Durch Beschäftigungen in Teilzeit und sogenannte Care-Arbeit sind meist Frauen von Nachteilen bei der Rentenhöhe betroffen. Deshalb sind Vorsorgegespräche bei der Deutschen Rentenversicherung besonders wichtig.
Wer sich in jungen Jahren noch keine Gedanken um seine Altersvorsorge gemacht hat, im Laufe seines Arbeitslebens aber nach und nach ins Grübeln gerät, dem sei gesagt: Es ist nicht zu spät, noch etwas zu tun. Bis zum regulären Renteneintritt bleiben selbst Anfang-Fünfzigjährigen immerhin noch fast zwei Jahrzehnte. Allerdings sollten die nächsten Schritte dann wohl überlegt sein, um möglichst viel rauszuholen. Diese Möglichkeiten gibt’s zur Aufbesserung der finanziellen Situation im Alter:
1. Kontenklärung vornehmen
Einmal im Jahr informiert die Deutsche Rentenversicherung (DRV) ihre Versicherten in einem Schreiben über die voraussichtliche Rentenhöhe. Die Zahl errechnet sich aus den bei der Rentenversicherung gespeicherten Daten. Entscheidend ist unter anderem das Durchschnittsgehalt der letzten fünf Jahre. Steigt das Gehalt bis zur Rente an, kann auch der Rentenanspruch noch steigen.
Maßgeblich ist zudem die Anzahl der Versicherungsjahre. Auch Ausbildungs-, Pflege- und Kindererziehungszeiten zählen hier dazu. Wichtig: Die Deutsche Rentenversicherung erfasst diese nicht immer automatisch. Versicherte sollten daher im Rahmen einer Kontenklärung prüfen, ob sämtliche Daten und Zeiten korrekt gespeichert wurden – und gegebenenfalls Nachbesserung fordern, rät Katja Braubach von der DRV.
2. Rentenpunkte zukaufen
Wer früher in den Ruhestand gehen möchte, kann dadurch resultierende Abschläge bei der Rente mit Sonderzahlungen ausgleichen. Dabei verpflichten die Zahlungen nicht zum früheren Renteneintritt. Wer trotzdem regulär in Rente geht, profitiert. „In dem Fall erhöhen diese Sonderzahlungen einfach die normale Rente“, sagt Jan Scharpenberg vom Ratgeberportal „Finanztipp“. Die Vorteile: Die Einzahlungen sind steuerlich zu 100 Prozent absetzbar, der Wert der Rentenpunkte garantiert.
Die Nachteile: Um die Rente wesentlich zu erhöhen, sind Sonderzahlungen zu leisten. Noch dazu kann das eingezahlte Kapital nicht vorzeitig abgezogen werden, es fließt erst im Alter über die Rente häppchenweise zurück. Wer zeitig stirbt, macht unter Umständen ein schlechtes Geschäft.
3. Betriebliche Altersvorsorge abschließen
Eine weitere Möglichkeit: der Abschluss einer betrieblichen Altersvorsorge. Dazu rät Max Schmutzer von der Stiftung Warentest. Das Schöne daran: Arbeitgeber sind in Deutschland verpflichtet, mindestens 15 Prozent der Beiträge zuzuschießen. Laut Schmutzer geben viele Arbeitgeber aber freiwillig mehr. Jan Scharpenberg empfiehlt diese Option erst ab einem Arbeitgeberzuschuss von 25 Prozent.
Ein weiterer Vorteil: Bei der späteren Auszahlung einer betrieblichen Altersvorsorge müssen bis zu einem Freibetrag von 169,75 Euro pro Monat keine Krankenkassenbeiträge gezahlt werden. Diese würden bei höheren Betriebsrenten zwar die Attraktivität mindern. Wer aber ohnehin erst spät mit der Einzahlung beginnt, baut sich unter Umständen nur eine kleine Zusatzrente auf und fällt unter die Grenze.
4. In Wertpapiere investieren
„Bessere Renditeaussichten gibt es, wenn man auch mit Aktien-ETFs für das Alter spart“, sagt Schmutzer. Das sollte aber nur tun, wer mindestens zehn, besser noch 15 Jahre ansparen kann, ehe das Geld gebraucht wird. So können zwischenzeitliche Börsentiefs ausgesessen werden. Schmutzer empfiehlt dafür einen Sparplan auf einen weltweit streuenden Indexfonds (ETF), zum Beispiel orientiert am MSCI World. Der sei bei vielen Banken schnell und unkompliziert eingerichtet, habe niedrige laufende Kosten und in der Vergangenheit im Schnitt sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet. Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge rät, die Sparrate auf mehrere Anleihen- und Aktien-ETFs zu streuen. „Das mindert die Volatilität des Gesamtportfolios.“
So könnten die stabileren Anleihen-ETFs zuerst für die Auszahlung im Alter herangezogen werden, während den Aktien-ETF noch Zeit zum Zulegen bleibt.
5. Renteneintritt aufschieben
Wer bereits wenig Rente erwartet, sollte besser nicht auch noch früher in den Ruhestand eintreten. Denn jeder Monat des vorgezogenen Renteneintritts kostet Ruheständler 0,3 Prozent ihrer monatlichen Rentenzahlung – und zwar für immer.
Wer aber gesund und fit ist, kann sich überlegen, den Renteneintritt über das reguläre Eintrittsdatum hinaus aufzuschieben – sofern der Arbeitgeber mitspielt. Für jeden weiteren Monat gibt es dann 0,5 Prozent mehr Rente – zusätzlich zu den ohnehin steigenden Rentenansprüchen dank der weiteren Einzahlungen.
6. Jobben trotz Rente
Anstelle des Rentenaufschubs können Sie auch regulär in den Ruhestand gehen, nebenher aber weiter arbeiten. Auf die Rentenzahlung hat das inzwischen keine negativen Auswirkungen mehr. „Seit dem Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen für Altersrentner ist ein unbegrenzter Nebenverdienst ohne Rentenkürzung möglich“, sagt der Experte Jan Scharpenberg.
7. Kassensturz machen
Sie würden gerne etwas für Ihre Altersvorsorge tun, haben am Monatsende aber kaum etwas dafür übrig? Dann kann es helfen, die aktuellen Ausgaben auf den genauen Prüfstand zu stellen. Dazu zählen beispielsweise die Belastungen für Streaming- oder Fitnessstudio-Abos. Jan Scharpenberg empfiehlt zudem, die Strom-, Gas- und Handyverträge regelmäßig zu vergleichen und gegebenenfalls auch zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.
Intensivgespräche
Frauen
47 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter sind in Teilzeit beschäftigt. Bei den Müttern beträgt dieser Anteil sogar knapp 64 Prozent, während nur rund sieben Prozent der Väter sich für eine Teilzeittätigkeit entscheiden, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Von der sogenannten Care-Arbeit, die Frauen für ihre Kinder oder auch die Pflege von Angehörigen unentgeltlich leisten, profitiert die Gesellschaft. „Für die Frauen aber ist sie ein Nachteil, nicht nur, weil sie weniger verdienen, sondern auch, weil sie im Ruhestand mit einer deutlich geringeren Rente auskommen müssen als Männer“, sagt Una Großmann, Pressesprecherin der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV). Insbesondere wenn Versicherte über weite Teile ihres Arbeitslebens in einem gering entlohnten Beruf oder in Teilzeit tätig sind, wirkt sich das negativ auf die spätere Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung aus. Da das Thema sehr komplex ist, bietet die DRV ihren Versicherten spezielle Gespräche zur Altersvorsorge (AVOR) an.