Furtwangens Bürgermeister Josef Herdner schildert während der Versammlung die Situation rund um die beiden Grundschulen. Foto: Stefan Heimpel

Seit mehr als zehn Jahren steht die Zukunft der beiden Grundschulen im Stadtgebiet Furtwangen zur Diskussion: Durch eine mögliche Zusammenlegung könnten Kosten eingespart werden.

Furtwangen - Die Stadtverwaltung informierte nun in einer gut besuchten Veranstaltung in der Festhalle die Eltern über den aktuellen Planungsstand bei dieser Frage. In der folgenden Diskussion plädierten die Eltern mit gewichtigen Argumenten dafür, die aktuell wegen der Sanierung des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) verlegte Anne-Frank-Schule und auch das SBBZ wieder wie bisher in die drei Pavillons am Ilben zurückzuholen, also die vorige Situation wieder herzustellen.

Nach dem Austausch mit den Eltern bei dieser Versammlung mit einer eindeutigen Tendenz zur Rückkehr an den Ilben soll nun noch einmal mit allen Beteiligten an einem runden Tisch die Frage, unter Berücksichtigung der Argumente der Eltern, diskutiert und dann in den nächsten Wochen vom Gemeinderat eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Die Entwicklung

In einem ausführlichen Referat erläuterte Bürgermeister Josef Herdner den Verlauf dieser Diskussionen in den vergangenen Jahren. Ausgangspunkt war die städtische Finanzkrise 2010, als die Stadt von der Aufsichtsbehörde zu massiven Sparmaßnahmen aufgefordert wurde. Bei der Auswertung der Zahlen und Prognosen von 2014 bis 2018 zeigte sich ein deutlicher Rückgang bei den Grundschülern. Und so plante der Gemeinderat, nach dem Abschluss der OHG-Sanierung die Grundschulen zusammenzulegen.

Steigende Schülerzahlen

Dabei wollte man die Schullandschaft in Furtwangen erhalten und lehnte daher auch die in Vöhrenbach geplante Gemeinschaftsschule ab. Doch die Schülerzahlen änderten sich wieder deutlich und stiegen von 2017/18 mit nur noch 232 Schülern in den beiden Schulen auf aktuell 266.

Während der Sanierung des OHG zeigte sich allerdings als beste Lösung, für die Dauer des Baus die Anne-Frank-Schule in die Friedrichschule und das SBBZ in die Werkrealschule auszulagern. Doch im Sommer wird die OHG-Sanierung abgeschlossen sein.

Die Sache mit den Finanzen

Bei Beratungen im vergangenen Jahr stand für den Gemeinderat einmal mehr die Finanzsituation im Mittelpunkt, da der Haushalt durch hohe Energiekosten, steigende Kreisumlage, Zinsen und Folgen des Ukraine-Kriegs massiv belastet ist. Nicht zuletzt sei man bei der Sanierung des OHG mit Kosten von 22 Millionen Euro bis an den Rand des Möglichen gegangen. Dabei fielen auch die Zuschüsse deutlich niedriger aus als erhofft.

Mehrere Aspekte

Aber die Finanzen seien bei dieser Frage nur einer von mehreren Aspekten, so Bürgermeister Herdner. Bei Diskussionen mit den Schulleitern der drei betroffenen Schulen ergaben sich vier mögliche Entwicklungen. Sofort gestrichen wurden die Ideen, beide Grundschulen an den Ilben zu verlegen oder einen der drei Pavillons am Ilben nicht mehr zu nutzen und die Anne-Frank-Schule und das SBBZ in den verbleibenden Pavillons unterzubringen. Dies wäre vor allem auch viel zu beengt. Eine Möglichkeit ist nun, dass die beiden Schulen im Gebäude der Friedrichschule bleiben und wie in der Folge vom Regierungspräsidium gefordert, zu einer Grundschule vereint werden.

Rückkehr in die Pavillons am Ilben?

Die andere Möglichkeit wäre die Rückkehr von SBBZ und Anne-Frank-Schule in die Pavillons am Ilben wie vor 2020, also vor der Sanierung des OHG. Dabei würde die notwendige Sanierung am Ilben deutlich teurer ausfallen als die Sanierung der Friedrichschule beim Verbleib der Anne-Frank-Schule. Diskutiert werden müsse in diesem Zusammenhang auch das Angebot einer Ganztagsbetreuung, die ursprünglich für dieses Jahr gesetzlich vorgeschrieben werden sollte, aber nun auf das Schuljahr 2026/27 verschoben wurde.

