Von ursprünglich zehn Zughalten am Friesenheimer Bahnhof gibt es seit mit einer Änderung des Fahrplans nur noch zwei. Das wird sich bis zur Realisierung des dritten und vierten Gleises nicht ändern.
Halbstundentakte sind in Friesenheim vor vier Jahren weggefallen, dafür wurden die Stundentakte aufgestockt, um eine bessere Verlässlichkeit zu erzielen. Laut Matthias Lieb, der sich im Auftrag des Verkehrsministeriums als „Qualitätsanwalt für die Fahrgäste“ in Baden-Württemberg um deren Belange kümmert, erhielt Friesenheim gar mit einem Stundentakt eine bessere Merkbarkeit.
Lieb analysiert die Herausforderungen im ÖPNV und berät das Land bei Verbesserungsvorschlägen. Verständnis zeigte Lieb gegenüber dem Wunsch der Fahrgäste nach mehr Zughalten, jedoch seien diese in der aktuellen Situation, wie sie auf der überlasteten Rheintalstrecke gegeben ist, nicht umsetzbar. Im Gespräch mit der Redaktion betonte Lieb, dass Friesenheim seit dem neuen Fahrplan eine Aufwertung und eine Erhöhung der Fahrgastzahlen um etwas mehr als 30 Prozent verzeichne. Lieb spricht von Verstetigung des Fahrplans, weil es einen verlässlichen Stundentakt gebe, der sich bei den Fahrgästen verinnerliche und zu einer wichtigen Merkbarkeit des Fahrplanes geführt habe. „Im Vergleich zu 2019 haben wir eine Erhöhung der Haltestopps von 37 auf 45“, betont Lieb. Hinzu käme eine Erhöhung der Fahrgastzahlen für das zweite Halbjahr 2023 von 611 Ein- und Ausstiegen von Montag bis Freitag. Im zweiten Halbjahr 2019 waren es noch 462 Fahrgäste. In Friesenheim werde oft der Vergleich mit Orschweier angebracht. Dort sei jedoch der Bedarf für den Zugverkehr um ein Vielfaches höher und liege bei 60 Zughalten bei 1961 Ein- und Ausstiegen von Montag bis Freitag, so Lieb.
Zughalte lassen sich technisch nicht einführen
Technisch ließen sich nicht mehr Zughalte einführen, weil diese an anderer Stelle wegfallen müssten, wo wesentlich mehr Fahrgäste die Bahn nutzten. Anderswo sei die Betroffenheit höher. Abends werden die Halte im Stundentakt ebenso stärker genutzt, teilte Lieb weiter mit. Der Bahnhof in Friesenheim liege stark abseits, was sowohl für Einwohner als auch für Anwohner in Umlandgemeinden die Wahl für die Bahn erschwere. Der Bus binde Friesenheim in Richtung Offenburg stündlich an, aber mit längerer Umsteigezeit. Am Bahnhof sei die Bushaltestelle nicht erkennbar. Wichtig sei für die Bahnnutzer die Merkbarkeit und Verlässlichkeit des Stundentaktes – und diese sei gegeben. Mehr sei bis zum Ausbau des dritten und vierten Gleises nicht drin.
Nach Rücksprache mit Harald Wendle, Sprecher der Bürgerinitiative, vermisst er jegliche Rückmeldung aus dem Verkehrsministerium und hofft jetzt auf „längst fällige Antworten“. Offen zeige er sich auch gegenüber Zahlen. Aber es gehöre zum guten Ton, dass auf Briefe und Anfragen auch geantwortet werde.