Erbschaften tragen für mehr Menschen zur Alterssicherung bei, aber in der breiten Massen können sie mögliche Rentenlücken nicht schließen. Foto: Gerhard Seybert - stock.adobe.com/Gerhard Seybert

In Baden-Württemberg verzeichnet die Finanzverwaltung mehr als 29 500 Erbschaften und Schenkungen mit einem Vermögen im Wert von 12,4 Milliarden Euro. Am meisten werden Bankguthaben, Wertpapiere, Versicherungen und Hausrat weitergegeben.

Zur privaten Rentenvorsorge tragen auch Erbschaften bei. Denn wer in seinem dritten Lebensabschnitt auf eine Eigentumswohnung oder ein gut gefülltes Sparkonto zugreifen kann, das ihm die Eltern hinterlassen haben, steht deutlich besser da. Die Frage, wie gut man im Alter versorgt ist, entscheidet sich deshalb oft über eine zweite Frage: Bin ich Erbe oder nicht?

 

Wie viel wird hierzulande vererbt?

Die Antwort: Man weiß es nicht so richtig. Amtliche Statistiken, wie viel genau vererbt und verschenkt wird, gibt es nicht. Offiziell erfasst werden nur jene Vermögensübertragungen, für die von den Finanzämtern eine Steuerzahlung festgesetzt wird – und die kann auch mal null Euro betragen. Insbesondere kleinere Erbschaften werden nicht berücksichtigt. Experten gehen jährlich von etwa 250 Milliarden Euro aus, die in Deutschland vererbt oder verschenkt werden.

2023 hat die Finanzverwaltung in Baden-Württemberg mehr als 29 500 Erbschaften und Schenkungen mit einem Vermögen im Wert von 12,4 Milliarden Euro steuerlich veranlagt.

Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes stieg damit die Zahl der Vermögensübergänge, bei denen ein positiver steuerpflichtiger Erwerb vorlag, gegenüber dem Vorjahr leicht um 1,9 Prozent. Angestiegen war dagegen der Gesamtwert der Vermögensübergänge (4,5 Prozent). Ebenfalls gestiegen ist der durchschnittliche Vermögenswert je Übertragung mit fast 420 000 Euro je Fall. Im Vorjahr lag dieser bei 410 000 Euro. Ohne Berücksichtigung von Verbindlichkeiten entfielen demnach 4,2 Mrd. Euro auf Grundvermögen (41,1 Prozent) und ein Anteil von 0,8 Mrd. Euro (8,3 Prozent) auf Betriebsvermögen. Der größte Teil des Nachlasswertes (50 Prozent) umfasste mit 5,0 Mrd. Euro sonstiges Vermögen wie Bankguthaben, Wertpapiere, Versicherungen und Hausrat.

Die Geldströme verteilen sich sehr ungleich: Wer selbst wenig Geld durch seine Arbeit verdient, der erbt in der Regel auch wenig. Wer dagegen viel hat, dem wird auch als Erbe viel gegeben.

Wer profitiert?

Die Hälfte aller Erbschafts- und Schenkungssummen, so heißt es in einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), fließt an die reichsten zehn Prozent der Begünstigten. Die Erbschaftswelle verschärfe auf diese Weise die absolute Vermögensungleichheit.

Auf die Frage, ob Erbschaften künftig eine größere Rolle bei der Finanzausstattung im Alter spielen werden, gibt es deshalb eine gemischte Antwort: Die Erbwahrscheinlichkeit und das Erbvolumen werden zwar in Deutschland immer größer.

Aber es profitiert nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in nennenswertem Umfang von diesem Trend. Erbschaften tragen also für mehr Menschen zur Alterssicherung bei, aber in der breiten Masse können sie mögliche Rentenlücken nicht schließen.

Wie wird aus Vermögen eine Zusatzrente?

Wer zu den Glücklichen zählt und mit einem geerbten Geld- oder Immobilienpolster ausgestattet ist, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Mit welcher Strategie soll er das Vermögen zur Finanzierung des eigenen Lebensabends einsetzen?

Gehört eine Eigentumswohnung zum Erbe, kann diese regelmäßige Mieteinnahmen zur Aufbesserung der Rente liefern. Wertvoller Erbschmuck lässt sich versilbern und finanziert vielleicht eine zusätzliche Traumreise. Wer Bargeld vererbt oder geschenkt bekommt, kann einen Teil vom Konto abheben und ausgeben.

Ein Klassiker ist die „Sofortrente“: Hier zahlt der Kunde sein Kapital in eine private Rentenversicherung ein und erhält vom Versicherer lebenslang eine Zusatzrente. Alternativ gibt es den „Bankauszahlplan“: Dabei fließt von einem Anlagekonto bei einer Bank oder Bausparkasse monatlich eine feste Summe ab – bis es leer ist. Für Hausbesitzer gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Sie können mit einer „Immobilienrente“ für ein regelmäßiges Zusatzeinkommen sorgen und trotzdem im eigenen Heim wohnen bleiben.

Regelmäßiges Zusatzeinkommen