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Seit zwei Wochen dürfen nun auch die Hausärzte den Corona-Impfstoff verabreichen. Sie könnten weit mehr Personen impfen, als sie Impfstoff zur Verfügung haben, aber es ist auch ein hoher Verwaltungsaufwand.

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Bad Dürrheim - Internist Klaus Götz bekam in der ersten Woche 36, in der zweiten 30 Impfdosen. Die Vorbereitungen für die Impftermine gestalteten sich für ihn umfangreich. So saß er an Karfreitag drei Stunden in der Praxis und erstellte eine Liste für die priorisierten Patienten in seiner Kartei, wie er berichtet. Zu diesen gehören im Moment beispielsweise die über 80-Jährigen, Personen mit Vorerkrankungen, Tumorpatienten oder auch Lungenkranke. Es sei viel Arbeit und eine große Aufgabe gewesen, da eine richtige Auswahl zu treffen, so Götz.

Ein hoher Zeitaufwand war und ist die Terminvergabe, die Personen müssen durchtelefoniert werden. Er sei erstaunt gewesen, wie viele dann doch schon im Impfzentrum zumindest die erste oder auch schon beide Impfdosen bekommen hatten. Er schätzt, dass es gut die Hälfte der über 80-Jährigen waren. Er selbst hatte auch viele Anfragen: "Ich hätte das Zehnfache verimpfen können."

Hoher Aufwand bei Verwaltung und Organisation

Diejenigen, die einen Termin bekamen, erhielten im Vorfeld den Einverständnisbogen, dieser musste zum Impftermin mitgebracht werden. Es folgten die Prüfung, ob dieser richtig ausgefüllt war, ein Aufklärungsgespräch und Fragen zur Impfung – wobei es für Letzteres sehr wenig Bedarf gab – erläutert Götz.

Nach der Impfung mussten die Patienten 15 Minuten warten. Da musste in der Praxis schon jede Ecke ausgenutzt werden, damit der Mindestabstand eingehalten werden konnte. Manche Patienten, die zur Impfung kamen, mussten auch zeitweise gebeten werden, draußen zu warten. Oder es musste beim Impfen eine Pause eingelegt werden.

Der Verwaltungsaufwand geht jedoch noch weiter. Es muss in der Krankenakte alles dokumentiert, für die Abrechnung vorbereitet und die Anzahl der Impfungen tagesaktuell ans Robert-Koch-Institut gemeldet werden.

Weniger Akzeptanz für Astrazeneca

In den ersten beiden Wochen erhielt er Biontech für die Impfung, ab nächster Woche wird paritätisch an die Ärzte auch Astrazeneca verteilt. Hier befürchtet Klaus Götz, dass die Verimpfung dann schleppender vorangeht und Termine offen bleiben, weil dem Impfstoff die Akzeptanz fehlt. "Die Leute lehnen Astrazeneca zu 90 Prozent ab." Wobei er selbst auch damit geimpft worden sei und es gut vertragen habe. Dass die Hausärzte jetzt impfen dürfen, halte er für sehr sinnvoll.

Was den Arzt jedoch ärgert: Für die kommende Woche habe er gerade einmal zwölf Impfdosen zugewiesen bekommen, das sei skandalös. Wenn es so laufe, dann sollte man lieber gar nichts schicken, moniert er.

Minister verneint Bevorzugung der Impfzentren

Noch am Donnerstag hat sich der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetscheck (CSU), Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz im Morgenmagazin von ARD und ZDF zum Thema der Ungleichbehandlung geäußert. Man werde sehen, wie man im Mai die Lieferungen bekomme und diese auch immer in der Gesundheitsministerkonferenz besprechen.Es gebe zwei Säulen: die Impfzentren und die Hausärzte. Er hoffe, dass bald die Betriebsärzte dazu kommen werden. Und weiter: Er gehe davon aus, dass sich das "einpegeln" werde – ohne dies näher zu erläutern. Auf die Frage, ob die Impfzentren den Hausärzten vorgezogen würden, erklärte er: "Nein, es geht nicht um vorziehen" und "es gehe um ein kluges System."

Die Hausarztpraxis von Karin Todoroff in Bad Dürrheim wurde bereits Anfang März als eine der etwa 40 Pilotpraxen in Baden-Württemberg ausgewählt. Rund 50 Impfdosen erhielten diese Praxen pro Woche. Seit dem 9. März impft die Allgemeinmedizinerin ihre Patienten, viele hätten sogar schon beide der benötigten Impfungen erhalten. Die Reihenfolge wird von der Praxis nach der Prioitätenliste des RKIs festgelegt – wie immer gilt: die Alten und Kranken sind zuerst an der Reihe.

Als Pilotpraxis schon über 200 Dosen verimpft

Schon mehr als 200 Dosen seien in ihrer Praxis bereits verimpft worden, so Todoroff. Viele der Patienten bervorzugen einen Termin bei dem Hausarzt, sagt sie, und einige hätten daher sogar ihre Termine im Impfzentrum abgesagt. Die Impfbereitschaft sei groß – viele der Anfragen habe sie jedoch auch schon absagen müssen, mangels Impfstoff. "Der reicht nie", so die Hausärztin.