Begegnungen, Glücksmomente, Erschütterungen: Viele finden nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben Zeit, um ihre Erinnerungen schriftlich festzuhalten. Foto: shurkin_son - stock.adobe.com

Wie gehaltvoll und originell Arbeiten von über 70-Jährigen in den Bereichen Literatur, Wissenschaft, Musik und Theater sein können, zeigt der Wettbewerb der Stiftung Kreatives Alter in der Schweiz. Auch zahlreiche Baden-Württemberger nehmen regelmäßig daran teil. Mit Erfolg.

Kreativität hat nichts mit dem Alter zu tun. Das weiß jedes Kind – auch wenn die ersten Zeichnungen des Nachwuchs oft mehr bewundert werden als Schöpferisches von Erwachsenen – wenn sie nicht gerade das Schreiben, Forschen, Musizieren oder Komponieren zum Beruf gemacht haben. „Unsere Gesellschaft neigt dazu, das schöpferische Schaffen im Alter, weil es freiwillig ist, unbesehen dem Sektor Hobby und Freizeit zuzuordnen. Damit wird die Ernsthaftigkeit ignoriert, mit der gerade ältere Menschen ihre – oft während Jahrzehnten aus allerlei Gründen aufgestaute – Kreativität nun kompromisslos umsetzen“, ist sich die Stiftung Kreatives Alter in Zürich sicher. Die Stiftung zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich zum Ziel gesetzt hat, die Kreativität von Menschen im dritten Lebensalter zu fördern. Sie wurde im Jahr 1990 von Bankier Dr. Hans Vontobel (1916 bis 2016) gegründet – er war damals 74 Jahre alt.

 

Die Idee

In einem Interview sagte er einmal: „Ich war schon lange der Überzeugung, dass man alten Menschen weiterhin die Möglichkeit geben muss, sich auszuzeichnen, zu zeigen, welche Leistungen sie noch vollbringen können. So entstand der Grundgedanke der Stiftung Kreatives Alter.“

Sein Ansatz ist heute noch aktueller als vor 30 Jahren. Für Personen, die grundsätzlich geistig aktiv bleiben wollen, Herausforderungen suchen und etwas leisten möchten, will die Stiftung Kreatives Alter deshalb Anstöße geben und so zugleich den schöpferischen Leistungen älterer Menschen öffentliche Aufmerksamkeit schenken.

Geldpreise und Urkunden

Seit ihrer Gründung schreibt die Stiftung alle zwei Jahre in diesem Sinne einen Wettbewerb aus. Die eingesandten Werke sollen dabei keine Fortsetzung der früheren beruflichen Tätigkeit sein. Die Themenbereiche umfassen nicht nur Lebensbeschreibungen, literarische Werke, Sachliteratur und wissenschaftliche Werke, sondern auch Theateraufführungen von Laienspielgruppen, Filme sowie musikalische Aufführungen und Kompositionen von Amateuren. Einzig der Bereich der bildenden Kunst bleibt aus Beurteilungs- und Kapazitätsgründen vom Wettbewerb ausgeschlossen.

Die Stiftung vergibt pro Wettbewerb zehn bis zwölf Geldpreise und 20 Anerkennungsurkunden. Die Bewerber müssen bei Abfassung der Arbeit das 70. Lebensjahr vollendet haben. Die Ausschreibung ist international, Arbeiten können von einer Einzelperson oder von Personengruppen auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Romanisch oder Englisch abgefasst sein. Die Auszeichnung gilt in erster Linie der Kreativität einer Arbeit.

Einsendungen aus der Region

Auch aus Baden-Württemberg gab es schon zahlreiche Teilnehmer und Gewinner. Sie stammen unter anderem aus Villingen-Schwenningen, Offenburg, Tübingen, Ulm, Straubenhardt und Tettnang. Die Themen reichten von Biografien über Romane, Theaterstücke und Sachbücher bis hin zu musikalischen Kompositionen.

Zur Begutachtung der jeweils rund 500 eingesandten Arbeiten stehen dem zehnköpfigen Stiftungsrat noch rund 300 Fachexperten zur Seite, teilt die Stiftung auf Anfrage mit. Schließlich werden in mehreren Arbeitssitzungen die Preisträger und Empfänger von Anerkennungsurkunden ermittelt. „Beim Wettbewerb ist es wie bei Olympischen Spielen: Schon allein die Teilnahme ist wichtig“, heißt es aus Zürich. Als Höhepunkt eines jeden Wettbewerbs findet alle zwei Jahre Ende Oktober in Zürich eine öffentliche Preisverleihungsfeier statt.

Einsendungen sind bis 30. April 2025 möglich. www.stiftung-kreatives-alter.ch / kreatalter@vontobel.com.