Kommt nun doch das 30er-Schild für ganz Salzstetten? In der jüngsten Ortschaftsratssitzung wurde dieses wiederkehrende Thema erneut zur Debatte gestellt. Foto: Wagner

Bereits im vergangenen Monat waren zwei Einwohner im Ortschaftsrat mit ihrem Anliegen vorstellig, die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h im Ort zu reduzieren. Anna Mangold und Oliver Klink machten es sich zur Aufgabe, Unterschriften von Bürgern im Ort zu sammeln, welche sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 oder 40 km/h aussprechen. Die Hauptstraße, Heubergstraße sowie Sommerhalde seien stark frequentiert, und auch im Neubaugebiet werde nach deren subjektiver Einschätzung viel zu schnell gefahren.

Waldachtal-Salzstetten - Auch in der Dorfstraße und Freudenstädter Straße kamen die beiden mit den Anwohnern ins Gespräch und sollen dabei erfahren haben, dass die Tempo-Debatte bereits seit zwanzig Jahren geführt werde.

78 Unterschriften übergaben Mangold und Klink an Ortsvorsteher Friedrich Hassel mit der Anregung, dass in der Sommerhalde und "Im Erlen" ein Geschwindigkeitsmessgerät aufgestellt werden sollte. Ein weiterer Bürger regte ferner an, dass dieses auch in der Freudenstädter Straße in Richtung Kreuzacker installiert werden sollte.

Sind es vor allem die Anlieger selbst, die im Ort zu schnell fahren?

Bernd Schittenhelm machte darauf aufmerksam, dass es sich beim Verkehr im Neubaugebiet lediglich um den Anlieger- und Baustellenverkehr handele. Wenn dort zu schnell gefahren werde, dann handele es sich sinngemäß um ein überwiegendes Fehlverhalten von den Anliegern selbst.

Aufgrund der Hinweise aus der Bürgerschaft kam das Messgerät der Gemeinde mehrmals zum Einsatz. "Wir werden die Situation bewerten und entscheiden, wie wir damit umgehen. Das Gros hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung", stellte Hassel fest. Für "scharfe" Radarmessungen sei das Landratsamt Freudenstadt zuständig.

In der jüngsten Ortschaftsratssitzung am vergangenen Dienstag setzte Hassel das Thema auf die Tagesordnung. Er selbst habe Fahrzeuge im Bereich der Hauptstraße beobachtet, die laut seiner Einschätzung mindestens 80 km/h auf dem Tacho hatten. Die in der Sitzung anwesende Bürgermeisterin Annick Grassi machte das Gremium darauf aufmerksam, dass ein Beschluss der Verkehrsschau aus dem Jahr 2018 vorliege, der ermöglicht hätte, in der gesamten Ortschaft Tempo 30 einzuführen. "Dies wollte aber der Ortschaftsrat nicht", erinnerte sich Grassi. "Aber die Anwohner wollen es", behauptete Mangold. Das damalige Gremium unter Führung vom damaligen Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner sprach sich für eine generelle Beschränkung auf 40 km/h in der gesamten Ortschaft aus. Diese Möglichkeit ergebe sich jedoch nur aus dem Kurorte-Erlass und sei auf Durchgangsstraßen beschränkt, stellte die Verkehrsschau fest. Eine Beschränkung auf 40 km/h für das gesamte Ortsgebiet schied somit aus.

Damaliger Ortschaftsrat sprach sich gegen eine Reduzierung aus

Da in Salzstetten überwiegend klassische Wohnstraßen vorhanden sind, wäre allerdings die Einrichtung von Tempo 30-Zonen im gesamten Gebiet möglich, was Fahrner dem Gremium zur Diskussion stellte. Markus Fischer erinnerte damals an Geschwindigkeitskontrollen im Bereich des Kinderhauses. Die Messungen ergaben laut der Aussage von Fischer, dass die häufigsten Überschreitungen von direkten Anwohnern und Eltern, die ihre Kinder abholten, begangen wurden. Katja Lutz erwähnte hierbei, dass es eine ähnliche Situation in der Vergangenheit in der Heubergstraße gab. Auch dort seien bei Geschwindigkeitsmessungen hauptsächlich die direkten Anwohner negativ aufgefallen.

"Wenn die Leute Kinder haben, schreien sie nach Tempo 30"

In der abschließenden Abstimmung sprachen sich fünf Räte gegen das Tempo 30 im gesamten Ort aus, während eine Stimme das generelle Tempolimit befürwortete. In der jüngsten Sitzung gab ein Bürger zu bedenken, die erhöhte Wohn- und Verkehrsdichte bei der Diskussion zu berücksichtigen. Diese sei mit früheren Jahrzehnten nicht mehr vergleichbar. Er selbst habe eine Tochter, die in der Vergangenheit von einem Auto erfasst wurde.

Weitere Anwesende warfen ein, dass in den Neubaugebieten auch mit spielenden Kindern auf der Straße zu rechnen sei. Dies stieß bei einem Bürger auf Unverständnis, welcher betonte, dass eine Straße kein Spielplatz sei. "Wenn die Leute Kinder haben, dann schreien sie alle nach Tempo 30", argumentierte der Einwohner ferner. Hassel führte aus, er tendiere lieber dazu, dass die Gefahr im Ort minimiert wird und verdeutlichte: "Ich hätte kein Problem damit, in ganz Salzstetten ein Tempo 30 auszuweisen."

Das Gremium fasste heuer keinen Beschluss und wollte zuerst das Protokoll der Sitzung aus dem Jahr 2018 in Augenschein nehmen, bevor über die Entscheidung zur Tempo-Debatte gefällt wird.

Hassel appellierte bei der Entscheidungsfindung dennoch an sein Gremium: "Lasst euch das sachgerecht durch den Kopf gehen und stellt euch die Frage, wie ihr entscheiden würdet, wenn das Worst-Case-Szenario eintrifft." Noch deutlichere Worte fand Unterschriftensammler Klink, welcher abschließend betonte: "Ich möchte es keinem Menschen wünschen, dass er einmal zu einem Einsatz gerufen wird, bei dem ein Kind involviert ist."