Fast schon zum durchgucken: So soll das Stadthaus am Bahnhof gebaut werden. Der Entwurf der Rosenfelder Architektin Nadine Preuhs setzte sich beim Wettbewerb durch. Foto: Preuhs

Nun steht fest, wie das neue Stadthaus aussehen soll, das künftig den Balinger Bahnhofsvorplatz mit prägen wird. Nach einer mehrstündigen Sitzung hat das Preisgericht am Donnerstag die Siegerin des Wettbewerbs gekürt. Jury-Vorsitzender Professor Franz Pesch sagte: "Die Menschen werden dieses Haus lieben."

Balingen - Den besten Entwurf nach Meinung des Preisgerichts, dem neben Pesch auch Vertreter des Gemeinderats sowie Baudezernent Michael Wagner und Stadtplanerin Nadine Wissmann angehörten, lieferte die Rosenfelder Architekten Nadine Preuhs: Das von ihr entworfene Gebäude sei, so Pesch, "aus dem Ort heraus entwickelt", es besteche durch seine offene und leichte architektonische Anmutung, gebe dem Bahnhofsvorplatz eine klare räumliche Fassung und füge sich insgesamt prima in die Umgebung ein. Er sei sicher, so Pesch, dass dieses besondere Objekt die Bedeutung des Bahnhofsvorplatzes, der derzeit grundlegend neu gestaltet wird, als künftig wohl wichtigstem Stadteingang weiter hervorheben werde.

Das so genannte Stadthaus ist das letzte Puzzlestück bei der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Ziel ist, es wie die große Fläche drumherum möglichst bis zur Gartenschau fertigzustellen – ob es 2023 aber schon genutzt werden kann, sei fraglich, so Baudezernent Michael Wagner: Das halte er für "sehr ambitioniert". Denkbar sei, dass das Gebäude im Lauf des Gartenschaujahres öffnen könne.

Mix aus Gastronomie und Feinkostgeschäft

Nutzen wird das Gebäude der B2-Biomarkt mit einem Mix aus Gastronomie und Feinkostgeschäft. Man reagiere damit auf die starke Nachfrage nach gastronomischen Angeboten, die man in der Niederlassung gegenüber an der Bahnhofstraße bemerke, sagte Geschäftsführer Stefan Schopf. Dort aber sei der Raum und die Kapazität der Küche bald erschöpft, zudem kämen sich Biomarkt-Kunden und Mittagesser bisweilen in die Quere. Deswegen der zusätzliche Standort auf der anderen Straßenseite. B2-Mitgeschäftsführerin Sabine Franz sagte, das von Preuhs entworfene Gebäude passe in puncto Transparenz, nachhaltiger Bauweise und ökologischem Ansatz perfekt zur B2-Philosophie.

Dass an dieser Stelle ein neues Gebäude kommen soll, war die Idee des Berliner Büros Holzwarth, das den Gestaltungswettbewerb Bahnhofsvorplatz 2017 gewonnen hatte. Unumstritten war es nicht: Viele Balinger störten sich vor allem am Namen – "Querbau" – sowie am Umstand, dass das Gebäude die gewohnte Sicht auf den Bahnhofsvorplatz einschränkt. Der nunmehr durchgeführte Wettbewerb sowie vor allem der Siegerentwurf von Nadine Preuhs würden, so der Preisgerichtsgerichtsvorsitzende Pesch, sicher zur "Akzeptanz in der Bevölkerung" beitragen.

Großzügige Terrasse um die Ecke

Insgesamt hatte die Bauherrin, das Unternehmen Conzept Immobilien von Joachim Feyrer und Catrin Meiser-Feyrer, auf Wunsch der Stadtverwaltung drei Büros aufgerufen, Ideen für das Gebäude zu entwickeln; neben Preuhs waren das die Balinger Büros Schairer und Wäschle.

Die Rosenfelder Architektin Nadine Preuhs sagte, sie habe sich bei ihrem Entwurf für das Stadthaus von der Umgebung leiten lassen. Das Gebäude führt einerseits die Bahnhofstraße als Einkaufsstraße fort: Von der Straße her ist der Haupteingang für das Feinkostgeschäft und die Gastronomie vorgesehen. Wer um die Ecke auf den Bahnhofsvorplatz geht, findet dort eine großzügige Terrasse.

Fassade besteht fast komplett aus Glas

Zur Bahnhofstraße sowie zum Bahnhofsvorplatz hin besticht das Gebäude durch seine Offenheit – die Fassade besteht fast komplett aus Glas, mit einem friesartigen Element zwichen dem Erd- und dem ersten Obergeschoss. Dabei dient dieses Fries nicht, wie an den umligenden teils historischen Gebäuden, als Deko: darin integriert ist die Lüftung.

Bestimmendes Element im Erdgeschoss ist die 15 Meter lange Holztheke des Mitnahme- und Bistrobereichs, die Besucher zudem zur Treppe hinauf ins Obergeschoss führt. Dort sind unter dem offenen Holztragewerk der Decke weitere Sitzplätze in Richtung Bahnhofsvorplatz vorgesehen, außerdem eine Terrasse hin zur Bahnhofstraße. Geteilt wird das Obergeschoss durch die Kaffeebar; im zweiten Bereich sind Veranstaltungsräume vorgesehen. Für den Bau will Preuhs viele natürliche Materialien verwenden – Natursteine, Holz.