Ganztagsbetreuung muss mitgedacht werden

Doch der Bedarf der Betreuung und der dafür notwendigen Räume bestehe bereits jetzt und müsse bei den Planungen berücksichtigt werden. Und auch die Zahl der Flüchtlinge ist durch den Ukraine-Krieg deutlich gestiegen. Auch dies ist eine Belastung für die Schulen. So habe ihm Rektorin Cornelia Jauch berichtet, dass es an der Friedrichschule inzwischen eine Klasse mit elf Nationen innerhalb dieser Klasse und damit einen wesentlich höheren Betreuungsbedarf gebe. Die weitere Entwicklung lasse sich hier nicht absehen.

So sehen es die Eltern

Fast einstimmig war die Tendenz bei den Eltern, dass die Anne-Frank-Schule aus der Friedrichschule und das SBBZ aus der Werkrealschule zurück an ihre früheren Standorte zurückkehren sollten. Die aktuelle Situation mit zwei Grundschulen im Haus der Friedrichschule sei viel zu beengt. Kritisiert wurde auch, dass es zwar immer wieder Gespräche gab, aber immer nur zwischen einzelnen Beteiligten.

Elternbeiratsvorsitzende fordert Runden Tisch

Vera Sedelmeyer, Elternbeiratsvorsitzende der Anne-Frank-Schule, machte deutlich: Die Eltern müssen jetzt informiert werden, wie es im Herbst weitergeht. Drei weitere Jahre mit einem Provisorium seien nicht akzeptabel. Vor allem forderte sie dringend einen Runden Tisch mit allen Beteiligten. Dies sagte Bürgermeister Herdner in der Zeit nach der Fasnet zu.

Nach den Ausführungen des Bürgermeisters stellten die Vorsitzenden der Elternbeiräte, Stefanie Morys (Friedrichschule) und Vera Sedelmeyer (Anne-Frank-Schule), die Position der Eltern dar und hinterfragten auch Aussagen des Bürgermeisters. Unter anderem forderten sie unter dem Motto "kurze Beine – kurze Wege", dass die Anne-Frank-Schule an den Ilben zurückkehrt.

Aktuell gebe es an der Friedrichschule mit 266 Schülern immer wieder kritische Situationen, wenn die Eltern ihre Kinder in die Schule bringen, weil auch die langen Wege für Grundschüler kritisch sind. Die Situation in der Friedrichschule mit so vielen Schülern sei viel zu eng, es gebe kaum Rückzugsmöglichkeiten. Und wenn dann die beiden Grundschulen an einem Standort, wie vom Regierungspräsidium gefordert, zusammengelegt würden, wären plötzlich auch alle 266 Kinder gleichzeitig in der großen Pause.

Mehr Vorbereitungsklassen

Durch die zunehmende Zahl von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen, gerade die Flüchtlinge, werden immer mehr Vorbereitungsklassen notwendig, für die es keinen Platz mehr gibt. Eine Lösung wäre höchstens ein neuer Anbau an die Friedrichschule. Bürgermeister Herdner räumte dies ein, auch durch die Ganztagsbetreuung an der Schule werde zusätzlicher Raumbedarf entstehen. Was dann mit den drei leer stehenden Pavillons geschieht, wollten die Elternbeiräte wissen. Deutlich wurde aber auch, dass die Ganztagsbetreuung bei einer Rückverlegung an den Ilben von der Anne-Frank-Schule zur Friedrichschule verlegt werde.

Auch das SBBZ ächzt

Ähnlich sei die Situation auch für das SBBZ, das aktuell unter beengten Verhältnissen in der Werkrealschule untergebracht ist, die ebenfalls steigende Schülerzahlen verzeichnet. Aktuell gebe es Klassen, die mehr Schüler haben als der Klassenteiler. Wenn sich die Lehrer-Versorgung wieder verbessere, werden so automatisch mehr Klassen entstehen und möglicherweise sogar der Klassenteiler weiter gesenkt werden, bestätigen Bürgermeister Herdner und Rektorin Cornelia Jauch. Gleichzeitig steigen die Geburtenzahlen. Moniert wurde von den Eltern, dass die Busverbindung gerade vom Kussenhof zur Friedrichschule katastrophal sei. Beengt ist die Situation auch durch die Jugendmusikschule, die auf jeden Fall hier bleiben wird. Ein weiterer riesiger Mangel ist das Fehlen eines Sanitätsraums.