. Außerdem würden sich junge Ärzte mit Medizin, aber nicht mit Verwaltung beschäftigen wollen. Das sei das Geheimnis von Mednos. „Wir aus dem Norden blicken da sehr neidisch auf dieses Modell.“

Viola Behrens, Mednos-Geschäftsführerin, stellte die Besonderheiten der neuen Praxisform vor. So ist im neuen Konzept ein Case Management, also Gesundheitslotsen, integriert. Dieses „Kümmererteam“ unterstützt den Patienten bei komplexen Gesundheitsfragen, bei der Organisation der Behandlung sowie bei Sorgen und Nöten rund um die jeweilige Lebenssituation.

Das bedeutet: „Wir können unsere Patienten anderweitig betreuen und zusätzliche Leistungen anbieten. Geschulte Mitarbeiterinnen fahren raus, machen Hausbesuche und geben dem Arzt Zeit für andere wichtige Tätigkeiten.“

Im Nordschwarzwald beschreitet Mednos gemeinsam mit Ärzten in Calw, Ostelsheim, Wildberg-Gültlingen, Schömberg und Stammheim diesen Weg, „um Gesundheitsversorgung auch in ländlichen Gebieten zu sichern“, so der Tenor der Ärzte-Genossenschaft, die nicht gewinnorientiert arbeitet.

Genossenschaft sieht sich dem Gemeinwohl verpflichtet

Aus der Bezeichnung dieser Rechtsform „Genossenschaft“ ergebe sich der markante Unterschied zu anderen Gesellschaftsformen. Man sei nicht auf Kapitalvermehrung und Gewinnabzug fixiert. Sie sei mit dem Ziel gegründet worden, in erster Linie Hausarztpraxen, meist im Rahmen von Medizinischen Versorgungszentren, zu betreiben. Die Genossenschaft sehe sich dem Gemeinwohl verpflichtet.

Es ist die erste Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Die Genossenschafts-Mitglieder sind zugelassene Vertragsärzte und der Landkreis Calw.

Wiehe wies auf die Besonderheit der Niederlassung einer Mednos-Praxis im Campus hin. „Wir diskutieren das Gesundheitswesen, wie auch hier in Calw, nur defizitorientiert und problembehaftet.“ Wiehe weiter: „Wenn Sie den Blick in diesem Gebäude von unten nach oben richten, dann werden Sie die zukünftige medizinische Versorgung auf dem Land erleben.“

Der zweite Mann im Kreis wies auf die heute schon funktionierende Kinderarztpraxis hin. Neben dieser wird eine Apotheke entstehen. Darüber wird eine Krankenkasse ein Präventionszentrum einrichten. Zusätzlich befinden sich heute schon eine kardiologische Praxis sowie das Zentrum für Seelische Gesundheit im Haus.

Das Projekt wird vom Land Baden-Württemberg gefördert. Nächsten Monat, im Mai wird in Bad Teinach-Zavelstein Andreas Herbster die nächste Mednos-Praxis eröffnen.

Infos unter www.mednos.de