Die Kita St. Josef in Oberwolfach wird erweitert und vorraussichtlich ab dem Frühjahr 2023 auf zwei Gebäude aufgeteilt. Foto: Dorn

Die Gemeinde schafft in diesem Jahr neue Kindergartenplätze und hat damit fünf auf Reserve anzubieten. Wie es im kommenden Jahr aussieht, ist allerdings noch unklar – die Caritas mache der Gemeinde gerade einen Strich durch die Rechnung.

Oberwolfach - Die Kindergartenbedarfsplanung für die Jahre 2022/2023 und 2023/2024 ist im Nachgang an die Sitzung des Bildungsausschusses Thema im Oberwolfacher Gemeinderat am Dienstagabend gewesen. "Wir schauen mit der Nase noch aus dem Wasser", befand Bürgermeister Matthias Bauernfeind ob der auf Kante genähten Kindergartenplätze im Familienzentrum. Diese beinhalten auch schon die neu geschaffenen Räumlichkeiten im Obergeschoss des Gebäudes Spinnerberg 1, für September 2022 können 125 Plätze und damit ein Puffer von fünf Plätzen angeboten werden.

Für 2023 strebe man im Rathaus an, um im Bild zu bleiben, auch wieder den "Kopf aus dem Wasser heben zu können" und hatte beim kirchlichen Träger die Erweiterung um eine weitere Kindergartengruppe unter Nutzung der neu hinzugekommenen Räumlichkeiten angefragt.

Diese Erweiterung wurde vom zuständigen Referat der Erzdiözese ebenso abgelehnt wie die Option, eine Naturgruppe in den Kindergarten zu integrieren oder die Naturgruppe als eingruppige Einrichtung unter kirchlicher Trägerschaft zu führen. Für die Gemeinde bestünde daher als einzige Option ein Neubau des Familienzentrums, um den Raumwünschen aus Freiburg zu entsprechen, die damit verbundene Millioneninvestition könne die Gemeinde allerdings nicht stemmen, so Bauernfeind.

Sprecher aller drei Fraktionen enttäuscht

Sprecher aller drei Fraktionen zeigten sich enttäuscht über die fehlende Kompromissbereitschaft der Caritas als Träger des Familienzentrums und machten dies nicht nur an den von der Verwaltung vorgelegten ablehnenden Gutachten zur dringend benötigten Lösungsalternative "Naturgruppe" fest.

Auch in der Sitzung des Bildungsausschusses waren jegliche Vorschläge der Gemeinde unter Verweis auf die höheren Qualitätsanforderungen einer Kindertageseinrichtung unter Trägerschaft der Caritas abgebügelt worden. 2023 könne die Gemeinde Oberwolfach nicht mehr allen Eltern einen Kindergartenplatz anbieten "und unser jahrzehntelanger Partner lässt uns ein bisschen im Regen stehen", machte Bauernfeind seinen Gefühlen Luft.

Die Räte bekundeten unisono die Wertschätzung für die von den Erzieherinnen geleistete Arbeit mit den Kindern und forderten auch mit Rücksicht auf die Arbeitsplätze noch einmal einen letzten Runden Tisch mit Verwaltung, Caritas, Vertretern der Seelsorgeeinheit und den Mitarbeiterinnen des Familienzentrums.

Dabei müsste auch die Kirchengemeinde in Person von Pfarrer Hannes Rümmele Farbe bekennen, ob ein Kindergarten unter katholischer Trägerschaft überhaupt noch gewünscht sei, immerhin sei der Kindergarten der Ort, an dem die Familien niederschwellig mit der Kirche in Kontakt kommen könnten.

Der Beschluss zur Kindergartenbedarfsplanung wurde dahingehend geändert, dass noch vor den Sommerferien in einem gemeinsamen Gespräch mit allen Beteiligten der Kindergartenbedarfsplan für das Jahr 2023/2024 beraten werden soll mit der Maßgabe, dass allen Kinder ein Kindergarten- beziehungszweise Krippenplatz in einer von einem einzigen Träger betriebenen Einrichtung angeboten werden soll und dass auch die momentan unter Trägerschaft der Gemeinde betriebene Hortgruppe unter dem Dach dieses Trägers Platz findet. Wünschenswert sei, dass dieser Träger weiterhin die Caritas sei. Wenn keine Übereinkunft gefunden werden könne, behalte sich die Gemeinde die fristgerechte Kündigung des Vertrags und den Betrieb des Familienzentrums in Trägerschaft der Gemeinde Oberwolfach vor.

Die gesetzlichen Voraussetzungen an den Betrieb eines Kindergartens mit sieben Gruppen, einer Naturgruppe und einer Hortgruppe seien alle erfüllt, so Bauernfeind und mit den bisher an die Kirche gezahlten Mitteln für die reine Kindergarten-Verwaltung müsse nötigenfalls eben eine neue Halbtagsstelle im Rathaus finanziert werden.

Über die Kita

Im Kindergarten St. Josef in Oberwolfach gibt es aktuell 132 Kindergarten- und Krippenplätze, mit dem Ausbau des Gebäudes Am Spinnerberg 1 dann insgesamt 145. Die Kinder sind auf sieben Gruppen aufgeteilt. Die Kosten für die Erweiterung betragen rund 400 000 Euro.