Der Berliner „Tagesspiegel“ gibt das Gender-Sternchen wieder auf. Viele Leser hatten sich über die Sonderzeichen massiv beschwert.
Der Berliner „Tagesspiegel“ gibt das Gender-Sternchen bzw. den Gender-Doppelpunkt im gedruckten Blatt wieder auf. Künftig soll es im Plural „Politiker und Politikerinnen“ und nicht „Politiker:Innen“ heißen. Das bestätigte eine Sprecherin des Verlags Der Tagesspiegel dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag in Berlin. Der „Tagesspiegel“ hatte vor drei Jahren die Verwendung der Sonderzeichen eingeführt. Inzwischen beschwerten sich zahlreiche Leser über die Sternchen und Doppelpunkte im Sinne sogenannter geschlechtergerechter Sprache. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die neue Linie berichtet.
Es habe sich gezeigt, dass „sich eine stringente und für unsere Leserinnen und Leser nachvollziehbare Verwendung der Sonderzeichen nicht herausgebildet hat“, hieß es in einem Statement der Chefredaktion dazu. Vor allem aus dem Kreis der Print- und E-Paper-Abonnenten sei der Verlag „sehr deutlich darum gebeten (worden), andere Formen der genderneutralen Sprache zu verwenden als den Genderstern oder den Doppelpunkt“. Daher werde man nach einer „Zeit des Experimentierens“ nun weitgehend auf die Verwendung dieser Zeichen verzichten.
Ganz aufgegeben wird das Gendern aber nicht
Ausnahmen seien Gastbeiträge, bei denen der Autor Gendersternchen wünsche, sowie in Antworten in Interviews, wenn dies gewünscht werde, so die Chefredaktion. Weitere Ausnahmen seien etwa zu übernehmende Zitate oder Texte, in denen es um die Verwendung und Veränderung von Sprache gehe. „Sprache befindet sich immer in einem gesellschaftlichen Veränderungsprozess, und wir beobachten diese Veränderungen auch beim Gendern weiter offen.“
Ganz aufgegeben werde das Gendern aber nicht: Man verwende weiterhin Paarformen (Künstlerinnen und Künstler) oder geschlechtsneutrale Bezeichnungen (Studierende). Die Online-Berichterstattung ist den Angaben zufolge von diesem Schritt vorerst nicht betroffen.
Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Deutschen die Gender-Sprache ablehnt. So hatte eine Insa-Erhebung im Auftrag von „Bild“ im Juni ergeben, dass 52 Prozent der erwachsenen Bevölkerung gegen das Gendern sind. Lediglich 18 Prozent waren dafür, 24 Prozent erklärten, ihnen sei das Gendern „egal“. Vier Prozent gaben „weiß nicht“ an.