Zunftmeister Ralf Banholzer (links) und Winfried Hecht haben die Zunftbroschüre im Gasthaus "Goldener Becher", dem Zunftlokal der Ofensetzer, Kaminfeger und Plattenleger, präsentiert. Foto: Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Winfried Hecht bringt Broschüre zu Ofensetzern, Kaminfegern und Plattenlegern heraus

Rottweil. Rottweil hat ein reiches und lebendiges Zunftwesen, das nahezu einzigartig sein dürfte. In einer neuen Broschüre hat sich der Historiker Winfried Hecht mit der Geschichte der Rottweiler Ofensetzer, Kaminfeger und Plattenleger beschäftigt.

In Rottweils Zunftgeschichte und Zunftgeschichten kennt sich Winfried Hecht bestens aus. In den vergangenen Jahren hat er nicht nur sein Buch über die Rottweiler Zünfte neu aufgelegt, sondern auch für jede Zunft eine eigene Broschüre erstellt. Dieser Tage wurde das – orangefarbene – Heftchen der Zunft der Rottweiler Ofensetzer, Kaminfeger und Plattenleger präsentiert.

Auf 16 umfangreich illustrierten Seiten, mit Bildern von Berthold Hildebrand und Martina van Spankeren-Gandhi, ist die Geschichte der "Zunft mit drei Wurzeln" aufgezeigt.

Die Zunft in ihrer heutigen Zusammensetzung besteht zwar erst seit den 1960er-Jahren, aber dennoch sind in ihr überwiegend Handwerker, also durchaus auch Ofenleger, Kaminfeger und Plattenleger vertreten – darauf sind die Mitglieder besonders stolz. Die einzelnen Zünfte sind natürlich weitaus älter.

"Unter den drei Handwerken lassen sich die Ofensetzer uneingeschränkt auf die Tradition der Rottweiler Hafner zurückführen", schreibt Hecht. Und diese Tradition reiche sogar bis ins Jahr 1377 zurück, lässt der Historiker wissen. "Auch aus römischer Zeit sind bereits Töpfer bekannt", sagt er.

Feuer in der Stadtwaren sehr gefürchtet

Das Kaminfegerhandwerk indes kam auf, als man seit dem 16. Jahrhundert auch in den Rottweiler Häusern mehr und mehr geschlossene Kamine setzte, die nicht zuletzt aufgrund des Brandschutzes regelmäßig gekehrt werden mussten, denn bekanntlich waren Feuer in der Innenstadt sehr gefürchtet.

Welche wichtige Bedeutung der Kaminfeger in der Stadt gehabt haben muss, zeigt nicht zuletzt die Figur des "Kemichfegers" im Herrenkramerschen Kripple.

Eine neue Zunftfahne gibt es seit dem Jahr 2018. Martina van Spankeren-Gandhi hat sie gestaltet, auf orangefarbenem Grund – daher auch die Farbauswahl für das Buchcover, das ansonsten noch das gemeinsame Wappen ziert. Zunftmeister Ralf Banholzer, der das Amt 2012 von Karl Nagel übernommen hat, betont, wie wichtig das im kirchlichen Brauchtum verankerte Zunftwesen als Bindeglied zur Reichsstadtzeit ist.

Winfried Hecht hat die Broschüre in mehrere Kapitel gegliedert. Nach dem Grußwort des Zunftmeisters folgt ein Kapitel über die "Zunft mit drei Wurzeln", im dritten Kapitel geht es um die Hafner, dann geht es um die Kaminfeger und Ziegler und letztlich um die Beschreibung der Zunft bis in die Gegenwart. Dank der Unterstützung durch die Rottweiler Zünfte, das Schornsteinfegermuseum in Villingedorf und den Geschichts- und Altertumsvereins konnte das Heftchen realisiert werden, betont Winfried Hecht.